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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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Gelassenheit ) in türkisfarbenen Lettern auf die Seite gemalt war. Ich stellte mir vor, wie es ruhig auf einem friedlichen Ozean unter einem bedeckten Himmel dahinglitt. Allmählich fügte ich ein paar kleine Wellen hinzu, dann Wind und Regen und Blitz und Donner, ich steigerte die Wucht des Wetters so lange, bis ein ausgewachsener, brüllender Gewittersturm toste. Mein Boot hob und senkte sich inmitten dieser Urgewalten, wurde hin und her geworfen, vom Wind gepeitscht und von den Wellen geprügelt, aber es erduldete alle Prüfungen klaglos. Seine Integrität war unumstößlich. Dann wurde die See wieder ruhiger. Der Wind legte sich, die Wellen flachten ab, die Wolken rissen auf, und schließlich war alles wieder hell und friedlich. Mein Boot schaukelte mitten auf einem funkelnden, sonnenüberfluteten Meer, und der flache Horizont erstreckte sich, so weit das Auge reichte.
    Das war das Bild, zu dem ich immer zurückkehrte, wenn meine Gelassenheit von meiner Mutter oder von Ellie bedroht wurde, und schon bald merkte ich, dass ich mit den täglichen Stresssituationen viel besser umgehen konnte. Ich schlief auch besser. Ich hatte weniger Anfälle. Mein Geist war klarer. Aber ich hatte noch eine schwierige Prüfung vor mir.
    Bis zu dem Tag, von dem ich Ihnen jetzt erzähle, hatte ich keine Ahnung, wie stark mein Boot wirklich geworden war.
    Es passierte ganz in der Nähe der Post. Ich habe das genaue Datum vergessen, aber es muss im Frühsommer 2008 gewesen sein. Es war ein Samstag, irgendwann nach dem Mittagessen, vielleicht gegen zwei oder drei Uhr.
    Wir waren gerade von dem Feldweg auf die Hauptstraße eingebogen, und das war der Grund, warum Kurt noch nicht an der Leine ging. Eine Minute später, vielleicht nur eine halbe, wäre er sicher angeleint gewesen. Wie bei allen Unfällen war es auch hier eine Ansammlung von zufälligen Ereignissen, die zusammengenommen zu dem führten, was passierte. Wenn irgendetwas davon nur ein bisschen anders gelaufen wäre, wäre es anders gekommen.
    Ich erinnere mich vage, dass ich Mrs. Griffiths Golf näher kommen sah, als Mr. Peterson und ich an der hohen Ligusterhecke vorbeigingen, die Mr. Lloyds Vorgarten einrahmte. Sie fuhr nicht besonders schnell, gewiss nicht schneller als fünfzig Kilometer pro Stunde, aber irgendwie habe ich sie nicht sofort erkannt. Mr. Peterson sah sie vor mir und hob als Erster die Hand, um sie zu grüßen. Mrs. Griffith gehörte zu den wenigen Menschen im Dorf, mit denen sich Mr. Peterson wenigstens ab und zu unterhielt (wegen der vielen Briefmarken, die er regelmäßig bei ihr kaufte). Aber ich glaube, an diesem Tag winkten wir ihr beide nur mechanisch zu. Wir waren in ein Gespräch vertieft, und deshalb nahmen wir unsere Umgebung nur am Rande wahr. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte. Es blieb keine Zeit zum Reagieren. Es war in dem Moment vorbei, in dem wir es begriffen.
    Der Lärm, so erfuhren wir später, stammte von der Motorsäge, die Mr. Lloyd in diesem Moment einschaltete, um seine Hecke zu schneiden. Aber da wir ihn nicht sehen konnten, konnten wir auch keine Vorkehrungen treffen. Es gab eine Geräuschexplosion direkt rechts neben uns, und Kurt schoss instinktiv in die entgegengesetzte Richtung – auf die Straße und direkt vor Mrs. Griffiths heranrollenden Wagen. Sie hatte keine Zeit zu reagieren, und als sie auf die Bremse trat, war der Aufprall schon vorüber. Es gab diesen dumpfen Rums, ein metallisches Kreischen und den Geruch nach verbranntem Gummi. Mrs. Griffiths Wagen kam nach etwa zwanzig Metern zum Stehen, und eine Sekunde später war alles totenstill. Mr. Lloyd hatte die Motorsäge bei den Geräuschen, die von der Straße her kamen, ausgeschaltet.
    Kurt lag reglos einen Meter vom gegenüberliegenden Straßenrand entfernt. Unter seinen Hinterläufen bildete sich bereits eine Pfütze aus Blut. Erst als wir zu ihm kamen, sahen wir, dass er noch atmete.
    Mrs. Griffith, die ausgestiegen war, zitterte, und ihr Gesicht war kreidebleich. Sie hatte die Fingerspitzen an die Lippen gelegt und stammelte immer wieder: »Ich h…h…habe ihn nicht gesehen. Er ist mir direkt vors Auto g…g…gelaufen.«
    Mr. Lloyd stand mittlerweile in seiner Einfahrt, den Mund weit aufgerissen und die dicken Gartenhandschuhe noch an den Händen. Er sah so hilflos und ungläubig aus wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ein paar Augenblicke lang war ich genauso nutzlos wie er. Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. Mein Geist war zu Eis gefroren.

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