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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Illustrierten hingesetzt, nahm Victor seine Frau beiseite. »Ich habe gleich mit Dr. Ruddock gesprochen. Er ist einverstanden, VJs derzeitigen neurologischen Zustand mit den Befunden aus der Zeit des Intelligenzabsturzes zu vergleichen. Aber er ist ein bißchen mißtrauisch und will wissen, weshalb wir ihn ausgerechnet heute herbringen. Selbstverständlich hat er keine Ahnung von dem NGF-Gen, und ich habe nicht die Absicht, ihm etwas zu erzählen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Marsha.
    Victor warf ihr einen Seitenblick zu. »Du wirst hoffentlich kooperativ sein!«
    »Ich werde mehr als kooperativ sein«, erwiderte Marsha. »Sobald VJ hier fertig ist, werde ich ihn mit in die Praxis nehmen und eine Reihe von psychologischen Untersuchungen mit ihm durchführen.«
    »Wozu das, um alles in der Welt?«
    »Die Tatsache, daß du danach fragen mußt, verrät mir, daß ich es dir wahrscheinlich nicht erklären könnte.«
    Dr. Ruddock, ein großer, schlanker Mann mit aschblondem Haar, rief vor der Untersuchung die ganze Familie für einen Augenblick in sein Sprechzimmer. Er wollte wissen, ob der Junge sich an ihn erinnere. VJ bejahte: Vor allem an seinen Geruch.
    Victor und Marsha lachten nervös.
    »Es war Ihr Rasierwasser«, sagte VJ. »Sie benutzten Hermes Aftershave.«
    Ein wenig verdattert über diese persönliche Bemerkung machte Dr. Ruddock alle mit Dr. Chris Stevens bekannt, seinem derzeitigen Mitarbeiter für Kinderneurologie.
    Dr. Stevens untersuchte VJ. Mit Rücksicht auf die Tatsache, daß beide Eltern Mediziner waren, gestattete er ihnen, im Zimmer zu bleiben. Eine vollständige neurologische Untersuchung hatten sie noch nicht erlebt. Nach einer Stunde war VJs gesamtes Nervensystem begutachtet und für völlig normal befunden worden.
    Dann machte Stevens sich an die Laborarbeit. Er nahm dem Jungen Blut zur routinemäßigen Untersuchung ab, und Victor ließ sich mehrere Röhrchen einfrieren, um sie nach Chimera Inc. mitzunehmen. Danach wurde VJ einem PET-und einem NMR-Scan unterzogen.
    Für den PET-Scan wurden harmlose radioaktive, positronenemittierende Substanzen in den Arm injiziert, während sein Kopf in einen großen, wie eine Teigrolle geformten Apparat geschoben wurde. Die Positronen kollidierten mit Elektronen in VJs Gehirn und setzten bei jeder Kollision einen Energieblitz in Form von zwei Gammastrahlen frei. Kristalle im PET-Scanner zeichneten die Gammastrahlen auf, und ein Computer verfolgte den Lauf der Strahlung und formte ihn zu einem Bild.
    Für den zweiten Test, den NMR-Scan, wurde VJ in einen knapp zwei Meter langen Zylinder gelegt, umgeben von mächtigen, durch flüssiges Helium tiefgekühlten Magneten. In dem daraus resultierenden Magnetfeld, sechzigtausendmal stärker als das Magnetfeld der Erde, richteten sich die Kerne der Wasserstoffatome in den Wassermolekülen von VJs Körper aus. Wenn die Atomkerne durch eine Radiowelle in einer speziellen Frequenz aus dieser Ausrichtung gebracht wurden, sprangen sie sofort zurück und gaben dabei selbst ein schwaches Radiosignal ab, das von Radiosensoren im Scanner aufgefangen und vom Computer in ein Bild verwandelt wurde.
    Als alle Tests durchgeführt waren, ließ Dr. Ruddock VJs Eltern wieder in sein Zimmer kommen. VJ wartete draußen im Wartezimmer.
    Victor war unübersehbar nervös; er schlug ein Bein über das andere und nahm es wieder herunter, und immer wieder fuhr er sich mit der Hand durch das Haar. Während der Tests hatte weder Dr. Stevens noch der Techniker irgendeinen Kommentar abgegeben. Am Ende war Victor wie gelähmt vor Anspannung.
    »Nun«, begann Dr. Ruddock und befingerte ein paar Printouts und Graphiken von den Tests, »nicht alle Ergebnisse sind schon da, vor allem nicht die Blutuntersuchungen, aber wir haben hier etliche positive Befunde.«
    Marsha wurde es flau im Magen.
    »Der PET- und der NMR-Scan sind beide abnormal«, erklärte Dr. Ruddock. Er hob eine der farbigen PET-Scanner-Graphiken mit der linken Hand in die Höhe; in der rechten hielt er einen Montblanc-Füller. Sorgfältig deutete er nacheinander auf verschiedene Bereiche. »Es gibt eine deutlich erhöhte, aber diffuse Glukoseaufnahme in den zerebralen Hemisphären.«
    Er ließ das Blatt sinken und nahm eine andere Farbgraphik. »Auf diesem NMR-Scan können wir die Ventrikel ganz deutlich erkennen.«
    Mit klopfendem Herzen beugte Marsha sich vor, um besser sehen zu können.
    »Es ist ganz offensichtlich«, fuhr Dr. Ruddock fort, »daß diese Ventrikel signifikant

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