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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Seien Sie unbesorgt. Wir überwachen das Internet rund um die Uhr. Wenn ein neuer Virus
     auftritt, merken wir es sofort.«
    Ron fiel beinahe der Hörer aus der Hand. »Soll das heißen, Sie glauben mir nicht?«
    »Ich verstehe Ihre Sorge, aber glauben Sie mir, wir haben die Lage im Griff.«
    »Im Griff? Was meinen Sie mit ›im Griff‹? Haben Sie den Wurm analysiert? Wissen Sie, wo er herkommt und was er tut?«
    »Mr. Gerri, dieser Wurm, wie Sie es nennen, ist wahrscheinlich eine harmlose Fehlfunktion Ihres Computersystems. Ich kenne
     mich mit Viren aus. Was Sie beschrieben haben, ist mit Sicherheit keiner. Am besten wenden Sie sich an Ihren Systemadministrator,
     der wird Ihnen weiterhelfen.«
    Ron musste sich sehr bemühen, seine Stimme im Zaum zu halten. »Ich bin der gottverdammte Systemadministrator«, sagte er. »Haben
     Sie mir nicht zugehört? Ich bin Virenspezialist! Einer der besten der Welt, wahrscheinlich! Wenn ich Ihnen sage, dass das
     ein Virus ist, dann …«
    »Mr. Gerri, es besteht wirklich kein Grund, sich aufzuregen. Wenn es einen Computervirus gäbe, der sich so verhält, wie Sie
     es beschrieben haben, dann hätten wir ihn längst bemerkt.«
    Ron runzelte die Stirn. Dann begriff er plötzlich. »Hören Sie, ich weiß, das ist schwer zu glauben, aber Ihr gesamtes System
     ist vermutlich schon verseucht. Der Virus muss Ihre Kontrollsysteme durchdrungen haben, so dass er seine Aktivitäten tarnt.
     Ich kann Ihnen nur dringend raten …«
    »Mr. Gerri, ich danke Ihnen für den Hinweis. Wir werden der Sache nachgehen«, sagte der Mann vom FBI. Es war ein schlecht
     verhüllter Versuch, Ron abzuwimmeln.
    »Wollen Sie nicht wenigstens meine Adresse und Telefonnummer notieren …«
    »Das wird nicht nötig sein. Vielen Dank.« Der Mann legte auf.
    |247| Ron starrte eine Weile auf den Hörer. Dann barg er das Gesicht in den Händen. Es war sinnlos. Wer immer diesen Wurm konstruiert
     haben mochte, er hatte so gut wie gewonnen. Niemand würde etwas dagegen unternehmen, bis es zu spät war.
    Er ging zu Sally. »Ich nehme mir ein paar Tage frei«, sagte er.
    Sally sah ihn besorgt an. »Jetzt? Und was ist mit dem Termin nachher?«
    »Mike schafft das ohne mich. Ich denke, es ist ohnehin besser, wenn ich ihm heute nicht mehr unter die Augen trete.«
    »Was willst du machen?«
    »Ich fahre raus zum Angeln. Ich habe da eine kleine Hütte in den Bergen.« Er blickte in ihre klaren, sorgenvollen Augen. »Sally,
     halt dich in den nächsten Tagen von allem fern, was mit Computern zu tun hat. Keine Flüge, keine Zugfahrten, am besten auch
     keine Autofahrten. Bleib zu Hause. Melde dich krank, oder was auch immer. Und kauf ordentlich ein, so dass du ein oder zwei
     Wochen auskommst.«
    »Wird es so schlimm?«
    »Ja, Sally. Ich fürchte, es wird ziemlich schlimm werden.«

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    61.
    Hamburg-Harburg,
    Mittwoch 15:15 Uhr
    »Sie kennen die Frau?«, fragte Mark.
    Weisenberg nickte. Er wirkte plötzlich blass und müde. Er setzte sich wieder und sagte eine Weile nichts. Mark wartete.
    Schließlich schluckte er. »Das ist meine Frau. Eva. Sie ist vor vier Monaten gestorben. Krebs.« Er kniff kurz die Augen zusammen,
     als durchfahre ihn ein stechender Schmerz. Als er sie wieder öffnete, waren sie glasig. »Sie … sie war Psychologin. |248| Sie hat sich auch um ein paar Studenten gekümmert, die Probleme hatten. Vielleicht war Erling einer davon, ich weiß es nicht
     so genau. Ich hatte nicht so viel Zeit, mich um ihre beruflichen Dinge zu kümmern.« Er fuhr sich mit der Hand über die Augen.
     »Ich habe mich überhaupt viel zu wenig um sie gekümmert. Bis kurz vor ihrem Tod wusste ich nicht einmal, dass sie Krebs hatte.«
     Er konnte einen Moment nicht weitersprechen. Schließlich fasste er sich. »Können Sie sich das vorstellen?«, sagte er mit belegter
     Stimme. »Sie hat monatelang mit dem Tod gerungen, und ich habe es nicht einmal gemerkt!«
    »Professor Weisenberg, es tut mir sehr leid …«
    »Schon gut. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden …«
    »Herr Professor, da ist noch etwas.« Mark holte einen weiteren Zettel aus seiner Jackentasche – eine Kopie von Rainers Brief,
     die er auf dem Weg hierher in einem Copyshop gemacht hatte. »Das hier hat Rainer Erling geschrieben – offenbar für Ihre Frau.«
    Weisenberg nahm den Zettel mit zitternden Händen und las ihn stumm. Dann gab er Mark den Zettel zurück. »Ich sagte ja, meine
     Frau war Psychologin. Dieser Erling muss offensichtlich

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