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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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doch, hab ich's glatt vergessen.«
    Endlich bekamen sie ihre Biere und machten sich auf den Weg zurück zu ihren Sitzplätzen.
    »Es ist eine echt ergreifende Geschichte, Moses, aber hatte sie eine Moral, die mir entgangen ist? Ich dachte, wir hätten über Jennifer Witt geredet.«
    »Natürlich haben wir über Jennifer Witt geredet. Du bist Anwalt, und sie ist eine Mandantin von dir, und deshalb reden wir über sie und reden wir über sie und reden wir über sie. Aber« - Moses kippte gut ein Drittel seines Biers hinunter -, »und ich wiederhole, aber ... es gibt Leute - und ich hasse es, das sagen zu müssen, aber Frauen haben das scheint's besser drauf als Männer, bei denen hast du keinen Schimmer, was Sache ist. Das ist der Bezug von Rachelle zu der faszinierenden, mysteriösen Mrs. Witt. Wenn du dir die damals angeschaut hättest, hättste nicht die geringste Ahnung gehabt. Wenn du mit ihr gequatscht hättest, hättste das nie mitgekriegt. Ich meine, ich hätte wer weiß was darauf gewettet, daß das Mädchen eine eiserne Jungfrau ist.«
    »Vielleicht war sie's ja.«
    Moses konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Am nächsten Morgen war sie's mit Sicherheit nicht. Das weiß ich aus todsicherer Quelle.«
    »Was?« fragte Susan. Sie waren wieder bei ihren Plätzen angelangt, zehnte Reihe auf der First-Base-Seite. Spitzenplätze.
    Moses setzte sich und quasselte ohne Pause weiter. »Wir haben uns gerade über Jennifer Witt unterhalten, darüber, daß manche Frauen lügen.«
    Frannie hielt ihr Bier in der Hand und schüttete ein bißchen davon Moses in den Schoß. »Oh, Verzeihung, Bruderherz.« Sie wischte es mit großem Brimborium weg. »Wenn mich nicht alles täuscht, lügen Männer auch.«
    »Na schön, jeder lügt dann und wann, aber mein Punkt im Gespräch mit Diz war, daß es manche Frauen gibt, und ich sage nur deshalb Frauen, weil ich das in meiner ureigenen Erfahrung nicht bei vielen Männern erlebt habe, die allem Anschein nach absolut konträre Charaktereigenschaften in sich verkörpern - ich meine, sie scheinen zwei total unterschiedliche Leute zu sein, und trotzdem spazieren sie durch die Gegend und verhalten sich ganz normal, und du würdest es nie auch nur ahnen.«
    Frannie beugte sich zur Seite und richtete das Wort an Susan. »Noch ist Zeit. Noch bist du nicht verheiratet. Du mußt dir das nicht antun.«
    Moses hatte in Philosophie promoviert und pflegte zu sagen, daß das ein Kapitel sei, das hinter ihm liege. Was allerdings nicht hinter ihm lag, war seine Vorliebe für Herumge-laber. Die Worte plätscherten nur so dahin, und manchmal hatte Hardy den Eindruck, daß Moses sogar nachdachte, bevor er den Mund aufmachte, aber heute war allem Anschein nach kein solcher Tag. »Frannie, ich sag ja überhaupt nicht du oder Susan. Schau dir nur die ganze Literatur darüber an - Die zwei Gesichter Evas, Sybille, all die Bücher.«
    »All die beiden Bücher.«
    »Es ist bestens belegt. Du mußt dich gar nicht so aufregen. Frauen können Sachen einfach besser verstecken. Das lernen sie schon als Kinder. Wir wollen uns doch nichts vormachen, wenn sie lügen, lügen sie einfach besser. Das ist ein Kompliment!«
    »Ich glaube, ich erteil ihm jetzt Redeverbot«, sagte Susan. Sie nahm ihm den letzten Rest Bier ab und hielt es in ihrem Schoß. »Ich liebe dich immer noch, aber es wird eng. Du liebe Güte. Frauen lügen einfach besser. Und das ist ein Kompliment?«
    »Wer ist am Gewinnen?« fragte Hardy und wollte es damit beenden, aber Frannie war nicht einverstanden.
    »Was ist denn mit Männern, die ihre Frau verprügeln, Moses? Denkst du denn, du kannst das sofort erkennen, wenn du sie dir bloß ansiehst? Denkst du denn, das ist keine riesengroße Lüge, die solche Typen leben?«
    Moses dachte ein Weilchen nach. »Ich denke mir, man würde es schon irgendwie mitbekommen, wenn man sie erst mal kennenlernt.«
    Hardy mischte sich ein. »Ja, genau, wenn du zum Beispiel ei nen heiratest, und er verprügelt dich, dann bekämst du es mit.«
    »Das ist überhaupt nicht lustig«, fuhr Frannie ihren Mann an. »Mach keine Witze über so was, Diz.«
    »Ich mach überhaupt keinen Witz darüber, Frannie. Ich stehe auf deiner Seite, klar? Was ist denn mit dir los?«
    »Was mit mir los ist? Gar nichts ist mit mir los! Mein Bruder sagt, alle Frauen lügen, und ich akzeptiere das nicht, und plötzlich ist was mit mir los?«
    »Ich hab nicht gesagt, alle Frauen. Ich hab gesagt...«
    »Ich weiß, was du gesagt hast. Was ich

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