Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
ein.
»Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst. Die Bemerkung scheint mir aus der Luft gegriffen.«
»Bevor wir uns näher äußern, möchte ich noch einmal auf Menma zurückkommen. Hast du ihn gekannt?«, fragte Fidelma.
»Ich hatte mit ihm zu tun, wenn er den Tribut seiner Leute brachte, und dazu haben wir uns jedes Jahr hier am Fluss Ealla getroffen.«
»Er gehörte zu den Uí Fidgente.«
»Stammesgrenzen sind keine undurchdringlichen Mauern aus Stein. Unter den Uí Fidgente gibt es Luachra, und genauso gut gibt es Luachra unter den Uí Fidgente. Das ist nicht weiter verwunderlich. Die Bergkette dort markiert die nördlichen Ausläufer meines Bezirks.«
»Auf welcher Seite stand Menma während des Krieges zwischen den Uí Fidgente und Cashel?«
Fidaig lehnte sich zurück und überlegte kurz. »Ich habe ihn einmal danach gefragt.«
»Und was hat er geantwortet?«
»Er erklärte, Muman sei ein Königreich, und der König von Muman würde es regieren. Andere würden in ähnlicherWeise Gebiete regieren, so wie auch Stammesfürsten über ihre Clans herrschten. Im gesamten Königreich aber hätte der König von Muman das Sagen. Insofern wäre es Hochverrat, das Schwert gegen ihn zu erheben, es sei denn, der König handelte ungerecht.«
»Demnach war er Cashel treu ergeben, warum sollte dann also ein Krieger aus Cashel über sein Gehöft herfallen?«, schlussfolgerte Fidelma nüchtern.
Fidaig schüttelte den Kopf. »Soll das heißen, dass nicht Cashel für die Verwüstung von Menmas Gehöft die Verantwortung trägt? Na gut, es geht mich ja eigentlich auch nichts an. Ich habe weder die Uí Fidgente noch die Eóghanacht unterstützt. Ich habe mich um Sliabh Luachra zu kümmern. Streitigkeiten jenseits meiner Grenzen interessieren mich herzlich wenig.«
»Soviel ich weiß, waren nicht alle Luachra dieser Meinung. Einige von den Uí Fidgente haben an Eoganáns Feldzug gegen meinen Bruder teilgenommen.«
»Ich bin der Herrscher der Luachra, und das Sagen hier habe ich«, erklärte er von oben herab. »Eoganán war ein junger Tor. Ob Eoganán oder Colgú regiert, ist mir letztendlich egal, meinen Tribut wäre ich dem einen ebenso gut wie dem anderen schuldig, wem von beiden macht da für mich eigentlich keinen Unterschied.«
Unerwartet wechselte Fidelma das Thema. »Ich vermute, du hast von dem Attentat auf meinen Bruder gehört?« Sie sah Fidaig scharf an.
Mit seinem Lächeln hatte sie nicht gerechnet. »Nichts macht schneller die Runde als schlechte Nachrichten, Lady. In diesem Fall aber gibt es auch gute Nachrichten.«
Seine Bemerkung verunsicherte Fidelma. »Wie darf ich das verstehen?«
»Auf seinem Weg zu Congal, Herrscher der Eóghanacht von Locha Léin – gleichermaßen mein guter Freund und Feind –, konnten wir einen Reiter dazu bringen, bei uns eine Pause zu machen. Er war zwei Tage zuvor in Cashel aufgebrochen und berichtete, dass dein Bruder nicht länger bangen muss, dass Donn nur darauf wartet, ihn in die Anderswelt zu befördern. Der König erholt sich zusehends.«
Selbst Eadulf wusste mit dem gewählten Bild etwas anzufangen. Donn war der düstere Herr des Todes, der sich die Seelen griff und sie in seine Gefilde auf eine im Südwesten gelegene Insel brachte. Dort wurden die Seelen einem Verhör unterzogen, ehe man sie in die Anderswelt entließ.
Fidelma lehnte sich zurück. Nur mit Mühe konnte sie ihrer Gefühle Herr werden. Eine Schwäche überkam sie.
»Ist das wahr?«, flüsterte sie bang.
»Es ist, wie ich gesagt habe, Lady. Dein Bruder hat die Verwundung überlebt und befindet sich auf dem Weg der Genesung.«
»Gott sei gedankt«, murmelte Eadulf unwillkürlich.
Fidaig sah ihn an und meinte lachend: »Du solltest lieber der ungeübten Hand danken, die den Streich ausführte, mein Freund.«
»Und was ist mit dem Boten aus Cashel?«, wollte Eadulf wissen.
»Keine Angst. Nachdem er uns seine Nachricht übermittelt hatte, ließen wir ihn weiterreiten, um Congal zu unterrichten, der sich bestimmt schon als König von Iarmuman, West-Muman, wähnte. Auf Congal sollte man ein wachsames Auge haben, war doch einst sein Großvater schon auf das Königtum von Cashel scharf! Wenn ich mich recht erinnere, hat er sich nur ein paar Monate gehalten, nachdem er den Vater deines Vaters getötet hatte. Dich beschäftigen Verschwörungender Uí Fidgente, Lady, aber vielleicht solltest du lieber auf Begehrlichkeiten im eigenen Familienklüngel achten.«
Fidelma fühlte sich nicht wohl in ihrer
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