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Das Testament der Jessie Lamb: Roman

Das Testament der Jessie Lamb: Roman

Titel: Das Testament der Jessie Lamb: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Rogers , Norbert Stöbe
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weil ich an dem Abend betrunken war. Ich wollte …«
    »Ja?«
    »Ich bin zu dir nach unten gegangen. Aber du hast nur Klavier gespielt und mich nicht beachtet.«
    »Was hast du erwartet? Ich hatte dich eben mit Danny knutschen sehen.«
    »Nat mochte ich, aber … es ist nichts zwischen uns passiert.«
    »Alle Mädchen mögen Nat.«
    »Du tust so, als wäre ich hier die Schwierige, aber was ist mit dir?«
    »Mit mir? Was soll mit mir sein?«
    »Du hast Rosa Davis zu der Party eingeladen.«
    »Warum nicht?«
    »Und sie hat dir am Morgen beim Aufräumen geholfen.«
    »Ja, und?«
    »Wohin ist sie anschließend gegangen?«
    »Woher soll ich das wissen? Sie hat ihre eigenen Gründe für das, was sie tut.«
    Ich wusste, dass er sie eigentlich nicht mochte. Sie ging mit vielen Jungs. Es wurde gemunkelt, sie nehme Drogen. »Also …« Ich spürte, dass ich errötete, als habe man mir einen Topf Farbe über den Kopf gekippt. »Bist du …«
    »Ja«, sagte er. Wir saßen da, schauten uns an und waren so verlegen, dass es wehtat.
    »Okay«, sagte ich schließlich. »Gut, dass das geklärt ist.« Aus reiner Nervosität brach ich wieder in Gelächter aus, und wir saßen da und lachten wie zwei Verrückte. Dann erhob er sich und kam zu mir herüber. Er setzte sich zu mir aufs Bett, nicht besonders nahe, und ergriff mit seiner Rechten meine linke Hand. Wir schauten beide unsere Hände an, als sich unsere Finger langsam verschränkten, wie Wesen, die nicht zu uns gehörten. Dann küssten wir uns unbeholfen, wobei unsere Nasen zusammenstießen. Es gab einen Tempowechsel. Wir ließen uns aufs Bett zurückfallen und fassten uns überall an. Wir waren beide so heiß und fest und nah und glatt unter unseren Kleidern, dass ich es kaum aushielt. Ich wollte alles gleichzeitig tun, mein Körper fühlte sich leicht und lebendig an. Plötzlich erstarrte Baz.
    »Was ist?«, flüsterte ich.
    »Meine Mum ist gerade nach Hause gekommen. Ich hab die Haustür gehört.« Wir wälzten uns voneinander weg und richteten unsere Sachen.
    »Wird sie runterkommen?«, fragte ich.
    »Nein, aber …«
    Ich wusste, was er meinte. Wir machten uns ansehnlich und stiegen langsam die Treppe hoch. Baz ging in die Küche, um nach ihr zu sehen. Ich wartete im Wohnzimmer, und nach einer Weile tauchte er wieder auf und schüttelte den Kopf. »Sie hat Dad besucht und sich aufgeregt.«
    »Soll ich gehen?«
    Er schnitt eine Grimasse und nickte. »Ich rufe dich später an.«
    Ich ging allein hinaus. Der Nebel hatte sich gelichtet, die Sonne schien. Ich flog nach Hause, so glücklich wie ein Vogel. Und als ich dort angelangt war, checkte ich meine E-Mail. Und da war sie: die Nachricht von Dad. »Hi, Jessie, ich komme morgen zurück, dann kannst du mir alles erzählen. Alles Liebe, dein ausgerissener Dad. Xxx« Ja! Ich wirbelte ein paarmal im Kreis, dann schrieb ich Mum eine SMS . Es ging ihm gut, er kam zurück, er war mir nicht böse. Alles war auf dem richtigen Weg.
    Nach dem Abendessen rief Baz mich an, und wir spazierten zum alten Spielplatz. Der Himmel war klar, und unser Atem entwich wie Rauch in die kalte Luft. Wir setzten uns nebeneinander auf zwei Schaukeln. Obwohl ich Handschuhe trug, waren mir die Ketten zu kalt, um sie anzufassen. Ich schaukelte leicht, die Hände in den Taschen. Wir redeten über unsere Eltern, und ich erzählte ihm von Dad. Wir versuchten uns vorzustellen, wie unser Leben ohne MTS verlaufen würde. Baz hätte das Stipendium in Österreich wahrgenommen, er wäre Konzertpianist geworden und hätte in den großen Konzertsälen der Welt gespielt. Vielleicht wird es dazu ja doch noch kommen. Und ich – ich wusste nicht, was ich gemacht hätte, ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Und das brachte mich wieder auf mein Vorhaben. Auf mein wärmendes, dunkles Geheimnis, meine Bestimmung. Ich dachte daran, es ihm zu erzählen, obwohl ich wusste, dass ich es nicht tun sollte. Allerdings könnte es nicht schaden, wenn ich das Thema theoretisch mit ihm erörterte. Ich fragte ihn, ob er von dem Plan wisse, gelagerte Embryos zu impfen, und weil er davon noch nichts gehört hatte, erklärte ich es ihm.
    »Klingt wie ein Science-Fiction-Albtraum«, meinte er.
    »Das ist es nicht. Vielleicht für unsere Generation, aber wenn erst einmal die ersten Kinder geboren sind, können die Frauen wieder auf natürlichem Weg Kinder bekommen.«
    »Gefrierschränke voller Embryos, als wären das Tiefkühlerbsen? Dann will man sie also impfen – aber woher will man

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