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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Einfahrten.
    Aber an welcher?
    Sie musste jede Einzelne überprüfen.
    Bei der dritten Adresse hatte sie Glück. Hinter einer Hecke entdeckte sie einen hölzernen Briefkasten, in den die Hausnummer 901 und der Name S. Savile eingraviert war.
    »Ja!«, stieß sie hervor.
    Sie ließ den Strahl der Taschenlampe die Einfahrt hinaufwandern.
    Das Pflaster war an vielen Stellen gesprungen, und Unkraut wucherte aus den Ritzen. Die Hecke war so dicht, dass die Einfahrt an einen Tunnel erinnerte – einen Tunnel, der in unglaublich steilem Winkel den Hügel hinaufführte.
    »Himmel«, sagte Jane leise.
    Da fahre ich bestimmt nicht hoch. Da könnte ich genauso gut mit verbundenen Augen auf Achterbahngleisen balancieren.
    Sie kehrte zu ihrem Auto zurück und fühlte sich wie ein Feigling.
    Es wäre wirklich keine gute Idee, da hinaufzufahren. Wahrscheinlich ist es eine Einbahnstraße. Was, wenn mir ein Auto entgegenkommt – oder, noch besser, wenn mir eines auf dem Rückweg begegnet?
    Das war eine Falle ohne Ausweg. Keine Chance.
    S. Savile war möglicherweise ein ganz netter Kerl, so wie
Clay. Vielleicht aber auch nicht. Mog hatte eine Schwäche für Wortspiele. Und in »Savile« steckte das Wort »Evil«, man musste nur ein paar Buchstaben vertauschen – Böse.
    Jane stellte das Auto auf dem Gehweg ab. Das Abendkleid würde sie mit Sicherheit nicht brauchen. Jeans und Hemd waren für die laue Nacht viel zu warm. Vielleicht wäre es am Besten, den Rock und die Bluse anzubehalten.
    Andererseits wusste sie nicht, was sie erwartete. Die Hose und das dicke Hemd boten ihr mehr Schutz. Sie öffnete den Kofferraum und sah sich um – es war niemand zu sehen. Schnell zog sie sich vor dem geöffneten Kofferraum um.
    Dann steckte sie den Autoschlüssel, die Pistole und das Messer in die Hosentaschen. Sie nahm eine Hand voll Patronen aus der Schachtel und stopfte sie in die Brusttasche ihres Hemds.
    Mit der Taschenlampe in der Hand näherte sie sich der Einfahrt.
    Eigentlich hatte sie nicht geplant, zusätzliche Munition mitzunehmen. Aber Mogs Hinweis auf eine »Gala« hatte sie verunsichert.
    Das war keine Party.
    In der Bibliothek war ihr ein Gedicht eingefallen: »Im Weltenraum ist Galanacht.« Sie hatte nicht aufhören können, darüber nachzudenken.
    Es war der Anfang von »Eroberer Wurm« von Edgar Allan Poe.
    Sie kannte das Gedicht ziemlich gut. In der Schule hatte sie es einmal für eine Aufführung an Halloween auswendig lernen müssen. Sie konnte es immer noch – gelegentlich rezitierte sie es in angetrunkenem Zustand spät in der Nacht für ihre Freunde, um ihnen damit auf die Nerven zu
gehen. Was für eine Sprache! Die Silben krochen förmlich über ihre Zunge! »Ein kriechendes Untier, rot wie Blut, das sich wiiiiindet und wiiiiiindet, dieweil es nach und nach die Mimen verzehrt.«
    Ein großartiges, furchterregendes Gedicht.
    Aber keines an das man denken wollte, wenn man vorhatte, nachts ein fremdes Haus zu betreten.
    Doch sieh! Eine Form aus ekler Brut / schleicht in den Mimenknäul.
    Reizend.
    Sollte sie noch mehr Munition mitnehmen?
    Der Hausherr von Meyr Heights Nr. 901 hieß schließlich Savile. Mr. Evil.
    Ich werde langsam richtig paranoid, dachte sie.
    Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
    Andererseits – wenn sie schon das Gefühl hatte, eine Pistole und zusätzliche Munition zu brauchen, sollte sie vielleicht überhaupt nicht dort hinaufgehen.
    Das alte Lied, dachte sie. Darauf hörte sie schon lange nicht mehr. Schließlich ging es um fünfzigtausend Dollar.
    Mehr. Einundfünfzigtausend und ein paar Zerquetschte.
    Die Einfahrt lag im Dunkeln. Jane hatte die Taschenlampe ausgeschaltet und konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Aber das war allemal besser, als ihre Ankunft durch einen Lichtschein anzukündigen.
    Der Weg war unglaublich steil. Bald schmerzten die Muskeln ihrer Oberschenkel.
    Keuchend blieb sie stehen.
    Der Weg konnte sich noch meilenweit hinziehen.
    Sie fächelte sich mit der Vorderseite ihres Hemds Luft zu. Hemd und Unterhose waren völlig durchgeschwitzt.
    Hoffentlich hatte Mr. Savile eine Klimaanlage. Oder
einen Pool. Wie schön es jetzt wäre, ins kalte Wasser zu springen!
    Sie holte noch einmal tief Luft und setzte den Aufstieg fort – schließlich hatte sie das Ende der Einfahrt erreicht. Ein mondbeschienener Pflasterweg führte zu einer Garage. Er wurde von einigen ausgeschalteten Lampen gesäumt, die wie alte Gaslaternen aussahen.
    Weder über der Eingangstür noch in den

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