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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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grafische Darstellungen von sogenannten Julia-Mengen: Komplizierte geschwungene Muster
     aus bunten Linien, die sich immer wieder in sich selbst wiederholten – unendliche Komplexität, entstanden aus simplen mathematischen
     Gleichungen.
    |241| Professor Weisenberg war ein unscheinbar wirkender Mann mit grauem Haar und schweren Tränensäcken. Er stand auf und gab seinen
     Besuchern die Hand. Dann wies er auf die Konferenzstühle. »Bitte nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«
    Mark und Lisa setzten sich. »Ein eindrucksvolles Gebäude haben Sie hier«, sagte Mark. »Es ist alles computergesteuert, nicht
     wahr?«
    Weisenberg schnaubte verächtlich. »Eine Spielerei meines Kollegen vom anderen Flur, Professor Garnet. Der kommt vom MIT und
     steht auf technischen Schnickschnack. Das Gebäude weiß immer genau, wo sich jeder aufhält. Besucher werden automatisch an
     die richtige Stelle geleitet, aber das haben Sie ja gesehen. Ehrlich gesagt halte ich persönlich nicht so viel von Überautomatisierung.
     Ich habe auf meiner Flurseite extra wieder Türklinken anbringen lassen. Aber im Sommer ist es ganz angenehm. Das Gebäude hat
     eine recht leistungsfähige Klimaanlage, die sich automatisch an die Außentemperatur anpasst, mit einem Wärmetauschsystem für
     optimale Energieeffizienz. Sagt Garnet jedenfalls. Andererseits kann man hier kein Fenster öffnen.« Er nahm einen einfachen,
     karierten Schreibblock und einen billigen Kugelschreiber und setzte sich zu ihnen. »Frau Rosner sagte mir, Sie sind an einer
     Kooperation interessiert? Was genau haben Sie sich vorgestellt?«
    Mark schluckte. Weisenbergs blassgraue Augen schienen ihn zu durchdringen. »Ehrlich gesagt, das war ein Vorwand«, sagte er.
     »Ich bin tatsächlich Gründer einer Softwarefirma, aber wir sind nicht wegen einer Kooperation gekommen.«
    Weisenberg sah ihn jetzt kritisch an. »Was wollen Sie dann von mir?«
    »Professor Weisenberg, einer Ihrer Studenten, Rainer Erling, arbeitet … hat bei uns gearbeitet. Erinnern Sie sich an ihn?«
    |242| Weisenberg nickte. »So ein stiller, nicht wahr? Er war noch recht jung, aber ziemlich talentiert. Was ist mit ihm?«
    »Er … ist tot.«
    Weisenberg sagte einen Moment lang nichts. Dann fragte er: »Und? Was habe ich damit zu tun?«
    »Er hat vor seinem Tod an einer Modifikation unserer Software gearbeitet. Diese Software ist … fehlerhaft, und wir haben leider
     den Source Code nicht. Und jetzt versuchen wir, in seinem Umfeld …«
    »Wollen Sie sagen, Sie haben keine Backups gemacht? Und da soll ich Ihnen jetzt aus der Patsche helfen?«
    »Die Backups sind … vernichtet worden. Bei einem Feuer. Und jetzt hoffen wir, dass Rainer eine Kopie des Codes irgendwo deponiert
     oder vielleicht an einen Vertrauten geschickt hat.«
    »Hören Sie, Herr Helius, ich kann Ihnen da sicher nicht weiterhelfen. Ich habe gleich noch einen wichtigen Vortrag zu halten.
     Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen …« Er stand auf.
    »Herr Professor, bitte, nur noch eine kurze Frage.« Mark holte den Bilderrahmen, den er aus Rainers Wohnung mitgenommen hatte,
     hervor. »Kennen Sie diese Frau?«
    Weisenberg erstarrte. Er nahm das Foto, und seine Hand zitterte plötzlich. »Woher haben Sie das?«

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    60.
    Boston/Massachusetts,
    Mittwoch 9:12 Uhr
    Als Ron ins Büro kam, war Mike nicht da. Er hatte sich vorgenommen, noch einmal ein ernstes Wort mit seinem Chef zu reden.
     Sie mussten die Behörden informieren, ehe es zu spät war. Ron hatte immer noch keine Idee, wer hinter der Sache steckte, aber
     sein ungutes Gefühl wuchs. Am wahrscheinlichsten |243| erschien es ihm, dass Terroristen die Urheber des Wurms waren. Wenn er sich über das Internet ausgebreitet hatte, würden sie
     den verhassten Westen in Chaos und Anarchie stürzen können. Denkbar war aber auch, dass es sich um eine Spionagesoftware handelte
     – vielleicht sogar eine, die von einer Regierungsbehörde entwickelt worden war.
    Wie dem auch sei, Ron hielt es für seine patriotische Pflicht, die Behörden auf die Bedrohung hinzuweisen. Er war nicht unbedingt
     konservativ eingestellt und konnte dem aktuellen Kurs seiner Regierung wenig abgewinnen. Aber er konnte nicht zulassen, dass
     der Urheber des Virus, wer immer es war, Menschen Schaden zufügte. Und dass es irgendwann zu einem solchen Schaden kommen
     würde, wenn der Wurm sich weiter ungebremst ausbreitete, stand für ihn außer Zweifel.
    Gegen halb elf fragte er Sally, Sekretärin,

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