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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Sitzfläche einer Wippe und genauso wackelig. Die Bronze fühlte sich auf ihrer verschwitzten Haut angenehm kühl an.
    Sie beugte sich nach vorne und umklammerte die Hüften des Häuptlings. Dann sah sie zu Brace hinunter.
    Himmel, ist das hoch!
    »Meine Güte«, murmelte sie.
    Sie presste ihre Stirn gegen den kühlen Rücken des Häuptlings. Was ich nicht alles für lumpige zweihundert Dollar mache, dachte sie. Ich muss verrückt sein.

    Und möglicherweise gab es überhaupt keine zweihundert Dollar.
    Aber es geht nicht nur um das Geld, erinnerte sie sich. Es geht auch um das nächste Rätsel. Und das nächste Rätsel würde sie – sofern das Spiel weiterging – zu vierhundert Dollar führen.
    Dann achthundert.
    Dann eintausendsechshundert.
    Ich werde reich.
    Das heißt, solange das Spiel weitergeht – und der Meister jedes Mal den Einsatz verdoppelt und ich nicht aufgebe.
    Auf jeden Fall bin ich schon mal hier hochgeklettert.
    Also, wo ist der Brief?
    Sie lehnte sich leicht nach hinten und sah sich um. Der Rücken des Häuptlings war mehr als einen Meter breit. Von ihrer Position aus konnte sie zu beiden Seiten an ihm vorbeisehen, wenn sie sich nur weit genug vorbeugte – auf Kosten ihres Gleichgewichts natürlich. Und wenn sie den Halt verlor …
    Nein, das wird nicht passieren.
    Sie beugte sich nach vorne und verlagerte ihr Gewicht auf den breiten, schweren Rücken des Häuptlings. So gelang es ihr, die Füße auf das Pferd zu stellen und sich vom Lendenschurz hochzustemmen. Ihre Beinmuskeln zitterten, und Schweiß lief ihr in die Augen.
    Jetzt stand sie auf dem Pferd und umklammerte den nach vorn gebeugten Rücken des Häuptlings. Sie drückte ihr Gesicht gegen ihn, schloss die Augen und schnappte nach Luft.
    Sie fragte sich, ob Brace unten noch auf sie wartete. Warum sagte er nichts?

    Vielleicht hat er sich entschlossen, nach Hause zu gehen.
    Oder Mog hat sich an ihn herangeschlichen und ihm die Kehle durchgeschnitten.
    »Immer ruhig bleiben«, flüsterte sie sich zu. »Es ist alles in Ordnung.«
    Jetzt bring’s hinter dich!
    Sie setzte einen Fuß auf den Lendenschurz und stieß sich ab. So konnte sie am Rücken des Häuptlings hochklettern und die drahtigen Trapezmuskeln an seinem Genick packen, mit deren Hilfe sie sich höher und höher zog.
    Dann stieß sie sich den Kopf. Schmerzen durchfuhren ihren Körper, und für einen Moment sah sie Sterne. Sie hatte die Vision eines bösartigen Zwergs, der auf Crazy Horses Kopf saß und mit einem Tomahawk bewaffnet alle diejenigen bestrafte, die dem Häuptling zu nahe kamen.
    Durch den Schmerz hindurch spürte sie, wie sie langsam abrutschte.
    NEIN!
    Sie versteifte sich, spannte die Muskeln in ihren Armen an und klammerte sich mit den Fingern nach Leibeskräften an die Bronzemuskeln.
    »Mein Gott«, flüsterte Brace besorgt. »Passen Sie bloß auf!«
    »Tu ich ja«, murmelte sie und verkündete dann mit lauterer Stimme: »Alles in Ordnung!« Ganz bestimmt, könnte kaum besser sein.
    Am liebsten hätte sie die Statue einfach nur losgelassen und ihren Kopf auf Verletzungen untersuchen. Die Versuchung war groß, und wenn ihr nicht bewusst geworden wäre, dass eine kleine Beule am Kopf nichts im Vergleich zu den Schmerzen war, mit denen sie bei einem Fall rechnen musste, hätte sie ihr nachgegeben.

    Sie legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf.
    Eine dunkle Masse ragte hinter Crazy Horses Kopf in den Nachthimmel.
    Sein flatterndes Bronzehaar.
    »Soll ich zu Ihnen hochsteigen?«, fragte Brace.
    »Nein! Auf keinen Fall. Hier ist alles in Ordnung.«
    Langsam ließ der Schmerz nach. Zurück blieb nur ein dumpfes Pulsieren auf ihrer Kopfhaut.
    Jane stemmte sich weiter hoch, lehnte sich zur rechten Seite und legte den Kopf schief, um dem flatternden Haarschopf auszuweichen. Jetzt konnte sie ihren Arm um die Schulter des Häuptlings legen.
    Mann, das ist viel zu hoch!
    Sie befand sich jetzt auf gleicher Höhe mit dem Maschendrahtzaun. Das Mondlicht schien auf die Universitätsgebäude, die sie durch das Gewirr aus Ästen und Zweigen in der Ferne erkennen konnte.
    Jetzt konnte sie auch das seltsame Sammelsurium innerhalb des umzäunten Areals aus der Vogelperspektive betrachten. Außer der Statue von David konnte sie nichts Menschenähnliches erspähen.
    Mog musste doch irgendwo da unten sein, oder? Warum das ganze Theater, wenn er mich nicht dabei beobachten kann?
    Aber sie konnte ihn nirgends entdecken.
    Was nichts heißen musste – Brace konnte sie schließlich auch

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