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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Hütte und aus Augsburg.«
    »Ach?«
    »Man wird dir die Morde anhängen. Ich werde sie dir anhängen, wenn du erst mal weg bist, und das mit Freude! Willst du wirklich auf dem Rad enden?«
    Er schüttelte den Kopf, aber es war nicht als Antwort auf meine Frage gedacht, sondern als Ausdruck der Verwunderung über die Torheit meines Ansinnens. Ihm war klar, dass er noch immer alle Vorteile auf seiner Seite hatte, und dass er wirklich als Mörder in Frage kam, glaubte nicht einmal ich.
    »Willst du was mit diesem Stecken anfangen, oder brauchst du ihn, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren?«, fragte er.
    Ich machte eine unsichere Grimasse, und er grinste breit.
    Darauf hatte ich gewartet.
    Als ich einen raschen Ausfallschritt machte, wechselte er den Stand. Ich änderte abrupt meine Bewegung und schlug ihm mit der Stange die Beine weg, sodass er flach auf dem Rücken landete. Dann wirbelte ich die Waffe herum, um sie mit einem Ende in seinen Magen zu rammen, um ihm so die Luft zu nehmen und ihn bewegungsunfähig zu machen.
    Noch während ich es tat, erkannte ich, dass in Wahrheit er mich hereingelegt hatte.
    Er fing den Stoß mit beiden Händen ab. Instinktiv riss ich die Stange zurück, und er benutzte den Ruck, um mühelos mit einem Sprung auf die Beine zu kommen. Ich gab sofort nach, aber er stand schon fest auf den Beinen, und mit einem kleinen Ruck entriss er die Stange meinen Händen, um sie mir dann genau unter dem Brustbein in den Leib zu stoßen.
    Ich fand mich auf dem Boden sitzend wieder, mit dem Gefühl, jemand habe flüssiges Blei in meine Eingeweide gegossen. Vergeblich versuchte ich Atem zu holen. Das Blei in meinem Körper breitete sich aus. Ich kippte zur Seite und zog die Beine an den Leib. Das Geräusch der Stange, die Lutz in die Ecke geworfen hatte, hörte ich wie das Dröhnen eines umfallenden Holzstapels. Ich versuchte, zu ihm aufzusehen, und stellte fest, dass ich ihn wie durch eine Röhre erblickte. Das Blei in meinen Eingeweiden wurde kalt wie Eis. Ich machte noch einmal einen Versuch, nach Luft zu schnappen, und vermochte meine Bauchmuskeln nicht zu bewegen. Lutz machte einen elegant aussehenden Trippelschritt, dann kam eine Stiefelspitze auf mich zu geschwommen und traf meine Seite. Das Gefühl derKälte verwandelte sich in Hitze, wo er mich traf, ein Schmerz, als hätte er mir ein heißes Eisen aufgedrückt. Ich konnte plötzlich Atem holen und schrie auf.
    Der nächste Tritt traf meinen Kopf direkt hinter dem Ohr. Ich spürte die Nässe meines Blutes, das mir in den Nacken rann, und das seltsam lose Gefühl eines Lappens aus Fleisch, Haut und Haaren, den der Tritt von meinem Schädelknochen gerissen hatte. »He, Arschabwischer«, sagte Lutz ruhig, seine Bewegungen wirkten noch immer so langsam wie die eines Schwimmers, und seine Stimme war die eines Steins, der aus der Tiefe eines Brunnens spricht, »Heeee, Aaaaarschaaaabwiiiiischeeeerrr, ich glaube, das Empfangskomitee in der Hölle stellst du.«
    Er ging in die Knie und spannte die Muskeln. Ich sah ihn an seinem Ende der Röhre abspringen und durch die Luft schweben und wusste, dass seine Füße nun in meinem Gesicht landen und meinen Schädel zu Brei treten würden. Ich hörte ein Keuchen und ahnte, dass ich es ausgestoßen hatte.
    Dann erkannte ich, dass Lutz vollends auf die Knie gesunken war. Hinter ihm stand Maria und holte erneut mit der Stange aus. Es gab einen Knall, als das Ende der Stange zum zweiten Mal mit voller Wucht gegen Lutz' Hinterkopf schlug. Er ließ die Hände sinken und fiel gerade aufs Gesicht, fast an meine Seite. Maria starrte zu uns herab. Die Röhre streckte sich und ließ sie sich rasend schnell entfernen. Sie war nur noch eine kleine Gestalt, die rund herum von Schwärze umgeben war. Sie ließ die Stange fallen, dann verschluckte die Schwärze sie und mich gleich mit.
     
    Als ich zu mir kam, konnten eine oder vierundzwanzig Stunden vergangen sein. Ich hob den Kopf, und eine überwältigende Welle von Übelkeit brach über mir zusammen, und ich wandte mich zur Seite und erbrach Galle und Magensaft. Neben mir lag ein Mensch mit dem Gesicht in einer kleinen Lache Blut und stöhnte leise. Ich sah, dass es Lutz war und dass ich meinen Mageninhalt auf seinen Rücken entleert hatte, und fühlte ein perverses Gefühl von Befriedigung dabei.
    Mein Arm begann zu zittern, und ich sank zurück, von einer neuen Welle Übelkeit gepeinigt und trocken würgend. Ich starrte an die lückenhafte Decke und versuchte die

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