Das Trumpf-As der Hölle
tatsächlich?«
»Gerüchte, Mr. Sinclair, Gerüchte. Aber es könnte etwas Wahres daran sein. Nur, wer kehrt freiwillig in ein Zuchthaus zurück, das er eben erst verlassen hat?«
»Das frage ich mich allerdings auch.«
Der Direktor erhob sich. »Ich will ehrlich sein, Mr. Sinclair. Hier stimmt einiges nicht. Ich habe das Gefühl, die Kontrolle über meinen Bereich zu verlieren, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Möglich.«
»Die Nächte sind am schlimmsten. Da sehe ich oft Gespenster, höre Geräusche, denn ich schlafe die Woche über hier. Nur am Wochenende fahre ich nach London.«
»Was hören Sie denn?«
»Kann ich nicht genau sagen. Mal ein Heulen, als wären Wölfe in der Nähe, sogar eine gewaltige Fledermaus ist schon gesichtet worden, allerdings nicht von mir persönlich.«
»Na ja«, sagte ich, »dann hoffe ich nur, dass sich die Dinge aufklären werden.«
Ich packte meine Sachen ein. Das Kreuz hängte ich mir um. Es verschwand unter dem Unterhemd. Die Beretta mit den Silberkugeln klebte ich an der linken Wade fest. Das Pflaster gab mir Randall. An der anderen Wade wurde der Dolch befestigt.
Als alles okay war, nickte ich. »Und wo werde ich hingeschafft?«
»Möchten Sie eine Einzelzelle?«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Okay, ich sage Todd Bescheid.«
»Und noch etwas hätte ich gern. Einen Schlüssel zur Zelle.«
Für einen Moment starrte mich der Direktor fassungslos an. »Sie wollen einen Schlüssel?«
»Ja, ich muss mich bewegen können.«
»Na gut, wie Sie meinen. Ich habe hier einen, der passt zu allen Türen. Ist eine Spezialanfertigung.«
»Muss ich arbeiten?«
»Nein. In den ersten vier Wochen werden die Gefangenen bei uns sich selbst überlassen. Sie sollen erst einmal nachdenken und werden dann zu einer Arbeit eingeteilt.«
»In den Sümpfen?«
»Nein, die werden nicht trockengelegt. Umweltschutz, wissen Sie. Es gibt genug zu tun. Wir bekommen von den Firmen immer kleinere Aufträge, die wir preiswert durchführen.«
»Auch eine Art von staatlicher Subvention.«
»Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
Ich steckte den Schlüssel ein und schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre im Augenblick alles.«
Die Hand des Direktors näherte sich bereits dem schwarzen Rufknopf.
»Einen angenehmen Aufenthalt kann ich Ihnen ja nicht wünschen. Versuchen Sie trotzdem, das Beste daraus zu machen.«
»Ich werde mich bemühen.«
Randall drückte den Knopf. Zwei Sekunden später standen die beiden Aufseher im Raum. Der Direktor erklärte ihnen, in welch eine Zelle ich gesteckt werden sollte.
»Einzelhaft also«, sagte Todd.
»Genau.«
»Dann komm mit mir, Sinclair!«
Kaum hatte er mich angesprochen, verwandelte ich mich bereits in den ängstlichen Zuchthäusler mit hochgezogenen Schultern und geducktem Kopf. So wollte Todd es haben. Für ihn war es immer ein innerer Vorbeimarsch, wenn sich ein Gefangener vor ihm duckte. Als Oberaufseher war er ein kleiner Gott.
Als wir durch den langen Gang schritten, änderte sich sein Verhalten. Neben mir ging er her. Den harten Gummiknüppel hatte er in die rechte Hand genommen und schlug damit gegen seine offene linke Handfläche.
»Einzelzelle, Sinclair«, sagte er. »Man steckt dich in eine Einzelzelle, das ist gut, sehr gut. Da werde ich dich des öfteren besuchen. Dann kannst du mir erzählen, wie du die Bank ausgeraubt und geschossen hast, du Killer.«
Ich warf ihm von der Seite her einen Blick zu, und bemerkte das Glitzern in seinen Augen. Der Kerl war ein Sadist!
Über Eisentreppen und durch lange Flure mussten wir gehen. Die Zellentüren standen zumeist offen. Im Zuchthaus sah ich kaum jemand, denn die meisten arbeiteten. Nur die leichteren Fälle der Kranken waren beschäftigt worden. Zumeist fegten die Männer. Wenn Todd ankam, traten sie hastig zur Seite. Er schien allgemein nicht sehr beliebt zu sein. Mir wurden höhnische Blicke zugeworfen, denn das Erscheinen eines jeden Neuen erinnerte die älteren daran, dass sie weniger abzusitzen hatten.
Wir mussten fast die gesamte zweite Etage durchschreiten, um zu den Einzelzellen zu gelangen. Meine hatte die Nummer 13. Wenn dass kein Omen war.
»Du bist doch nicht abergläubisch?« fragte mich der Oberaufseher.
»Wieso?«
»Geh rein, Mensch.«
Er stieß mich durch die offene Tür und rammte sie sofort hinter mir zu. Zweimal drehte er den Schlüssel. Ein schreckliches Geräusch für die Gefangenen. Ich musste trotzdem grinsen, obwohl mich der Kerl sicherlich durch das
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