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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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andere ist das Spiel von Licht und Schatten.«
    Gregor streckte die Hand aus, zuckte zurück, wagte sich wieder vor und stupste den Kopf aus Rotkohl schließlich an. Er rollte zurück und vor und lag wieder still. Er nahm das Messer am Griff und versuchte es herauszuziehen, doch der Kohl wollte sich nicht lösen und kam mit in die Höhe. Dann glitt die Klinge doch heraus und der Kopf fiel hinab. Gregor fasste instinktiv nach und fing den Kohlkopf auf. Dann riss er die Hand weg und ließ den Rotkohl zu Boden fallen. Er prallte auf den Boden und rollte müde ein paar Handspannen weit davon.
    Gregor betrachtete seine Hand, die schmierig und feucht war, und wischte sie schließlich am Bettlaken ab.
    »Total vergammelter Kohl«, sagte er fast wütend. »Und du riechst einen Leichnam.«
    Ich prustete plötzlich. Gregor sah mich so indigniert an, dass ich noch heftiger prustete und Mühe hatte, nicht in lautes Gelächter auszubrechen.
    »Und du«, platzte ich heraus, »erfindest eine ganze Geschichte, um den Geruch zu erklären.«
    »Ich habe nicht ...« Er stutzte und sah mich empört an. Ich lachte los, hilflos wie ein Klosterschüler, der entdeckt, dass einer seiner Mitbrüder die Kutte zu tief in die Latrine hat hängen lassen. Gregors Augenbrauen zogen sich zusammen, aber seine Mundwinkel fingen an zu zucken.
    »Hör auf«, stieß er hervor. »Man hört dich bis draußen.« Dann lachte er selbst so heftig, dass er sich bog.
    »Warum bin ich bloß mitgekommen?«, wieherte ich.
    »Bei drei«, kreischte Gregor.
    Er versetzte dem Kohlkopf einen Tritt, sodass dieser unter das Bett schoss, wo er mit einem saftigen Geräusch auf etwas prallte und wieder vor unsere Füße gerollt kam. Wir sahen auf ihn hinunter, dann einander an, und das Glucksen verstummte allmählich. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen.
    »Er ist an irgendwas gestoßen«, sagte Gregor.
    Ich bückte mich ächzend und schob die Lampe so weit es ging unter den Bettkasten. Die Zerstörungswut der Dienstboten hatte dem schweren Möbel kaum etwas anhaben können, und so war auch die kleine, eisenbeschlagene Truhe unentdeckt geblieben, die Stinglhammer offensichtlich darunter geschoben hatte. Ich sah nach oben in Gregors gespanntes Gesicht.
    »Wir haben die Dokumente«, sagte ich.
     
    Wir lösten das Problem des fehlenden Schlüssels, indem wir in die Küche zurückkehrten, das aufgebrochene Fenster wieder schlossen, damit uns niemand hören konnte, und die Kiste so oft auf den Steinboden warfen, bis sie zersplitterte. Papierequollen heraus. Gregor bückte sich und schob sie zu einem Stapel zusammen. Es waren nicht viele, alles in allem vielleicht zwei Dutzend. Ich konnte gerade noch einige uneinheitlich geschriebene Buchstaben erkennen, dann richtete Gregor sich auf und hielt sich das Paket vor die Augen.
    »Nein«, sagte er plötzlich und reichte sie mir mit einer Hand, während er mit der anderen die Lampe wegnahm und sie in die Höhe hielt, »das zu lesen gebührt dir.« Er lächelte verzerrt.
    Ich nahm die Blätter und räusperte mich. Tatsächlich war ich äußerst gespannt, was Stinglhammers Unterlagen über Dädalus und den dritten Mann in ihrer unseligen Verbindung enthüllten. Und ich bebte innerlich vor Angst, was sie vielleicht über meine Tochter enthielten.
    »Lies vor«, sagte Gregor.
     
    »Castor sagt, das Geld ist weg.
    Pollux ist wie von Sinnen. Das ganze Geld?
    Castor ärgert sich. Was glaubst du, wen ich alles bestechen musste, um uns einen Anteil zu sichern? Die verdammten Querköpfe wollten doch zuerst keine Fremden in die Sache einbeziehen.«
    »Das ist die Mitschrift eines Gesprächs«, sagte Gregor. »Stinglhammer hat jemanden belauscht oder belauschen lassen und das Gehörte aufgezeichnet.«
    Ich nickte. »Wer ist Castor und wer ist Pollux?«
    »Einer von beiden ist Dädalus.«
    Ich nickte erneut. »Und wer ist der andere?«
    Ich dachte an Hilarius Wilhelms Posse mit dem Pfeifsignal vor dem heidnischen Gräberfeld. »Vermaledeites Verschwörertum«, knurrte Gregor an meiner Stelle. »Kann er nicht einfach die Namen so hinschreiben, wie sie wirklich lauten!«
    »Pollux lacht. Die gute und ehrenhafte Sache.
    Castor lacht auch. Was ein Bischof und ein Papst wollen, ist von den Mächtigen des Himmels gesegnet.
    Pollux: Und Tyrannenmord von den Ehrgeizigen auf der Erde.«
    »Tyrannenmord?«, echote Gregor. »Wovon spricht er?«
    Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass ich es wusste. Meine Spannung verflog und ließ nur noch die Angst um

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