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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Michael. Ist das mit unserem gemeinsamen Mittagessen am Montag noch aktuell?«
    »Ja, ich habe ab Viertel vor zwölf Zeit.«
    »Gut.« O’Rourke holte tief Luft. »Erik, ich mache mir ein bisschen Sorgen wegen dieses Bündnisses, an dem du so aktiv mitarbeitest. Was möchtest du an diesem Wochenende genau erreichen?«
    »Was meinst du damit?«
    »Werdet ihr euch tatsächlich bemühen, die unnötigen Ausgaben zu streichen, oder werdet ihr nur schöne Reden schwingen und die Schulden des Landes um eine weitere halbe Billion Dollar erhöhen?«
    Olson war einen Moment lang sprachlos angesichts der Direktheit, mit der sein junger Freund mit ihm sprach. »Michael, die Dinge sind im Moment ziemlich kompliziert … und angesichts der aktuellen Sicherheitskrise ist ein ausgeglichenes Budget noch meine geringste Sorge.«
    »Erik, die Staatsschulden sind heute das größte Problem unseres Landes – und nicht die Tatsache, dass ein paar selbstsüchtige, korrupte Politiker ermordet worden sind.«
    Olson zögerte einige Augenblicke, ehe er antwortete. Er wollte sich auf keinen Streit mit O’Rourke einlassen. »Michael, ich verstehe ja deine Sorgen, aber im Moment geht es nun einmal vor allem darum, diese Terroristen zu stoppen, und der erste Schritt dazu ist die Bildung einer vereinten Front. Wir können uns nicht zu Reformen erpressen lassen – schließlich leben wir in einer Demokratie.«
    »Dann wirst du also keine Kürzungen im Budget vorschlagen«, stellte O’Rourke fest, ohne seine Enttäuschung zu verbergen.
    »Michael, wir haben im Moment größere Probleme als das Budget.«
    »Das ist doch Quatsch, Erik, das weißt du genauso gut wie ich. Sieh dir doch bloß die Zahlen an. Jetzt haben wir die Chance, endlich etwas daran zu ändern!«
    »Michael, die Staatsschulden sind momentan zweitrangig. Viel wichtiger ist, dass wir uns nicht den Forderungen von Terroristen beugen.«
    »Erik, warum redest du eigentlich immer von Terroristen? Sie haben keine unschuldigen Zivilisten getötet, sondern vier korrupte Politiker, die ihre Macht auf üble Weise missbraucht haben – vier Politiker, welche die Zukunft unseres Landes aufs Spiel gesetzt haben, nur um irgendwelche Gruppen zufrieden zu stellen, damit sie wiedergewählt werden.«
    »Michael, ich höre dir nicht länger zu, wenn du so über diese Männer sprichst!«, entgegnete Olson mit bebender Stimme.
    »Es ist doch die Wahrheit, Erik. Mach diese Kerle doch nicht zu etwas, was sie nie waren, nur weil sie ermordet wurden.«
    Olson zögerte einige Augenblicke, ehe er antwortete: »Michael, ich will dir mal etwas sagen. Du bist für mich wie ein Sohn, aber du hast noch einiges zu lernen. Ich bin jetzt über dreißig Jahre hier in der Stadt, und ich kann dir sagen, dass die Dinge nicht immer so einfach sind, wie du es dir vorstellst.«
    »Nicht so einfach, sagst du?«, erwiderte O’Rourke entschieden. »Soll ich dir sagen, wie einfach die Dinge in Wirklichkeit sind? In den vergangenen zwanzig Jahren habt ihr, du und deine Kollegen, dem Land Schulden in der Höhe von fünf Billionen Dollar aufgebürdet. Es gab in dieser Zeit keine ernste Wirtschaftskrise und keinen großen Krieg, der diese Ausgaben gerechtfertigt hätte. Ihr habt also keinen triftigen Grund gehabt, derart viel Geld auszugeben … Ich weiß schon, dass du nicht aktiv an dieser Entwicklung beteiligt warst, aber die traurige Wahrheit ist, dass du dabei warst und es nicht verhindert hast. Wenn ihr euch von der politischen Bühne zurückzieht, werdet ihr den nachfolgenden Generationen einen immensen Schuldenberg hinterlassen. Verdammt, nicht einmal jetzt, wo jemand euer Leben bedroht, seid ihr bereit, das Richtige zu tun. Das ist eure letzte Chance, den Schlamassel zu bereinigen, den ihr angerichtet habt!« O’Rourke beendete das Gespräch abrupt und stieß einen Fluch hervor, während er auf die Bremse trat, um nicht einen Fahrradkurier umzufahren, der vor ihm die Straße überquerte. »Was muss denn noch passieren«, presste er zwischen den Zähnen hervor, »damit diese Kerle endlich ihren Job machen?«
     
    Olson starrte auf den Hörer und legte ihn dann langsam auf. Warum wurden diese Iren immer gleich so furchtbar emotional?, dachte er sich. Er wusste, dass O’Rourke Recht hatte, was die Staatsverschuldung betraf, aber Gewalt konnte keine Lösung sein. Das System brauchte eben seine Zeit, um sich zu ändern. Terrorismus und Erpressung waren keine probaten Mittel, um diesen Prozess zu beschleunigen. Recht und

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