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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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wußte, daß das der Knackpunkt war. »Ms. Morency hat den Wahlkampf von Kelso finanziell unterstützt und sitzt gleichzeitig im Aufsichtsrat der BMG. Ich weiß, daß es Kelso war, der den Polizeichef anrief, nachdem Restoffer Bachman vernommen hatte.«
    Villars sprach jetzt langsam. »Das ist kein Beweis.«
    »Der Standard ist in dieser Phase des Verfahrens nicht ganz so hoch, Euer Ehren. Ich versuche, bei der Jury verbleibende Zweifel zu säen.«
    Villars wartete auf mehr.
    Hardy gab es ihr. »Euer Ehren, zumindest die folgenden Punkte sind Tatsachen, nicht Vermutungen. Simpson Crane wurde mit seiner eigenen Waffe erschossen. Larry Witt wurde mit seiner eigenen Waffe erschossen. Es gibt eine Verbindung zwischen den beiden Männern, nämlich die Ärztegruppe - na schön, sie ist ein wenig dürftig, aber immerhin gibt es sie - und zudem eine Querverbindung über Jody Bachman sowie einen dicken Batzen Geld, der irgendwo abgeblieben ist. Die Ermittlungen im Mordfall Crane sind abgeschlossen. Die Verlobte des Rechtsberaters der Ärztegruppe hat sowohl Zugang als auch Einfluß auf Kelso. Lassen Sie die Geschworenen sich all das anhören, und vielleicht stellen sie sich dann doch einige Fragen. Es ist nicht nur meine Theorie. Es entspringt den Fakten.«
    Villars überlegte einen Moment. »Aber es ist ein Kartenhaus.«
    »Euer Ehren ...«, setzte Hardy an.
    »Darf ich, Euer Ehren?« Villars nickte, und Powell stand auf. »Ich habe Ihnen gestern hart Kontra gegeben, Mr. Hardy, aber trotz allem, was Sie vielleicht glauben, bin ich nicht darauf versessen, daß irgendwer zum Tode verurteilt wird. Wissen Sie, was ich also getan habe, nachdem wir uns gestern vertagt hatten? Ich rief in Los Angeles an und sprach mit dem Leiter der Mordkommission, der mich an den Polizeichef verwies. Die Mordkommission ist sicher, Zitat Ende, daß Simpson Crane von jemandem ermordet wurde, der vom Machinists' Local 47, dem dortigen Ortsverband der Maschinistengewerkschaft, bezahlt wurde. Der Fall ist nicht abgeschlossen, auch wenn besagter Inspector Restoffer nicht mehr damit befaßt ist - die Zuständigkeit liegt jetzt bei den Bundesbehörden, es ist ein RICO-Fall geworden. Es gibt - und ich zitiere wiederum - keinerlei Verdachtsmomente, daß Simpson von jemandem umgebracht wurde, der mit der Yerba Buena Medical Group in Verbindung steht.«
    »Trotzdem hat man Restoffer abgezogen.« Villars verfolgte das Ganze aufmerksam, machte sich sogar Notizen.
    Powell seufzte. »Offenbar war der Inspector ein wenig vergrätzt, daß sich die Bundesbehörden einmischen. Als er dachte, er wüßte einen Weg zurück ins Geschehen - es ist ein Fall, der für viel Wirbel sorgt -, ist er ein paar Leuten auf die Zehen getreten. Man hat ihn zurückgepfiffen, weil er Leute belästigte, weil er sich nicht gerade benahm wie ein vorbildlicher Polizeibeamter.«
    Als sie jetzt aufstand, noch nicht in ihrer Robe, hätte die Richterin eine freundliche Großmutter sein können. Und ihre Stimme klang jetzt nicht schneidend. »Mr. Hardy, ich habe Ihnen aufmerksam zugehört, und zwar ein allerletztes Mal. Jetzt rede ich mit Ihnen, und ich hoffe, Sie hören mir zu. Alles, was Sie sagen, mag soweit stimmen. Es mag da un ten in Los Angeles alle möglichen finanziellen Tricksereien geben, aber das hat mit unserem Fall nichts zu schaffen. Und auch wo es so aussehen könnte, als gebe es Überschneidun gen, bleibt es dennoch eine zufällige Übereinstimmung. Larry Witt hatte mit alldem einfach nicht das Geringste zu tun, bzw. falls doch, gibt es keine Beweise dafür.«
    »Er hat bei Crane & Crane angerufen.«
    »Wegen dieser Sache? Hat er mit Crane persönlich gespro chen oder mit Bachman? Und, falls ja, worüber? Wer kann das wissen?« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Mr. Hardy, tut mir ehrlich leid. Ich kann sehen, daß Sie alles versuchen, was Sie verdammt noch mal tun können, wie es ja auch sein soll, aber ich werde keine unbegründeten Theorien zulassen, und das ist es, was wir hier vor uns haben.«
    Sie brachte die beiden zur Tür. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe zwei Stunden voller Stellungnahmen vor mir, die ich durcharbeiten muß, und zwar in« - sie blickte auf die Uhr -, »in fünfundvierzig Minuten.«

48
    Ganz offensichtlich hatten viele Leute im Gerichtssaal die Morgenzeitung gelesen oder die Fernsehnachrichten gesehen. Als Hardy Nancy in den Zeugenstand rief, war die Reaktion deutlich vernehmbar.
    Sie saß in der ersten Reihe des

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