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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Ordnung mussten unter allen Umständen gewahrt bleiben.
    Einige Sekunden später öffnete er die unterste Schublade seines Schreibtischs und zog eine Akte heraus, die mit der Überschrift »Staatsschulden« versehen war. Ein Mitarbeiter seines Teams lieferte ihm jeden Monat die aktuellen Zahlen über den gegenwärtigen Stand und die voraussichtliche Entwicklung. Olson öffnete die Mappe und warf einen Blick auf die Kurzzusammenfassung. Nach den offiziellen Angaben der gegenwärtigen Regierung beliefen sich die Schulden auf rund 5,2 Billionen Dollar. Olson wusste, dass diese Zahl nicht die gesamten Schulden widerspiegelte. Man hatte zusätzlich Geld vom Sozialversicherungsfonds geliehen, und wenn man bedachte, dass die Regierung die Kosten für ihre Programme zumeist unterschätzte, so konnte man davon ausgehen, dass die Schulden in Wahrheit bereits auf die sechs Billionen zugingen. Olson warf einen Blick auf die voraussichtliche Entwicklung der Staatsschulden in den nächsten fünf, zehn, fünfzehn und zwanzig Jahren. Die Zahlen waren tatsächlich erschreckend. O’Rourke hatte Recht. Wenn man das Problem jetzt nicht anpackte, würde das Land vielleicht eines Tages daran zugrunde gehen. Er wollte seinen Enkelkindern kein bankrottes Amerika übergeben – aber auch kein Amerika, das Terrorismus tolerierte.
     
    Jack Warch stieg die letzten Stufen zum Dach des Weißen Hauses hinauf. Die Special Agents Sally Manly und Joe Stiener folgten ihm, während sich Warch bereits auf dem Dach umschaute. Zufrieden stellte er fest, dass die sechs Agenten, die zur Abwehr von feindlichen Scharfschützen eingesetzt wurden, alle auf ihren Posten waren und die Umgebung aufmerksam im Auge behielten. Warch stand im Moment unter starkem Stress, doch er bemühte sich, möglichst ruhig zu wirken. Joe Stiener verschwand kurz in dem kleinen Wachhaus und füllte drei Becher mit Kaffee, von denen er einen seinem Chef und einen seiner Kollegin reichte.
    Warch trat an den südlichen Rand des Daches und blickte zu dem grauen Himmel hinauf. Stiener und Manly standen schweigend einige Schritte hinter ihm. Nachdem sich der frühmorgendliche Nebel aufgelöst hatte, war es zeitweise recht sonnig gewesen, ehe sich graue Wolken heranschoben, die nun wie eine Decke über der Stadt lagen. Eine leichte Brise wehte aus südwestlicher Richtung. Warchs Blick schweifte vom Himmel zu den Baumwipfeln hinüber, und er betrachtete einige Augenblicke die herbstlichen Farben des Laubs. Während er seinen Kaffee trank, dachte er daran, wie wenig er in der vergangenen Woche geschlafen hatte. Lange würde er diesen Rhythmus nicht mehr durchhalten – umso erleichterter war er, dass er den Präsidenten jetzt an das Sicherheitsteam in Camp David übergeben und endlich wieder einmal richtig schlafen konnte. Aber bevor es so weit war, musste er den Präsidenten heil nach Camp David bringen.
    Gestern am späten Abend hatten sie noch in einer Sitzung die nötigen Sicherheitsvorkehrungen diskutiert, und Warch hatte dem Präsidenten empfohlen, die Konferenz nicht in Camp David, sondern im Weißen Haus abzuhalten. Garret hatte den Vorschlag abgewürgt, bevor der Präsident noch so richtig darüber nachgedacht hatte. »Jim«, meinte Garret, »Sie müssen der Welt zeigen, dass Sie sich nicht im Weißen Haus einschließen. Die Leute müssen sehen, wie Sie in den Hubschrauber einsteigen und nach Camp David fliegen. Dadurch werden Sie als starkes Staatsoberhaupt dastehen; außerdem ist Camp David sicherer als das Weiße Haus.«
    Es war schwer zu sagen, an welchem Ort der Präsident sicherer wäre – doch darum ging es auch gar nicht. Die wirkliche Gefahr lag im Transport des Präsidenten vom Weißen Haus nach Camp David.
    Warch war von McMahon über die Morde informiert worden, und er war verblüfft, dass es jemand geschafft hatte, vier hochrangige Politiker zu ermorden, ohne die kleinste Spur zu hinterlassen. Er war beeindruckt von der Professionalität, mit der die Killer ans Werk gingen, und er fürchtete, dass der Präsident ihr nächstes Ziel sein könnte. Die Täter waren offenbar imstande, ihre Strategie den jeweiligen Umständen anzupassen, und nachdem der Präsident nicht still und leise nach Camp David gebracht wurde, würden diese Leute genau wissen, wann er das Weiße Haus verließ und wann er am Ziel ankam.
    In Warchs Metier musste man stets mit dem Schlimmsten rechnen, weshalb er heute ganz besondere Sicherheitsvorkehrungen traf. Warch blickte auf die Reporter und

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