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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Sekunden auflegen würde. Ein Detective der Mordkommission mit zuviel Arbeit und ein Strafverteidiger waren von vornherein kein Gespann. Aber er erinnerte sich an Glitskys Bemerkung, daß Terrell eine Schwäche für Theorien hatte und überlegte sich, daß das seine einzige Chance war, Terrell wenn schon nicht auf seine Seite, so wenigstens von offener Feindseligkeit abzubringen. Man wußte schließlich nie, wann einem ein Detective etwas Wichtiges berichten konnte, das man sonst nie erfahren würde. Wie Glitsky angemerkt hatte, landeten manche Sachen einfach nicht in der Akte.
    Hardy begann erneut. »Eins noch, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Wie sind Sie denn auf den ersten Ehemann gekommen?«
    »Tja, vielleicht deshalb, weil es eben mein Job ist, wenn ich schon mal bei der Polizei bin.«
    Die Lunte wurde jetzt verdammt kurz. Hardy mußte sich irgendwas ausdenken, sonst konnte er den Typen abschreiben. »Hören Sie, Terrell, ich will nur herausfinden, was ich wissen muß. Ich brauche ein bißchen Hilfe, von Polizist zu Polizist.« Auf das Schweigen hin fuhr Hardy fort. »Ich war bei der Polizei, bevor ich Anwalt wurde.«
    »Ah, ist das die Verbindung zu Glitsky?«
    Hardy gab zu, daß er nach Vietnam und vor dem Jurastudium mit Abe Glitsky Streifendienst geschoben hatte. Er kam sich ein bißchen dämlich vor, daß er mit seinem Lebenslauf aufwarten mußte, aber er wußte, welche Knöpfchen bei einem Polizisten vermutlich funktionieren könnten. Manchmal half es, sie zu drücken. »Wie auch immer, dieser erste Mann, der Typ wurde vergiftet...«
    »Ned. Yeah.«
    »Und wie lief das ab? Ich meine, wie kamen Sie darauf? Eine Schußwaffe und Gift deuten nicht unbedingt auf ein und denselben Täter.«
    Der Streifen Rosa über dem Stadtzentrum hatte sich zu einem blauen Band unter tiefhängenden Wolken ausgewachsen. Die Sonne ging über den Hügeln von Oakland auf. Der Kaffee, alt und stark, begann zu wirken. Im Kinderzimmer hinten im Haus ließ Vincent einen Ich-hab-Hunger-Schrei ertönen, und Hardy hörte die sanfte Stimme Frannies, als sie dem Baby die Brust gab.
    Hardy hatte ein paar Wörter verpaßt, aber mitten in der Antwort war er wieder dabei.
    »... Versicherung in beiden Fällen. Ich dachte mir einfach, daß es sich lohnt, bei Ned noch mal nachzuschauen. Und ausgezahlt hat es sich ja.«
    »Und Sie denken, es war Jennifer?« »Das ergibt die Verbindung. Ned wurde ermordet. Dann Larry und der Junge. Ihr eigener Junge. Scheiße, auf den elek trischen Stuhl mit ihr, sag ich.«
    Rebecca kam im Schlafanzug mit den Teddybärchen drauf durch die Küchentür gelaufen und klammerte sich an Hardys Bein fest, verkündete ihre Wahl fürs heutige Frühstück - Sirup, Saft, Apfelkompott, Sirup, Pfannkuchen, Sirup und Ahornsirup.
    »Tut mir leid«, sagte Hardy in den Hörer, »hier kommt gerade der Nachwuchs anmarschiert. Aber ich würde mich gern mal mit Ihnen unterhalten, wie Sie darauf gekommen sind. Ob das so ganz das Richtige ist... keine Ahnung. Ich würde es einfach gern herausfinden.«
    Schmeichelei, die beste Motivation. Terrell sagte, daß sich Hardy ja einen guten Zeitpunkt aussuchen könne, dann wür den sie sehen, ob sie sich verabreden könnten.
    Als er aufhängte, fragte Hardy seine Tochter, ob sie Sirup zu den Pfannkuchen wolle. Sie sagte ja doch, Sirup möchte sie am liebsten.
    Es stand alles in der Akte. Obwohl Terrell zu Hardy gesagt hatte, daß sie eine Menge Leute losgeschickt hätten, um die Nachbarn und sonstige Zeugen zu befragen, hatte er zwei Tage, nachdem man Larry Witt ermordet hatte, höchstpersönlich den Fahrer vom Federal Express vernommen.
    Frederico Rivera, sechsundzwanzig Jahre alt, männlichen Geschlechts und lateinamerikanischer Abstammung, hatte am Montag, dem 28. Dezember, um 9:30 das Paket bei den Witts abgeliefert. Er wußte aus mehreren Gründen, daß es genau um 9:30 gewesen war. Erstens hatte Larry Witt unter schrieben, dann auf die Uhr gesehen (»ein total akkurater, verklemmter Typ«] und die Zeit neben der bereits von Fred auf der Lieferquittung eingetragenen Uhrzeit notiert – also gab es zwei Leute, die 9:30 bekräftigten. Aber Fred hatte außerdem die Sendung »Holiday Madness« im Sender KFWB angehört, wo sie einem eine Reise nach Hawaii schenkten, wenn man der neunte Anrufer war, nachdem sie Jen »Solid Gold Oldie« des Tages gespielt hatten, am fraglichen Tag Lou Christies Lied »Two Faces Have I«. Und sie spielten besagten »Solid Gold Oldie« immer exakt um 10:30. Fred

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