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Das Testament der Jessie Lamb: Roman

Das Testament der Jessie Lamb: Roman

Titel: Das Testament der Jessie Lamb: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Rogers , Norbert Stöbe
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Hause – Dad bereitete das Abendessen –, und obwohl sie beide angespannt wirkten, sprachen sie miteinander. Es gab keine große Ankündigung von wegen Trennung, deshalb nahm ich an, Mandy habe recht mit ihrer Annahme, dass sie darüber hinwegkommen würden. Als Dad dann sagte: »Na, Jessie, welche große Neuigkeit hast du zu verkünden? Ist YOFI bereit, die Weltherrschaft zu übernehmen?«, brachte ich kein Wort heraus. Ich murmelte, das habe Zeit bis morgen, und ging auf mein Zimmer.

19
    Ich hätte die Gelegenheit nutzen sollen, als sie sich ergab. Denn leichter wurde es anschließend nicht. Ich nahm mir vor, am Montagabend mit ihnen zu reden. Dann kam Mum spät nach Hause (sie hatte Mandy besucht) und warf Dad irgendwas an den Kopf, ihre Stimmen drangen bis in mein Zimmer. Ich fürchtete, die ganze Sache könnte erneut hochkochen. Als sie sich wieder beruhigt hatten, ging ich in die Küche hinunter.
    Dad räumte gerade die Spülmaschine ein, und Mum saß am Tisch und drückte eine Fluppe aus. »Ich möchte euch eine Neuigkeit verkünden«, sagte ich. »Ich habe mich zum Mitmachen entschlossen.«
    »Hi, Jess«, sagte Dad. »Hast du Lust, beim Obstsalat zu helfen?«
    »Bei dem Programm mit den Leihmüttern.«
    Mum blickte mich verständnislos an.
    »Die MTS -freie Babys bekommen werden, ihr wisst schon.«
    Dad grinste mich an. »Denkst du immer noch an die Seepferdchen?«
    »Nein. Ich denke an mich.«
    »Ich sollte wieder los«, sagte Mum zu Dad, und er sah auf die Uhr.
    »Soll ich dich fahren?«
    »Ich packe meine Sachen.« Aber sie blieb sitzen.
    »Hört mal zu«, sagte ich. »Ich versuche, euch etwas zu sagen. Ich war in der Klinik und habe mich angemeldet.«
    »In welcher Klinik?«, fragte Dad.
    »In deiner. Bei Mr. Golding.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich will eine Schlafende Schöne werden, eine mit einem dieser tiefgefrorenen Embryos.«
    »Joe? Worum geht es eigentlich?«, fragte Mum.
    »Ich habe keine Ahnung. Jessie?«
    »Ich habe es schon gesagt. Ich habe mich für das Leihmütter-Programm angemeldet.«
    »Ach, Jess. Hör mal, deine Absicht ist löblich, aber der Zeitpunkt ist schlecht gewählt.«
    »Ich habe es schon getan. Ich habe mich eintragen lassen.«
    »Jessie«, sagte er mit warnendem Unterton. »Es reicht. Deine Mum hat schlechte Neuigkeiten, das ist kein guter Zeitpunkt für eine solche Unterhaltung.«
    »Ich dachte, wir wären uns einig …«, sagte Mum.
    »Das ist nicht fair«, erwiderte er. »Sie sollte es wissen. Hör zu, Jess, Mandy … Mandy versucht, schwanger zu werden.«
    Ich wollte eine Frage stellen, doch er deutete auf meine Mum. »Sag es ihr, Cath.«
    »Es geht um Paul«, sagte sie. »Den Pfleger. Mandy hielt es für eine gute Idee, das Implanon zu entfernen und sich schwängern zu lassen. Sie hat geglaubt … sie hat geglaubt, man würde sie das Kind austragen lassen. In ihrem Alter.«
    Plötzlich sah ich Pauls selbstgefällig lächelndes Gesicht im Nebel vor mir. Wie er in Mandys Haus verschwunden war. »Sie hatte Sex mit ihm?«, fragte ich, und Mum brach in Gelächter aus, das wie ein Schluchzen klang.
    »Ja, Schatz. So werden Babys gemacht.«
    »Ist sie wirklich schwanger?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Dad. »Morgen besorgen wir einen Schwangerschaftstest.«
    »Aber der schlägt vielleicht noch nicht an«, erklärte meine Mutter. »Selbst wenn das Ergebnis negativ sein sollte, müssen wir den Test in ein paar Wochen wiederholen.«
    »Wird sie MTS bekommen?«
    Sie sahen einander an. »Also, Jess«, sagte mein Dad behutsam, »was meinst du?«
    »Also ja.«
    »Mit etwas Glück ist sie nicht schwanger geworden. Aber wenn ja, dann ja.« Er kam zu mir und umarmte mich, küsste mich aufs Haar.
    Mum langte in ihre Tasche und holte eine weitere Zigarette hervor. Dad und ich schauten ihr beim Anzünden zu. Ich dachte an Mandy – wie sie glücklich und schön, mit dunkel geschminkten Augen und schimmerndem Haar, auf Paul gewartet hatte. Sie tat, was sie wollte, was war falsch daran? Aber es war so widersprüchlich. Wenn sie grundlos starb – dann wäre alles falsch gewesen.
    Von da an ging tatsächlich alles schief.
    Mum machte bei Mandy einen Schwangerschaftstest mit negativem Ergebnis und brachte sie zum Arzt, der ihr ein neues Implanon-Implantat einsetzte. Mandy hatte sich das alte mit einer Rasierklinge herausgeschnitten, wie mir Dad erzählte. Er meinte, Mandy sei wütend auf Mum, weil sie Paul gefeuert habe. Jetzt versuchten sie, eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung zu

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