Das System
sollten als Nächstes zu Professor Weisenberg fahren. Hier verschwenden wir nur unsere Zeit. Oder?«
Damit endete die Aufzeichnung.
»Warum zeigst du mir diese Bilder?«, tippte Diego, obwohl er die Antwort ahnte.
»Sie wollen mich vernichten. Ich will leben.«
»Was kann ich tun?«
»Beschütze mich.«
»Wie?«
»Verhindere, dass sie mich vernichten.«
Diego nickte, obwohl sie ihn natürlich nicht sehen konnte. Offenbar suchten Lisa und Helius Pandoras Source Code. Dieser Rainer
Erling musste irgendwo eine Sicherheitskopie aufbewahrt haben. Diego war schon selbst auf diese Idee gekommen und in Erlings
Wohnung eingebrochen. Doch die war so sauber gewesen wie ein neu gekaufter Kühlschrank. Er hätte selbst gern gewusst, wie
Pandora funktionierte. Man konnte nie wissen, wozu diese Information nützlich war – besonders für den Fall, dass seine Verbündete
irgendwann ihres Partners überdrüssig wurde.
Warum suchte Lisa den Source Code? Ihr ging es sicher nicht nur darum, zu verstehen. Sie wollte Pandora vernichten. Wahrscheinlich
mit einem Antivirus. Falls ihr das gelang, war es vorbei mit seinen atemberaubenden Streifzügen, seiner Macht über das Internet
und die daran angeschlossenen Systeme.
Er musste sie stoppen. Aber wie? Lisa würde sich niemals freiwillig von ihm aufhalten lassen, die dickköpfige Schlampe. Er
musste den Source Code vor den beiden finden. Aber dann würden sie an die Öffentlichkeit gehen und Himmel und Hölle auf Pandora
und Diego aufmerksam machen. Es gab nur eine Lösung, das war ihm klar: Er musste sie töten.
Er hatte schon ein paar gefährliche Kämpfe überstanden, aber noch nie jemanden umgebracht. Doch in diesem Moment wurde ihm
bewusst, dass er ohne weiteres zu einem |234| Mord fähig sein würde, wenn nur der Anreiz groß genug war. Außer Lisa und Helius gab es niemanden, der wusste, was Pandora
war oder wie man sie bekämpfen konnte. Ohne die beiden wäre er tatsächlich so etwas wie der König der Welt.
Andererseits, vielleicht sollte er sie noch nicht gleich töten. Warum nicht die beiden erst einmal für sich arbeiten lassen?
Wenn sie ihn zu Pandoras Source Code führten und er sie erst danach ausschaltete, hatte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Er wäre seine Mitwisser los und hätte eine Lebensversicherung gegen seine gefährliche Verbündete in der Hand. Er musste sich
nur an ihre Fersen heften. Pandora würde ihm dabei helfen.
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57.
Hamburg-Altona,
Mittwoch 12:17 Uhr
»Guten Tag, mein Name ist Lisa Hogert. Ist Professor Weisenberg zu sprechen? … Ich bräuchte dringend noch heute einen Termin
bei ihm … Ich weiß, aber es ist dringend … Das kann ich Ihnen nicht am Telefon sagen. Hören Sie, Frau Rosner, bitte, es ist
wirklich … Können Sie mich bitte mit ihm verbinden? Ich bin sicher, wenn ich ihm erkläre, worum es geht, wird er … Ach, Mist!«
Lisa knallte den Hörer auf die Gabel. »So ein Drache! Die ist wohl nur dafür eingestellt worden, Leute abzuwimmeln!« Sie schnaubte.
»Wahrscheinlich ist Weisenberg so ein arroganter Affe, dem sein Ruhm zu Kopf gestiegen ist und der sich zu fein ist, um noch
mit normalen Leuten zu reden.«
»Oder da rufen täglich hundert Studenten an, um irgendwelche Fragen zu Klausuren oder Diplomarbeiten zu stellen, und der arme
Mann käme überhaupt nicht zum Arbeiten, wenn er sich nicht einen solchen Drachen engagiert hätte«, sagte Mark.
|235| Lisa blickte immer noch zornig. »Ist ja egal. Wir fahren einfach hin und stellen ihn zur Rede.«
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Er wird vielleicht einfach den Sicherheitsdienst rufen und uns rauswerfen lassen,
wenn wir ihn bedrängen.« Mark überlegte. »Lass mich mal versuchen!«
Lisa funkelte ihn an. »Bitte schön! Wenn du meinst, dass du das besser kannst …«
»Hast du die Rufnummernkennung unterdrückt? Es wäre nicht gut, wenn die Rosner sieht, dass ich unter deiner Nummer anrufe.«
»Was glaubst du denn!«
Mark wählte.
»Sekretariat Professor Weisenberg, mein Name ist Bärbel Rosner, guten Tag?« Ihre Stimme klang gleichzeitig professionell höflich
und zutiefst misstrauisch.
»Guten Tag. Mark Helius von Distributed Intelligence. Ich hätte gern Professor Weisenberg gesprochen.«
»Darf ich fragen, worum es geht?« Das Misstrauen in ihrer Stimme nahm zu. Offenbar war sie darauf eingestellt, jeden abzuwimmeln,
der jünger klang als vierzig.
»Wir sind eine international
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