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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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verraten hatte, für Legion, der nur ein Opfer gewesen war, weiter nichts, für die beiden Frauen, die ermordet worden waren, ohne dass der wirkliche Täter dafür hätte büßen müssen, für Maria, meine verstorbene Frau, und für Jana, meine neue Gefährtin, für meine Tochter Maria, die ich nicht noch ein drittes Mal verlieren wollte. Am innigsten aber betete ich dafür, dass ich die Chance bekäme, meinen Fehler von damals wieder gutzumachen, und eine unschuldige Seele zu retten – zum Ausgleich für die, die ich auf dem Gewissen hatte.
    Ich hoffte, dass es entgegen Elisabeth Klotz' Worten irgendwie doch möglich war, alte Sünden ungeschehen zu machen.
    Dann betete ich für Martin Dädalus und Ludwig Stinglhammer und schwor mir, dass ich alles tun würde, um einen dritten Mord zu verhindern.

4.
    Beten allein hilft nicht, sagte Jana.
    Aber es schadet auch nicht.
    Ich hörte ihr Lachen. Wenn sie amüsiert war, spitzte sie die Lippen und zog eine Schnute wie ein kleines Mädchen.
    Sagt das der Mann, der nur in die Kirche geht, wenn es sich nicht vermeiden lässt?
    Ich starrte auf den Brief. Meine Gedanken überschlugen sich und ich war nicht in der Lage niederzuschreiben, was ich Jana mitteilen wollte – noch nicht einmal, wie sehr ich sie vermisste. Sobald ich mich zwang, das hektische Galoppieren in meinem Kopf anzuhalten, tauchte vor mir das blutverschmierte Gesicht Ludwig Stinglhammers auf, und das von Maria, ebenso verschmiert, wenn auch nicht von ihrem eigenen Blut. Im Licht der Tranlampe zitterten die wenigen Zeilen, die ich mir bereits abgerungen hatte. Ein neuer Brief, doch waren es die alten Sehnsüchte nach meiner Gefährtin.
    Ein neuer Brief, neue Erlebnisse, neue Sorgen. Würde es auch noch einen neuen Mord geben, wenn ich versagte?
    Du glaubst also an Wilhelms Prophezeiung?, fragte Jana in meinen Gedanken.
    Ich glaube, dass das Sterben noch nicht vorüber ist. Und Wilhelm hat zumindest bewiesen, dass er Dinge weiß, die allen anderen trotz ihres Forschens verborgen geblieben sind.
    Ein weissagender König auf dem fettigen Fingernagel eines Knaben?
    Nein, eher dies: nichts zu tun außer seine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute zu stecken.
    Dass er sie in deine gesteckt hat, hat dir im Schwarzen Fass immerhin das Leben gerettet.
    Wusste er, dass Maria zu den Grubenleuten gehörte? Oder wollte er mir lediglich den Versammlungsort der Sektierer zeigen, und die Entdeckung, dass meine Tochter eine von ihnen war, war zufällig hinzugekommen? Was bezweckte er damit, dass er mich auf die Spur der Grubenleute setzte?
    Ich seufzte und legte die Feder beiseite. Der Schlaf, der mich nach dem Besuch der Kapelle geflohen hatte, forderte nun sein Recht. In der Stadt krähten bereits die ersten Hähne. Ich stand auf und stolperte zum Fenster hinüber, um in die im ersten Grau der Dämmerung liegende, in den dicken Glasscheiben schwindelnd verzerrte Welt hinauszusehen.
    Die letzte Frage war leicht zu beantworten: Er wollte, dass ich ihn und seine Methoden ernst nahm und ihn seinen faulen Zauber ausüben ließ. Fanden Gregor und ich den Mörder dann tatsächlich, konnte er behaupten, es sei nur durch seine Mithilfe möglich gewesen. Süßer Ruhm, süßer Ruf in ein reiches Haus und warum nicht gleich an den Hof von Kaiser Friedrich nach Graz, wo die Kredite der Banken und Handelshäuser in die Taschen der dutzendfach am Hof zu findenden Alchimisten und Scharlatane rannen?
    Du glaubst, das ist sein einziges Motiv?, meldete sich Jana erneut zu Wort.
    Verrät uns der Name des dritten Opfers, wer der Mörder ist?
    Wen hast du im Verdacht?, lautete Janas nächste Frage. Ich lächelte. Als Opfer oder als Mörder? Komm schon, Peter!
    Georg Hoechstetter. Karl Hoechstetter. Jos Onsorg. Lutz. Stinglhammers stotternden Schreiber. Hilarius Wilhelm. Den Propst von Sankt Ulrich. Gregor von Weiden. Den Oberpriester der Grubenleute. Albert Klotz. Und noch etwa fünftausend andere Augsburger Bürger.
    Als Mörder oder als Opfer?
    Ich ordne sie in beiden Kategorien ein.
    Du hast Maria vergessen, sagte Jana schließlich.
    Ich starrte bestürzt auf mein Spiegelbild in derFenster-Scheibe, hinter dem sich die Dächer der Stadt aus den Nachtschatten schälten.
    Wenn Martin Dädalus irgendeinen Betrug an Ulrich Hoechstetter geplant hatte und Ludwig Stinglhammer, der seine Rolle als Spitzel so ernst nahm, dass er selbst den Grubenleuten nachgespürt (und seinem Majordomus eine Heidenangst eingejagt) hatte, ihm auf die Schliche

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