Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
Vom Netzwerk:
erinnern – oder an diese Baseballkappe. Hatte ich wirklich so kurze Haare? Und dieses Auto erkenne ich auch nicht wieder. Weißt du, wem es gehört?«
    Sie starrte ihn an und schaute dann wieder auf die Fotos. »Also, was willst du damit sagen?«
    »Keine Ahnung«, antwortete er frustriert. »Ich weiß nur, dass damit etwas nicht stimmt.«
    Auf der anderen Seite der Diele regte sich Julian und stand auf. Sie hörten, wie die Wohnzimmertür sich öffnete. Rasch räumte Matt die Fotos zusammen und ließ sie in den großen braunen Umschlag gleiten. An Im gerichtet, schüttelte er den Kopf, und sie wandte sich ab und begann den Tee aufzugießen.
    »Hi«, sagte sie, als Jules hereinkam. »Haben wir dich geweckt? Ich mache gerade Tee.«
    »Nein«, sagte er. »Hi, Matt. Ich habe nicht richtig geschlafen.«
    »Natürlich nicht«, gab Imogen sofort zurück. »Was hast du dann angeschaut? Einen Schnarchwettbewerb?«
    Bevor Jules antworten konnte, hörten sie einen jammervollen Schrei, und Imogen stöhnte auf.
    »Das war es wohl mit unserer zivilisierten Teestunde. Rosie ist aufgewacht. Gehst du nach oben und holst sie, Jules, ja? Sie wird sich so freuen, Onkel Matt zu sehen.« Als er gegangen war, wandte sie sich an Matt. »Warum wolltest du nicht, dass er die Fotos sieht? Du machst dir doch nicht wirklich Sorgen, oder? Niemand kann sich an alle Kleidungsstücke erinnern, die er als Kind getragen hat. Es ist immer ein kleiner Schock, alte Familienfotos zu sehen, was?«
    »Also, in diesem Fall war es so«, sagte er. »Ich glaube, es lag nur daran, dass ich so unvermutet in Mutters Schatulle darauf gestoßen bin. Verstehst du?«
    »Das verstehe ich«, meinte sie schnell. »Natürlich. Hast du etwas dagegen, wenn wir den Tee hier drinnen trinken? Wenn ich Rosie in den Laufstall stecke, kann ich sie besser im Auge behalten. Ich zeige dir gleich den Prospekt über das Cottage. Jules gefällt es ganz gut, aber es liegt trotzdem weiter von Simonsbath weg, als uns lieb ist.«
    Er nickte lächelnd und richtete sich darauf ein, den fröhlichen Onkel zu geben. Jules kam herein und trug Rose, die ihm sofort eine mollige Hand entgegenstreckte. Ihr strahlendes Lächeln berührte Matts Herz, und er nahm sie in die Arme, während Jules und Im sie beide lächelnd und mit einer Mischung aus Zuneigung und Stolz betrachteten.
    Venetia betrachtete sich im Spiegel. Ihr gefiel, was sie sah, und sie lächelte verhalten, als teile sie ihr Selbstlob mit ihrem Gegenüber. Sie wandte leicht den Kopf, hob das Kinn und überprüfte die Konturen. Ziemlich gut, wenn man alles in Betracht zog.
    Gott, was für ein Glück, dass sie als Blondine mit zarter, heller Haut geboren war! Und diese gestreiften Blusen mit dem gerüschten Stehkragen waren immer noch ihr Geld wert, denn sie versteckten den alles andere als schmeichelhaften Hals und verliehen eine jugendliche Ausstrahlung, ganz à la Prinzessin Di. Ein Glück auch, dass sie von Natur aus schlank war. Sie konnte eigentlich alles tragen, und ihre Knöchel waren immer noch ausgezeichnet. Sie streckte ein Bein aus, um beifällig die Eleganz ihrer schmalen Waden und Knöchel zu betrachten. Sie trug gern dünne Seidenstrümpfe und hochhackige Schuhe, ganz anders als die liebe Lottie mit ihren langen Röcken, dicken Schaflederstiefeln und handgestrickten Pullovern. Aber Milo war auch ein alter Geizkragen, was die Heizkosten anging. Er hielt sich immer noch an die militärische Regel, die Heizung nie vor dem ersten Oktober anzustellen – wenn es mild war, wartete er damit noch länger – und pünktlich zum ersten April wieder abzudrehen, selbst wenn noch Schnee lag. Lottie beklagte sich nie, sondern zog einfach noch eine weitere Schicht Kleidung an. Zudem lebten die beiden den ganzen Tag im Esszimmer, so dicht am Herd, wie es möglich war, ohne sich direkt in der Küche einzuquartieren. Venetia erschauerte. Sosehr sie High House liebte, sie hätte es nicht ertragen, dort zu leben. Sie hasste es zu frieren. Momentan fühlte sie sich in Dunster sehr wohl. In ihrem kleinen Haus war es immer behaglich, und es dauerte nicht lange, in den Wagen zu springen und die A39 nach Bossington hinunterzufahren.
    Venetia tauchte den Finger in einen kostbaren Tiegel mit leichtem Make-up und verteilte ein wenig behutsam auf ihrem Gesicht. Die arme alte Lottie mit ihrer braunen Haut!
    »Liebes«, hatte sie einmal zu ihr gesagt, »du siehst aus, als hättest du Rost angesetzt. Aber ich kenne die perfekte Feuchtigkeitscreme für

Weitere Kostenlose Bücher