Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
etwas verloren. Anweisung von Herrn Karl.« Er streckte sich, und die damit einhergehende Rückenstärkung schwächte meine gespielte Herablassung zusehends.
    »Dann warte ich in seiner Kammer«, erklärte ich und hoffte, er werde darauf eingehen. Die Schlafkammer des Faktors war nur eine Tür weiter.
    »Das geht nicht. Ich bringe Sie nach unten.«
    »Was soll ich unten? Hör zu ...« Ich dachte daran, ihn zu bestechen, doch dazu hatte ich es wohl falsch angefangen. Wütend brach ich ab. War ich unbehelligt bis zum Ziel gekommen, nur um dann entdeckt zu werden? Ich sagte mir, dass ich noch Glück gehabt hatte: Mein Entdecker hätte auch Lutz sein können, und niemand hätte ihn auch nur schief angesehen, wenn er mir daraufhin das Fell über die Ohren gezogen hätte.
    »Bitte kommen Sie.«
    Ich seufzte und warf einen letzten Blick in den Raum, der mir nicht mehr enthüllte als die anderen vorher. Dann folgte ich ihm schweigend die Stufen wieder hinab, den Kopf abgewandt, als ich Schritte hörte, die heraufkamen. Es waren nicht die von Lutz. Ich merkte, dass Elisabeths Nervosität mich angesteckt hatte – die allerschlechteste Grundlage für eine brisante Schnüffelarbeit in einem fremden Haus. Vielleicht sollte ich abbrechen und einfach gehen.
    Der Mann brachte mich zu meinem Missvergnügen in einenRaum im Erdgeschoss, der offensichtlich für wartende Lieferanten und Geschäftspartner geringerer Wichtigkeit gedacht war. Die Küchendüfte hingen schwer darin, und die wenigen Möbel ließen darauf schließen, dass sie für den Rest des Hauses zu schäbig waren. Mein Begleiter ließ mich dort allein und ging, um jemanden zu benachrichtigen, der wiederum Georg Hoechstetter benachrichtigte, dass ich auf ihn wartete. Elisabeth Klotz hatte es geschickt angestellt, mich ins Haus zu schmuggeln, nur war ich nicht in der Lage gewesen, den Vorteil zu nutzen. Hätte ich mich nur ein klein wenig weiter in den Raum begeben, statt gleich hinter der Tür stehen zu bleiben und Maulaffen feilzuhalten, der Dienstbote hätte mich niemals entdeckt. Es war Zeit zu gehen.
    Tatsächlich war es auch deshalb Zeit, weil ich aus der Küche eine raue Stimme hörte, die mir bekannt war. Als ich sie das letzte Mal gehört hatte, hatte sie nach einem Opfer gerufen. Ich spähte vorsichtig um die Tür herum. Lutz stand in der Küche und versuchte mit den Mägden witzig zu sein, was diese, schwitzend zwischen all ihren Aufgaben, widerwillig über sich ergehen ließen. Er lachte und zwinkerte und umfasste eine der jungen Frauen plötzlich von hinten, um beide Hände auf das Oberteil ihres Gewands zu pressen. Ich sah, wie ihr Gesicht versteinerte und ihr Körper erstarrte. Lutz grinste nur und knetete ihre Brüste ganz ungeniert, bevor er die Hände wieder wegzog und das Mädchen mit einem Klaps auf den Hintern davonscheuchte. Es war nicht Elisabeth Klotz gewesen, und ich war froh darüber. Das Mädchen war dunkelhaarig wie Alberts Enkelin, aber zierlicher und blasser und wirkte nur halb so lebendig wie sie. Ich war froh, weil ich nicht wusste, was ich getan hätte, wenn sie es gewesen wäre, die Lutz' greifende Hände hatte erdulden müssen, und weil ich wahrscheinlich genauso auf Zehenspitzen davongeschlichen wäre, wie ich es jetzt tat. Es hätte niemandem genutzt, wenn ich eingegriffen und mich mit Lutz angelegt hätte – außer Lutz selbst, der seinen Triumph über den angeblich Bocksbeinigen hätte auskosten können. Ich verließ das Haus Hoechstetter, so schnell ich konnte.
    Elisabeth Klotz hätte sicher nicht so wehrlos dagestanden, eine Terrine mit Wasser in den ausgestreckten Armen und auf ihren Brüsten zwei haarige, breite Hände, die wohlig das Fleisch kneteten, während hilfloser Abscheu ihr Gesicht erstarren ließ.
    Doch hatte die Küchenmagd meiner Tochter Maria sehr ähnlich gesehen.
     
    Gregor musste kurz vor mir im Fronhof eingetroffen sein. Er stand mit in die Hüften gestemmten Armen da und überwachte die Knechte, die sein Pferd trockenrieben. Aus dem Stall hörte ich Alberts tragende Stimme, der unverständliche Verwünschungen murmelte. Vermutlich versuchte er, Gregors Sattel auf einen Bock zu wuchten, und sein Rücken protestierte mit schmerzhaften Stichen dagegen. Ich hoffte, dass er nicht plötzlich herauskam und in Gregors Anwesenheit von unserem Ausflug in der vergangenen Nacht zu prahlen begann. Gregor rieb sich den Bauch und seufzte.
    »Wie ging's gestern mit Doktor Andreas?«
    Er fuhr herum und starrte mich an. Er sah

Weitere Kostenlose Bücher