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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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wichtig, dass niemand Partei ergriff und Im und Jules die Sache unter sich ausmachten. Er ließ sich ein Stück Kuchen geben und weigerte sich standhaft, Puds bettelndem Blick nachzugeben, denn er wollte Milo nicht weiter reizen.
    »Wir hätten eher an die Probleme denken sollen«, sagte Lottie gerade. »Ich muss zugeben, dass ich es für eine wunderbare Idee gehalten habe; aber jetzt sehe ich wirklich auch die Nachteile. Bis nach Simonsbath ist es ein weiter Weg, und es wäre unfair, von Jules zu erwarten, dass er den auf sich nimmt. Ich fürchte, wir sind die Ursache für die Probleme zwischen den beiden.«
    »Willst du es denn trotzdem verkaufen, Milo?«, erkundigte Venetia sich. »Schließlich ziehen die Moretons aus.«
    Milo rückte auf seinem Stuhl umher und zog die langen Beine ein. »Ich möchte es nicht auf dem öffentlichen Markt anbieten«, gestand er. »Abgesehen davon, dass es ein Vermögen kosten wird, es zu modernisieren, ist es immer in der Familie gewesen. Außerdem überschneiden die Gärten sich teilweise. Es wäre schwierig, das Land so aufzuteilen, dass ein verkäufliches Angebot daraus wird. Glücklicherweise haben die Moretons nie Wert auf einen Nutzgarten gelegt, und nach all den Jahren hatten wir uns aneinander gewöhnt. Wenn das Cottage verkauft wird, ändert sich jedoch alles gründlich. Wahrscheinlich fürchte ich mich bloß davor, teuflische Nachbarn zu bekommen, aber ich schätze, das sind nur die ängstlichen Vorbehalte eines alten Mannes.«
    Matt sah ihn mitfühlend an. Er konnte verstehen, dass es Milo schwerfallen würde, das Sommerhaus Fremden zu überlassen. Es wäre unmöglich, mit den potenziellen Käufern dieselben lockeren Absprachen zu treffen, wie er es vor zwanzig Jahren mit den Moretons getan hatte – zum Beispiel, einen Bereich des Küchengartens und einige der Nebengebäude zu teilen. Matt beobachtete die Miene des Älteren, und ihm kam eine außerordentliche Idee. Während um ihn herum das Gespräch auf- und abschwoll, drehte und wendete er sie, und sie gefiel ihm mit jeder Minute besser.
    Warum sollte ich nicht das Sommerhaus kaufen?, überlegte er. Mit dem Film und dem Buch habe ich viel Geld verdient, und es kommt immer noch neues herein. Ich hab zwar einige wohlbedachte Investitionen getätigt, aber ich hab mich schon gefragt, wie ich den Rest vernünftig anlegen soll. Warum also nicht das Sommerhaus kaufen? Ich könnte es selbst nutzen und Freunde einladen. Im und Jules könnten dort ihre Ferien verbringen, und es würde bedeuten, dass Lottie dort einziehen könnte, sollte Milo vor ihr sterben.
    Als er Lotties Blick auffing und ihr zulächelte, spürte Matt bei dem Gedanken, dass er in der Lage war, etwas von der Liebe und Fürsorge, mit der sie ihn und Imogen überschüttet hatte, zurückzugeben, eine große Freude in sich aufsteigen, und er wusste, dass er damit auch Milo die Ängste nehmen würde. Schließlich stand überhaupt nicht zur Debatte, dass Alice und Nick jemals das High House bewohnen würden; bestimmt würden sie es verkaufen – und was sollte dann aus Lottie werden? Natürlich hatte Milo ihr Wohnrecht eingeräumt, so lange sie wollte; aber es war klar, dass Lottie es nicht beanspruchen würde. Indem er dafür sorgte, dass das Sommerhaus in der Familie blieb, würde er ihr ein gewisses Maß an Sicherheit schenken.
    Matt trank seinen Tee aus. Dies war einer der Momente, in denen es ihm eine sehr reale Freude bereitete, dass er Geld übrig hatte. Seit seinem Erfolg fiel ihm der Umgang mit seinen Freunden schwer; er wurde entweder als gönnerhaft betrachtet, wenn er großzügig war, oder als Geizhals gegeißelt, wenn nicht. Manchmal erschien es ihm, als könne er nichts richtig machen. Selbstverständlich gefiel es ihm, Geld zu haben, aber er war nicht von Natur aus extravagant. Selbst seiner einzigen wirklichen Leidenschaft, dem Reisen, konnte er ohne viel Geld frönen. Luxushotels oder Vergnügungsparks wie Dubai hatten ihn noch nie angezogen. Er war wie eine Katze, die allein auf ruhigen, verborgenen und unerforschten Nebenpfaden wandelt; dennoch hoffte er ständig, das Eine zu entdecken, das Heilmittel gegen sein tief sitzendes Gefühl, unvollständig zu sein.
    Lottie beobachtete ihn nun neugierig, und Matt schenkte ihr ein breites Grinsen. Sogar die geheimnisvollen Fotos konnten diesen Moment echten Glücks nicht beeinträchtigen. Am liebsten hätte er seine Absicht laut kundgetan und sie alle überrascht, aber er vermutete, dass Milo eine solche

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