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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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verdiente den Tod.
    Hardy war der festen Ansicht, daß Erwachsene in der Gesellschaft irgendwann die Verantwortung übernehmen mußten für das, was sie waren, wer sie geworden waren. Sofern sie sich als Erwachsene in Killer verwandelten, verdienten sie keine Nachsicht. Adios, du hast deine Chance gehabt und sie verpatzt.
    Es war ein Trauerspiel ringsum, keine Frage. Es war ein Trauerspiel, daß Kinder einen grauenhaft schlechten Start hatten, daß Menschen sich als böse entpuppten. Aber so war die Welt. Es war ein schlimmeres Unrecht, ein schlimmeres Trauerspiel, bösen Menschen die Gelegenheit zu geben, wieder und wieder wahrhaft böse Dinge zu tun.
    Aber was war mit jemandem wie Jennifer, die zwei Ehemänner gehabt hatte, die sie schlugen ? Was war mit Jennifer, deren Leben die Hölle gewesen war? Wo paßte sie hin?

41
    Am nächsten Morgen, als er gerade dabei war, seine Sachen zusammenzusuchen und sich für einen Besuch bei Jennifer im Gefängnis fertigzumachen, klingelte das Telefon.
    »Mr. Hardy? Hier spricht Donna Bellows von Goldberg, Müllen & Roake.« Kaum hatte sie ihren Namen genannt, erkannte Hardy die spröde Stimme. Ms. Bellows, die Anwältin, die Jennifer an Freeman weitervermittelt hatte, war eine weitere Spur, die er vermutlich nicht intensiv genug verfolgt hatte, einer der diversen Rückrufe, der nie erfolgt war und dem er nicht nachgegangen war.
    »Ich habe am Wochenende von der Verurteilung erfahren und war gestern nicht in der Stadt, aber mir wurde klar, daß ich Sie nicht zurückgerufen habe. Tut mir leid. Und ich nehme an, daß es jetzt sowieso zu spät ist.«
    »Es ist nie zu spät, sofern Sie etwas Wichtiges haben«, sagte Hardy. »Ich bin sicher, daß David Freeman jetzt in diesem Augenblick an dem Antrag auf Berufung arbeitet.«
    »Na ja, ich glaube nicht, daß ich etwas Wichtiges habe.«
    Hardy wartete. Schließlich sagte er: »Was immer Sie haben, ich nehme es. Ich habe rausgefunden, daß Crane & Crane die Anwaltskanzlei der BMG war, aber was das bezüglich Larry Witt bedeutet...«
    Bellows ließ durchs Telefon einen Seufzer hören. »Das ist das, was auch ich herausgefunden habe, wo ich den Namen schon mal gehört hatte.« Hardy wartete ab. »In den letzten Monaten war viel zu tun, zwei Sekretärinnen haben gekündigt, und meine Unterlagen waren eine einzige Katastrophe, deshalb bin ich vor ein paar Wochen ins Büro gefahren und habe versucht, einen Teil davon aufzuräumen. Es hätte bei Larrys Unterlagen sein müssen, aber dort war es nicht. Wie auch immer, ich kann mir nicht vorstellen, daß es wichtig ist -«
    »Was ist es denn?«
    »Es ist ein Zeichnungsangebot. Larry hat es mir mit einigen Fragen zugeschickt, aber ich war über Weihnachten im Urlaub.«
    »Vielleicht hat er deshalb Crane angerufen - um Antworten auf die Fragen zu geben.«
    »Hat er dort angerufen? Direkt?«
    »Einmal. Jedenfalls von zu Hause.«
    »Gut, in Ordnung, aber zu dem Zeitpunkt, als ich es zu Gesicht bekam, war Larry bereits tot. Ich befürchte, daß ich das Rundschreiben aufgrund meiner Reaktion auf Larrys Tod und Wegen anderer dringender Geschäfte einfach beiseite gelegt habe. Larrys Fragen hatten sich zu dem Zeitpunkt ohnehin erledigt. Aber es hört sich so an, als hätten Sie Ihre Antwort bekommen.«
    Hardy erinnerte sich daran, wie dumm er sich vorgekommen war, als er Jody Bachman gefragt hatte, was ein LBO sei, und zögerte einen Augenblick, doch dann stellte er die Frage trotzdem. Wer keine Fragen stellt, bleibt dumm. Er gab also zu, daß er nicht genau wußte, was ein Zeichnungsangebot war.
    »Es ist so ziemlich das, was der Name schon sagt - ein Angebot, das die Zeichnung, also den Ankauf neu emittierter Aktien empfiehlt. In diesem Fall war die BMG dabei, ihre Gemeinnützigkeit aufzugeben. Ich nehme mal an, daß Larry Fragen dazu hatte, also wandte er sich an mich, und da ich nicht hier war, wandte er sich an die Quelle selbst.«
    »Er hat das Wort nein unter der Telefonnummer notiert.«
    »Wahrscheinlich hatte er beschlossen, daß er nicht investieren wollte. Die Sache macht sowieso nicht den Eindruck, als wäre sie ein großartiges Geschäft gewesen.«
    Das war also das.
    Hardy, jetzt ein Ausbund an Gründlichkeit, bat Ms. Bellows, ihm doch eine Kopie des Rundschreibens zu schicken, so daß er es sich einmal anschauen könne. Sie antwortete, sie würde es im Lauf des Nachmittags per Boten vorbeischicken.
    Sie hatte ihren roten Trainingsanzug an. Ihr Haar stand wild vom Kopf ab. Die Wärterinnen

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