Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
hier wie Verschwörer zusammenstehen.«
Das Refektorium war fast leer, man gab ihnen Brot, gedünsteten Fisch, Äpfel und einen Krug Wasser. Sie setzten sich in eine Ecke, und Fidelma nahm das Gespräch wieder auf. »Du hast dem Verwalter zu verstehen gegeben, du wärest derselben Meinung wie der Arzt und dass wir bald weiterreisen wollen. Wenn wir es aber mit einem Mord zu tun haben und der Mörder sich hier aufhält, müssen wir bleiben und ihn entlarven.«
»Ich fürchte, dass würde uns nichts nützen«, hielt Eadulf dagegen. »Wenn man den alten Ledbán umgebracht hat, damit er uns nicht sagen konnte, wer Liamuin war, kommen nur drei als Täter in Frage. Denn außer uns waren nur diese drei in der Abtstube und sahen, wie es ihn erregte, als der Name fiel.«
»Du denkst doch nicht etwa an Abt Nannid, Bruder Cuineáin und Bruder Lugna?«
»Selbst wenn sie nicht alle dahinterstecken, sondern nureiner, wie lange wird man uns in der Abtei unbehelligt lassen? Wir sind hier nur geduldet, weil Bruder Cú-Mara versichert hat, uns zu kennen. Wir haben nichts bei uns, womit wir unsere Amtsgewalt beweisen können. Es dürfte schwierig werden, in einer Region weitere Nachforschungen zu betreiben, die im Herzen des Gebiets der Uí Fidgente liegt und in der man uns feindlich gesonnen ist. Wir könnten sehr leicht einfach ›verschwinden‹.«
Fidelma schaute ihn verstört an. »Meinst du, der Abt würde zulassen, dass man das Gesetz verletzt oder dass meine Stellung als Anwältin bei den Gerichten des Landes nicht respektiert wird?«
Die Antwort darauf gab Gormán. »Ich fürchte, Freund Eadulf hat durchaus recht. Wenn wir es hier mit einer Verschwörung zu tun haben, dann haben die Verschwörer das Leben eines Königs oder eines Obersten Brehon bereits gering geachtet. Was wird ihnen dann das Leben einer bloßen dálaigh gelten, frage ich – bei allem Respekt, Lady?«
»Willst du etwa, wir sollen die Nachforschungen einstellen?« Fidelma klang trotzig.
»Ich schlage lediglich einen strategischen Rückzug vor«, erwiderte Eadulf. »Soll doch derjenige, der den Alten umgebracht hat, sich in Sicherheit wiegen, während wir woanders den Fall verfolgen. Später könnten wir im Vollbesitz unserer Amtsgewalt zurückkehren.«
»Der Gedanke ist ausgezeichnet«, unterstützte ihn Gormán.
»Wo aber sollen wir unsere Ermittlungen fortsetzen?«, fragte Fidelma.
»Dort, wo wir sowieso hinwollten, wenn sich hier nichts weiter ergeben hätte.«
»Verstehe ich nicht ganz …«, begann Gormán, schlug sichaber gleich vor die Stirn. »Du meinst, wir reiten südwärts nach Dún Eochair Mháigh?«
»Genauso ist es«, bestätigte Eadulf. »Wir haben verschiedene interessante Spuren, und die führen alle nach Dún Eochair Mháigh.«
»Wir verlassen also die Abtei und tun so, als hätten wir nichts Ungewöhnliches bemerkt«, stellte Gormán fest. »Sehr gut. Soll ich schon unsere Pferde satteln?«
»Zuvor müssen wir uns vom Abt förmlich verabschieden«, erklärte Fidelma.
In dem Augenblick rief jemand quer durch den Speisesaal ihren Namen. Es war Bruder Cú-Mara, der auf sie zukam. »Ich habe mich schon gefragt, ob du noch hier bist, Lady«, sagte er, begrüßte auch Eadulf und Gormán mit einem Kopfnicken und setzte sich zu ihnen. »Gestern hatte ich länger mit dem Bibliothekar zu tun und konnte nicht zum Abendessen kommen. Wie lange bleibt ihr noch?«
»Wir sind im Begriff aufzubrechen«, erwiderte Fidelma. »Es war unser Glück, dass du hier warst und dich für uns verbürgen konntest.«
»Ich freue mich, dass ich euch helfen konnte«, sagte der Klosterbruder aus Ard Fhearta. »Du hast unserer Abtei einen großen Dienst erwiesen, als du mit Bruder Eadulf bei uns warst. Das habe ich nicht vergessen, Lady.«
»Kennst du Bruder Cuineáin eigentlich schon länger?«, fragte ihn Fidelma.
»Ich glaube, er ist in die Abtei eingetreten, als Fürst Eoganán sich gegen Cashel erhob. Oder nein, das war kurz danach. Ich bin schon mehrfach Bote zwischen meinem Abt und Abt Nannid gewesen. Und auch jetzt bin ich in seinem Auftrag hier. Unsere Kopisten haben gerade eine Abschrift vom Aipgitir Chrábaid, Alphabet der Frömmigkeit fertiggestellt.Um die hatte der hiesige Bibliothekar gebeten, und ich habe ihm die Handschrift gebracht.«
»Auf jeden Fall war es ein Glücksumstand, dass du unerwartet hinzukamst. Bruder Cuineáin wollte uns allen Ernstes den Zutritt zur Abtei verwehren, weil wir nicht beweisen konnten, wer wir
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