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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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die Veranda, öffnete die Fliegengittertür einen Spaltbreit und schlüpfte in den Raum zwischen den beiden Türen. In die hölzerne Hintertür waren im oberen Drittel vier Glasscheiben eingesetzt. Der Mann setzte einen Saugnapf in die Mitte der linken unteren Scheibe und führte den Glasschneider im Uhrzeigersinn rund um den Saugnapf. Nach fünf Umdrehungen drückte er mit beiden Händen gegen die Kreisfläche. Das ausgeschnittene Stück Glas löste sich aus der Scheibe und blieb am Saugnapf haften. Er griff mit einer Hand durch das Loch, entriegelte die Tür und öffnete sie. Dann trat er leise in die Küche ein und schloss die Tür hinter sich. Er rührte sich nicht von der Stelle, während er durch das Fenster zum Nachbarhaus hinüberblickte, um zu sehen, ob sich dort vielleicht irgendetwas verändert hatte, während er sich ganz auf eventuelle Geräusche im Haus konzentriert hatte. Er hörte den Hund atmen und sah ihn schließlich vollkommen entspannt und schlaff auf einem kleinen Teppich vor dem Küchentisch liegen. Der Mann zog das Mikrofon vom Schild seiner Baseballmütze herunter und sprach im Flüsterton hinein. »Ich bin drin, over.«
    Sein Partner saß sechs Blocks entfernt in dem blauen Van und hörte mit einem Funkscanner den Polizeifunk ab. »Roger«, antwortete er gelassen, »hier bei mir ist alles ruhig, over.«
    Der Mann in der Küche des Burmiester-Hauses schob das Mikrofon wieder an den Schild seiner Mütze hinauf und nahm langsam die Tasche von der Schulter. Vorsichtig stellte er sie auf den Boden und holte eine Gasmaske sowie einen grünen Behälter mit einem Gummischlauch hervor. Mit dem Behälter und der Gasmaske in der Hand schlich er über den Flur zur Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte. Am Fuße der Treppe blieb er stehen, beugte sich vor und legte beide Hände auf die vierte Stufe. Erneut hielt er inne und lauschte, bis er sicher war, dass Burmiester nicht aufgewacht war. Dann begann er langsam die Treppe hinaufzukriechen, wobei er darauf achtete, das Gewicht möglichst gleichmäßig zu verteilen und sich von der Mitte der Stufen fern zu halten. Er wollte vermeiden, dass die alte Treppe knarrte und den Hausherrn weckte.
    Als er oben im ersten Stock angekommen war, blieb er auf den Knien und kroch langsam auf allen vieren zu Burmiesters Schlafzimmer, das etwa sechs Meter entfernt war. Vor der Tür wartete er erst einmal ab und lauschte. Dann steckte er vorsichtig den Gummischlauch unter der Tür durch, setzte die Gasmaske auf und öffnete das Ventil des Behälters. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und stellte den Countdown-Timer an seiner Uhr ein.
    Nachdem fünfzehn Minuten verstrichen waren, drehte er das Ventil zu und zog den Schlauch unter der Tür hervor. Langsam öffnete er die Tür und blickte in das Zimmer hinein. Burmiester lag mit dem Rücken zur Tür und rührte sich nicht. Der Eindringling drückte die Tür ganz auf und trat ans Bett. Er streckte die Hand aus und stieß Burmiester ein paar Mal an. Der alte Mann rührte sich nicht. Er zog den rechten Handschuh aus und überprüfte den Puls des Mannes. Erleichtert stellte er fest, dass Burmiester lebte. Der Eindringling kannte den Mann nicht, an dessen Bett er stand, und er wollte nicht, dass er starb. Harold Burmiester war nicht der Mann, hinter dem er heute Nacht her war. Er ging um das Bett herum zum Fenster und warf einen Blick auf das Haus gegenüber. »Ich bin auf dem Posten«, sprach er in sein Mikrofon. »Es sieht gut aus, over.«
    Im nächsten Augenblick hörte er die Antwort im Ohrhörer. »Roger, hier ist auch alles ruhig, over.«
     
    Acht Kilometer entfernt, auf der anderen Seite des Potomac, war das zweite Team in Position gegangen. Der unauffällige weiße Van stand in einer stillen Seitenstraße. Drinnen hatte sich der blonde Killer mittlerweile umgezogen. Statt der dunklen Jeans, der Jacke und der Stiefel trug er nun eine graue Trainingshose, ein blaues Sweatshirt und Joggingschuhe. Er saß still da, während einer der anderen Männer sein Gesicht schwarz schminkte. Dies geschah zu Tarnzwecken, wenn auch nicht im eigentlichen militärischen Sinn. Die Schminke war dazu da, um gesehen zu werden und zu täuschen, und nicht, um den Mann unauffälliger zu machen. Danach setzte man ihm noch eine schwarze Afro-Perücke auf das blonde Haar und zwei braune Kontaktlinsen über die blauen Augen. Schließlich setzte er sein Headset sowie, um die Verkleidung abzurunden, eine

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