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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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kriegen«, sagte er. »Als Ned tot war, kam Poole zu dem Schluß, daß Jennifer ihn umgebracht hatte, ist das richtig?«
    Terrell nickte.
    »Na ja, ist das nicht ein ziemlich kühner Gedankensprung? Ich will damit sagen, daß er doch irgendeinen Verdacht gehabt haben muß, daß sie so etwas vorhatte - irgendeinen Hinweis? Hab ich recht?«
    »Sicher. Sie hat davon gesprochen.«
    »Davon gesprochen, Ned umzubringen?« Hardy schüttelte den Kopf. »Wenn Poole hinterher Schiß bekam, wieso hat er damals nicht schon früher Lunte gerochen und sie schon vor her abserviert?«
    Terrell war jetzt mit ganzem Herzen bei der Sache und überlegte sich die Sache gründlich, stützte sich mit beiden Ell bogen auf die Tischplatte. »Ich schätze mal, er hatte eben nicht früher Lunte gerochen. Sie hat es nicht als Plan oder sonst was dargestellt. Ich glaube, er hat es sich hinterher einfach zusam mengereimt.«
    »Aber wieso? Wie kam er denn überhaupt auf die Idee?«
    »Weil sie davon gesprochen hatte, Ned zu verlassen, ob es nicht wunderbar wäre, wenn er stirbt, die Versicherung, all das.«
    » Ihn zu verlassen und sich zu wünschen, daß er sterben würde, ist nicht dasselbe, wie ihn tatsächlich umzubringen. «
    »Na schön, aber sie hatte schon früher versucht, ihn zu ver lassen - mehrfach -, aber er hatte sie sich geschnappt und sie zusammengeschlagen.«
    Bingo. »Ned hat sie ebenfalls verprügelt? Gibt es Beweise dafür?«
    »Sie meinen, ob sie Anzeige erstattet hat oder so was in der Richtung? Machen Sie keine Scherze.«
    Das war starker Tobak und womöglich wahr, aber Hardy war sich mehr als nur halbwegs sicher, daß nichts davon im Prozeß zulässig wäre, weil es auf Hörensagen beruhte und noch dazu aus zweiter Hand - Dr. Poole behauptete, daß Jennifer ihm erzählt habe, daß Ned sie verprügelt hätte. Trotzdem war es eine psychologische Bombe. Wenn es der Wahrheit entsprach, daß Jennifer Ned umgebracht hatte, weil er sie verprügelte - um ihn daran zu hindern und um die Versicherung zu kassieren, von der sie sich denken mochte, sie stehe ihr rechtmäßig zu -, wer würde dann nicht glauben, daß sie mit Larry ebenso verfahren war?
    Weil die logische Schlußfolgerung so zwingend ausfiel, war die Versuchung überwältigend groß, die Umstände des Todes von Larry und Ned zu vergleichen, und Hardy ertappte sich dabei, daß er regelrecht hoffte, Powell und die Anklagevertretung würden sich von der Parallelität der Ereignisse beeindrucken lassen und sich auf dieses Argument versteifen. Denn das gab Jennifer in beiden Fällen ein nachvollziehbares Motiv. Terrell gegenüber ließ er allerdings nichts davon verlauten. Statt dessen sagte er zu ihm, daß er in der Tat den Eindruck habe, Terrell habe ziemlich gutes Material beigebracht.
    Nachdem sie jetzt Freunde oder zumindest einander wohlwollend gesinnte Widersacher waren, standen sie nebeneinan der am Tresen und warteten auf ihr Wechselgeld, betrieben der weil unverfängliche Konversation. Hardy fragte Terrell, ob ihm jemals die merkwürdigen Koinzidenzen aufgefallen seien, die anscheinend immer wieder auftauchten, sobald man nur tief genug in einen Fall einstieg.
    »Ja, ich weiß«, sagte Terrell, »es ist sonderbar. Vor ein paar Monaten, ich war noch beim Einbruchsdezernat, muß ich mir eine Sache in der Mission Street ansehen, und ich untersuche eben ein eingeworfenes Fenster, als auf der anderen Seite der Gasse ein Fenster aufgeht und irgendein Typ He, Wally ! ruft. Ich sehe hoch, und da ist es ein Bursche, mit dem ich in der High School Football gespielt habe. Merkwürdig. Aber Sie haben recht. Sowas passiert am laufenden Band.«
    Hardy erzählte ihm von der Ermordung Simpson Cranes in Los Angeles. »Ist das komisch oder nicht? Da sitz ich im Haus eines Mannes, der einem Mord zum Opfer gefallen ist, ich finde eine Telefonnummer und rufe an, und schon hab ich ein zweites Mordopfer.«
    Das ließ Terrell an der Tür haltmachen. Vielleicht war er einfach noch nicht so weit, daß er Lust hatte, hinaus in den dichten Nebel zu spazieren, aber Hardy hatte nicht das Gefühl, daß das der Grund war. »Wie haben Sie gesagt, daß dieser Typ - Crane? -, wie hat's ihn erwischt?«
    »Man geht anscheinend davon aus, daß die Gewerkschaft irgendwie die Hand im Spiel hatte, einen Profikiller auf ihn angesetzt hat. Genau wie Jennifer es bei Larry behauptet. Höchst sonderbares Zusammentreffen, oder?«
    Terrell schüttelte den Kopf, beinah als wolle er einen freien Kopf bekommen,

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