Das Ultimatum
Wortwechsel wurde er mit dem Büro von Direktor Stansfield verbunden.
Es war jedoch nicht der Direktor, sondern Irene Kennedy, die sich meldete und die, als sie die künstlich veränderte Stimme hörte, sofort die Suche nach dem Anrufer aktivierte. »Wer spricht da?«, fragte sie.
»Der Mann, der Arthur entführt hat. Wo ist Stansfield?«
»Er ist im Moment nicht da«, antwortete sie und fragte sich, ob sie wohl gerade mit dem ehemaligen SEAL-Team-Kommandeur sprach.
»Ich muss ihn sofort sprechen!«
Irene Kennedy blickte auf ihre Uhr. »Wenn Sie kurz dranbleiben – ich werde versuchen, ihn zu erreichen.«
»Nein!«, rief Coleman. »Geben Sie mir eine Nummer, unter der ich ihn erreichen kann, sonst bringe ich das Band an die Öffentlichkeit.«
Irene Kennedy überlegte kurz und beschloss, ihm die Nummer zu geben. Als die Verbindung unterbrochen war, rief sie sofort im Operations Center an. »Haben Sie ihn?«, fragte sie, als sich Charlie Dobbs meldete.
»Nicht einmal annähernd. Der Anrufer hat ein mobiles Gerät benutzt.«
»Können Sie ihn ausfindig machen, wenn er noch einmal anruft?«
»Wenn er lang genug dranbleibt, ja, aber so dumm wird er wohl nicht sein.«
»Okay, danke.« Irene Kennedy legte den Hörer auf und fragte sich erneut, ob sie gerade mit Coleman gesprochen hatte.
Als er die gewünschte Auskunft bekommen hatte, beendete Coleman sofort das Gespräch und wählte die Nummer, die Irene Kennedy ihm gegeben hatte. Eine männliche Stimme meldete sich, und Coleman fragte nach Stansfield. Einige Augenblicke später war der Direktor persönlich am Apparat. »Wo, zum Teufel, ist O’Rourke?«, fragte Coleman ohne Umschweife.
»Wer spricht da?«, fragte Stansfield argwöhnisch, als er die metallisch klingende Stimme hörte.
»Der Mann, der zwanzig Kopien von einem Band hat, das die CIA zum Zusperren zwingen könnte. Ich frage jetzt noch ein letztes Mal: Wo ist der Abgeordnete O’Rourke?«
»Ich versuche selbst gerade, ihn zu finden.«
Coleman schloss aus der Qualität der Verbindung, dass Stansfield unterwegs sein musste. »Wo sind Sie?«
Stansfield zögerte kurz. »Ich bin in der Luft.«
»Wohin fliegen Sie?«
»Maryland.«
»Was wollen Sie in Maryland?«, fragte Coleman weiter.
»Wir fliegen zum Sicherheitsberater des Präsidenten.«
»Hat er den Abgeordneten?«
»Wir wissen es nicht sicher, aber ich werde es herausfinden.«
»Wo wohnt Nance?«
»Arundel County, gleich beim Highway 214.«
Coleman kannte die Gegend. Nances Haus war nicht weit von Annapolis entfernt. »Sie sollten den Abgeordneten schnell finden. Meine Geduld mit Nance ist nämlich am Ende.« Coleman beendete das Gespräch und trat aufs Gaspedal, während er auf den Highway 50 auffuhr. Er wollte dort sein, wenn Michael befreit wurde, doch es gab da noch ein kleines Problem; er musste vorher noch das FBI loswerden.
In den sechzehn Jahren bei der Navy hatte Coleman zwei mögliche Strategien gelernt, wie man lästige Verfolger abschütteln konnte; die eine bestand darin, eine besonders verkehrsreiche Gegend aufzusuchen, in der die Verfolger den Kontakt verloren, während die zweite Strategie darauf beruhte, einen Ort aufzusuchen, wohin sie einem nicht folgen konnten. Coleman grinste. Die zweite Strategie würde in diesem Fall gut funktionieren. Er wechselte auf die linke Fahrspur und überholte mehrere Autos, als er auf hundertzwanzig Stundenkilometer beschleunigte. Er schaltete den Stimmmodulator an seinem Telefon aus und wählte die Nummer der Naval Academy. Als sich die Vermittlung meldete, verlangte Coleman nach seinem alten Freund Sam Jarvi.
Skip McMahon schaute mit seinem Fernglas durch die Windschutzscheibe des Minivans hinaus. Er sah das rote Bremslicht an Colemans Ford Explorer. Die drei anderen FBI-Wagen folgten dem Minivan in einer einzigen Kolonne. McMahon legte das Fernglas in den Schoß und lehnte sich zurück. »Okay, Leute«, sprach er in sein Walkie-Talkie, »wir lassen ein wenig Abstand. Der Hubschrauber hat ihn. Wir bleiben fürs Erste so eineinhalb Kilometer hinter ihm. Wenn er vom Highway abfährt, gehen wir wieder näher ran.«
O’Rourke blinzelte einige Male, ehe er die Augen ganz aufschlug. Jarod packte ihn unter den Armen und hob ihn vom Fußboden hoch. Er zerrte Michael zu einem Stuhl und setzte ihn darauf. Michael hielt sich an den Armlehnen fest und schüttelte den Kopf, um wieder klar zu sehen. Er spürte ein Brennen am Bauch, und aus der Nase fielen ein paar Blutstropfen auf
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