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Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Titel: Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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anderer
Meinung, Frau Lampe?“
    Die alte Frau zuckte nur mit den
Schultern, erwiderte aber nichts. Vor der Schlafzimmertür angekommen sagte sie
fast flüsternd: „Aber regen Sie ihn bitte nicht auf, Herr Kommissar.“
    „Wie ich hörte, haben das schon
andere besorgt“, sagte Büttner trocken. Er hatte keine Lust mehr auf alte
Frauen und noch weniger auf alte Männer. Eigentlich hatte er keine Lust mehr
auf irgendwen hier in Canhusen.
    War Rudolf Lampe auch noch nie
eine auffällige Erscheinung gewesen, so war er jetzt endgültig zu einem
Schatten seiner selbst geworden, befand Büttner, als er ihn unter einem
schweren Daunenbett begraben vorfand. Sein fahles Gesicht hob sich kaum vom
hellen Kopfkissen ab, über seinen Wangenknochen spannte sich die Haut wie
dünnes Pergament und seine jetzt scheinbar viel zu großen, von dunklen Ringen
umrandeten Augen boten hinter den dicken Brillengläsern einen geradezu
grotesken Anblick.
    „Wie geht es Ihnen, Herr Lampe?“,
fragte Hasenkrug und rümpfte angesichts des Geruchs, der ihm beim Betreten des
Zimmers entgegengeschlagen war, angewidert die Nase. Es war eine Mischung aus
abgestandener Kohlsuppe, Urin und - Verwesung. Ja, so roch der Tod, schoss es
Hasenkrug unwillkürlich durch den Kopf.
    „Ach, wie soll es mir schon
gehen“, jammerte Lampe und hob seine Hände, ließ sie aber bereits im nächsten
Moment kraftlos wieder auf die Bettdecke fallen.
    „Wie ist es Ihnen eigentlich gelungen,
Ihre Freunde umzubringen?“, ging Büttner sogleich schlecht gelaunt in die
Offensive. Er spürte den nächsten Migräneanfall in sich aufsteigen, und die
Aussicht auf weitere Stunden mit höllischen Kopfschmerzen und begleitender
Übelkeit machte ihn aggressiv. „Oder wollen Sie jetzt immer noch behaupten, Sie
hätten mit der Sache nichts zu tun? Das würde mir schwer fallen zu glauben.
Schließlich sind Sie der einzige, der übrig blieb.“
    „Bisher“, rutschte es Hasenkrug
heraus.
    „Ich wollte es nicht“, sagte Lampe
weinerlich, „ich wollte das alles nicht.“
    „Was wollten Sie nicht, Herr
Lampe? Reden Sie doch jetzt endlich mal Klartext!“, fauchte Büttner ihn so
herrisch an, dass der alte Mann sichtlich zusammenzuckte. „Oder denken Sie, ich
mache die Heuchelei hier noch länger mit? Wenn Sie mir nicht auf der Stelle
alles erzählen, was Sie wissen, dann kann ich Ihnen versprechen, dass ich Sie
noch heute in die Haftanstalt überführen lassen werde. Mir reicht’s, Herr
Lampe, haben Sie mich verstanden! Ich habe ein für alle Mal genug von Ihnen!“
Büttners Stimme war mit jedem Satz lauter geworden, bis sie sich am Ende fast
überschlug. Hasenkrug sah ihn erschüttert an, so hatte er seinen Chef ja noch
nie erlebt! Auch öffnete sich im nächsten Moment die Tür, und Frau Lampe fragte
verschüchtert, ob sie behilflich sein könne. Eine Tasse Tee vielleicht für die
Herren Kommissare?
    „Nein ... nein, nichts, Frau
Lampe“, erwiderte Büttner, sichtlich um Beherrschung ringend. „Bitte lassen Sie
uns jetzt wieder ...“
    „Menno war’s“, hörte er da aus
den Tiefen des Daunenbettes eine fast piepsende Stimme.
    „Was?“ Büttner glaubte sich
verhört zu haben.
    „Menno. Er ist ... er hat ...“
    „Menno Buurmann?“, rief Büttner
schrill aus, „Sie sagen, Ihr Freund Menno Buurmann habe Lübbo Krayenborg,
Johann Schepker und Gustav Grensemann umgebracht? Und womöglich auch noch sich
selbst?“
    „Ja ... nein, also ... ich ...
nein, nein“, stieß Rudolf Lampe mit keuchendem Atem hervor und riss unnatürlich
weit die Augen auf. Er schien nahe dran zu hyperventilieren.
    „Jetzt mal ganz langsam, Herr
Lampe.“ Sebastian Hasenkrug war näher an sein Bett getreten und tätschelte ihm
nun beschwichtigend die Hand, wobei er seinem Chef einen vernichtenden Blick
zuwarf. „Lassen Sie sich ruhig Zeit, es gibt keinen Grund sich aufzuregen. Am
besten erzählen Sie alles der Reihe nach.“
    Die Atmung des alten Mannes
beruhigte sich langsam wieder. Aber gleichzeitig schien ihn auch der Rest
seiner Kraft zu verlassen. Lampe schloss mit einem tiefen Seufzer erschöpft die
Augen und ließ seinen Kopf auf die Seite fallen, das Gesicht von den Polizisten
abgewandt.
    „Herr Lampe, Sie wollten doch
eine Aussage machen“, beschwor ihn Büttner und fasste ihn an der Schulter, als
er sah, dass Lampe ganz offensichtlich dabei war einzuschlafen. „Herr Lampe,
nur noch ein paar Minuten, dann lassen wir Sie wieder in Ruhe.“ Aber der
Angesprochene reagierte

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