Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
Vom Netzwerk:
zusehen. Sie geben eine letzte Vorstellung für den Herzog.«
    »Nein, danke«, sagte Pfeiffer angewidert. Er hielt mit seiner Meinung über das fahrende Volk nicht hinter dem Berg.
    Jana hingegen hatte keinerlei Vorbehalte. Außerdem war sie von der Idee, gemeinsam mit einer größeren Gruppe zu reisen, sehr angetan. Auf diese Weise würden sie nicht so leicht von Wegelagerern überfallen, und wenn die Gaukler die Reiseroute wirklich kannten, gerieten sie auch nicht in Gefahr, sich zu verirren.
    »Ich finde das sehr gut«, sagte sie und sah, wie sich Bedrichs Brust stolz wölbte. So begeistertes Lob bekam er von Jana nicht oft zu hören.
    »Ihr Anführer heißt Antonio und ist den Weg schon unzählige Male gegangen. Sie ziehen nicht in den Süden, sondern über die niedrigeren Berge im Westen. Zuerst nach Augsburg, dann nach Ulm und über die Schwäbische Alb nach Freiburg.«
    Doktor Pfeiffer machte ein säuerliches Gesicht. Er hatte vorgehabt, über den Bodensee zu reisen. Auf diese Weise hätten sie sich die großen Städte Ulm und Augsburg erspart.
    »Wir werden viel Zeit verlieren, wenn die Truppe in jedem Ort eine Vorstellung gibt«, sagte er düster.
    »Ja, aber denkt nur! Wir können mitreisen, ohne dafür zu bezahlen«, sagte Bedrich fröhlich. »Als Antonio gehört hat, dass ich kochen kann, Ihr ein Arzt seid und Jana eine ausgebildete Apothekerin, war er so begeistert, dass er uns einen eigenen Wagen zugesagt hat, in dem wir bis Freiburg fahren können. Antonio verlangt nichts fürs Essen, solange wir unser Wissen zur Verfügung stellen. In Freiburg müssen wir die Truppe verlassen, denn dort wartet ein Ehepaar. Denen gehört der Wagen.«
    Doktor Pfeiffers Gesicht verfinsterte sich. »Wir sollen mit unseren Pferden also bloß einen Wagen ziehen.«
    Bedrich ließ sich von der schlechten Laune des Arztes nicht anstecken.
    »Ich habe noch nie eine so weite Strecke allein zurückgelegt«, sagte er ehrlich. »Antonio und seine Leute kennen den Weg und wissen, wo man am besten sein Lager aufschlagen kann. Wir wären verrückt, würden wir das Angebot ausschlagen.«
    »Wir wären verrückt, wenn wir es annehmen«, brummte Pfeiffer.
    Jana versuchte zu vermitteln. Sie wusste, dass Bedrich ein vorsichtiger Mensch war. Die Sicherheit, die eine erfahrene Reisegruppe bot, konnte er einfach nicht ausschlagen, ganz egal, um wie viele Tage oder Wochen sich die Reisezeit dadurch verlängerte.
    »Ich denke, wir sollten es versuchen. Wenn die Truppe wirklich zu langsam unterwegs ist, können wir uns immer noch von ihr trennen und allein weiterreisen«, schlug Jana vor.
    Bedrich stimmte ihr zu. »Wir können meinen alten Gaul vor den Wagen spannen, und Jana kann ihn gemütlich lenken«, schlug er vor.
    »Den Wagen lenken?« Jana protestierte sofort. »O nein. Ganz sicher nicht! Ich werde auf Marie reiten.«
    Verdattert machte Bedrich eine Pause und erwiderte dann großzügig: »Meinetwegen. Dann lenke eben ich den Wagen. Wahrscheinlich ist diese Aufgabe in den Bergen ohnehin sehr schwierig.«
    »Ganz gewiss«, stimmte Jana ihm zähneknirschend zu.
    Währenddessen grummelte Doktor Pfeiffer etwas Unverständliches vor sich hin.
    Jana nutzte die Gelegenheit und nahm das Gemurmel als Zustimmung.
    »Dann sollten wir keine Zeit verlieren und rasch alles Notwendige zusammenpacken«, meinte sie und klatschte vor Freude aufgeregt in die Hände.
    Vor ihrem inneren Auge sah sie ihren Vater vor sich. Seit dem Tod ihrer Mutter war Marek Jeschek immer wieder aus Prag geflohen, und dass er nicht für sie da war, hatte sie stets gekränkt. Heute begriff sie zum ersten Mal, dass es nicht nur Flucht, sondern auch der Wunsch nach Freiheit gewesen war, der Marek davon abgehalten hatte, seine Verantwortung als Vater zu übernehmen. Jana spürte, dass sie dabei war, ihm zu verzeihen. Es war ein gutes, versöhnliches Gefühl.

8
    Augsburg
    J ANA VERLOR IHRE ROMANTISCHEN Vorstellungen vom Leben in einem Gauklerwagen rasch. Schon nach wenigen Meilen war sie froh, dass Bedrich auf dem klapprigen Gefährt saß und sich durchschütteln lassen musste, während sie selbst auf Marie reiten konnte. Die Straßen, über die sie fuhren, waren alles andere als bequem. Riesige Schlaglöcher, Bodenwellen und dicke Grasbüschel machten das Fahren beschwerlich. Jede Nacht hielten sie in der Nähe einer kleinen Siedlung, eines Bauernhofs oder im Schutz einer Waldlichtung an. Während Pfeiffer und Bedrich im Freien schliefen, kletterte Jana ins Innere des Wagens, der

Weitere Kostenlose Bücher