Das Tor nach Andoran (German Edition)
Akandos Vorschlag zustimmt, wird von den Geistern der Ahnen furchtbar bestraft werden. Wenn die Ahnen Akandos Haltung befürworteten, hätten sie nicht geraten, ins Winterlager zu ziehen. Dort sind wir sicher vor den Feinden und können darauf warten, bis sie wieder abziehen. Wir können uns dort gegen eine ganze Armee verteidigen, ohne Verluste zu erleiden.«
Zustimmendes Gemurmel ging durch die Runde und Gallans Gesichtsausdruck wurde zunehmend besorgter. Garan stand auf und sprach mit ruhiger aber eindringlicher Stimme.
Garan lag es fern, sich in die Beratung einzumischen, deshalb hatten sein Sohn und er bis jetzt zugehört. Die Fragen der Führer beantwortet, aber sich nicht eingemischt. Doch nun hielt er es für angebracht sich zu Wort zu melden, um der zerstörerischen Vorstellung des Schamanen entgegenzutreten.
Garan erzählte von den Boten, die die Nayati zu allen erreichbaren Stämmen schickten, um damit eine möglichst große Anzahl von Kämpfern aufbieten zu können. Eindringlich warnte die Führer der Aricara.
»Im Winterlager hungern die Zentaren euch aus. Ich kenne das Winterlager aus meiner Jugend und weiß, dass es dort nur einen Zugang gibt. Der Feind muss nur abwarten, bis ihr halb wahnsinnig vor Hunger einen Ausbruchsversuch unternehmt, um euch abzuschlachten. Ihr sitzt dort in einer Falle.« Garan stand Manapi gegenüber, der ihn aus hasserfüllten Augen anstarrte und wütete.
»Glaubt nicht diesem Abtrünnigen, er will nur den Beistand der Aricara um seinen Stamm zu retten. Sollen die Nayati doch selbst sehen wie sie mit den Zentaren fertig werden,« geiferte er weiter.
Mit einem Mal wurde der Blick des Schamanen starr. Er begann Beschwörungen, zu flüstern. Rhythmisch bewegte er sich im Takt einer Musik, die nur er vernehmen konnte, und fing an hinter den Rücken der Anwesenden im Kreis zu tanzen. Dabei vollführte er beschwörende Gesten und Zeichen.
Unvermittelt hielt Manapi im Tanz inne und sein Stab stieß in die Richtung Akandos. »Widersetz dich nicht dem Willen der Ahnen, oder die Strafe, die du für deine Arroganz erhältst, wird furchtbar sein.«
Manapi torkelte zum Ausgang des Zelts und verließ es, ohne sich noch einmal umzusehen. Minutenlang herrschte bedrücktes Schweigen im Zelt. Akando blickte noch lange auf den Eingang, als erwarte er, dass der Schamane zurückkäme. Dann schüttelte er den Kopf uns sagte mehr zu sich selbst, als zu den anderen.
»Manapi ist ein Scharlatan er ist arrogant, selbstherrlich und gibt vor den Willen der Ahnen zu kennen. Aber die Ahnen können den Untergang der Aricara nicht wollen.«
Etwas lauter fügte er hinzu. »Lasst uns ohne ihn weiter beraten, welchen Weg wir gehen wollen.« Akando setzte sich wieder und wartete auf die Vorschläge der anderen Führer.
Draußen senkte sich die Nacht über das Lager. In den Zelten brannten kleine Kochfeuer, deren Rauch sich wie milchig weißer Nebel über das Tal legte, auf dem eine angespannte Stimmung lastete.
Die Nachricht von den Feinden, die nicht nur aus dem Norden kamen, sondern auch im Westen standen hatte sich dank Manapi wie ein Lauffeuer verbreitet. Nun erfüllte die Stammesangehörigen eine drückende Angst vor einer ungewissen Zukunft. »Wisst ihr, wie viele Krieger die Zentaren zählen?« Die Frage Garans veranlasste Akando aufzusehen und kurz zu überlegen. Akando war, wie Garan inzwischen erfuhr der Kriegshäuptling der Aricara und ihm oblag die Pflicht, genauestens über den Feind informiert zu sein. Akando dachte einen kurzen Moment nach.
»Meine Späher sprachen von ungefähr vierhundert Kriegern, als sie sich dem Dorf näherten, doch inzwischen sind sie auf sechshundert angewachsen. In einem offenen Kampf wären wir hoffnungslos unterlegen gewesen. Deshalb erschien es uns besser auf Manapis Rat hin ins Winterlager zu fliehen, bis sie weitergezogen wären. Wir sind von einem der üblichen Überfälle ausgegangen, welche die Zentaren unternehmen, um unsere Mädchen und Frauen zu rauben. Zudem ist unser Stamm nicht sehr zahlreich wie du weißt Garan und der Verlust von Kriegern wiegt schwer.«
Garan nickte bedächtig. Er wusste, was Akando damit sagen wollte. Er fürchtete keinen Kampf, aber er musste als einer der Führer des Stammes an dessen Zukunft denken. An die Frauen und Kinder, die ohne ihre Krieger ohne Schutz und Nahrung waren.
Garan hatte sich getäuscht, als er Gallan glauben machen wollte, dass sich keiner außer seiner Schwester an ihn erinnern würde.
Akando
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