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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Sommerhaus wichtiger war als er.
    Er hatte keine Ahnung, wie er diese ausweglose Situation zwischen ihnen aufbrechen sollte. Vor ihm lag ein langer, unglücklicher Abend.

16. Kapitel
    E rst am nächsten Vormittag, nachdem Lottie nach Dunster gefahren war, um mit einer Freundin zu essen, fand Matt Gelegenheit, unter vier Augen mit Milo zu sprechen.
    Milo befand sich in der engen Küche und trug die Zutaten für eines seiner liebsten Meisterstücke zusammen: eine Terrine. Matt, der im Türrahmen lehnte, unterdrückte ein Lächeln. Der Ältere wirkte eher wie ein großer Künstler, der seine Leinwand vorbereitet. Hochgewachsen und schlank beugte er sich in seinen verwaschenen buttergelben Cordhosen und einem weichen karierten Hemd – er verabscheute Schürzen – über die Palette seiner Zutaten. Er hatte Salbei, Knoblauch und geriebene Zitronenschale unter die weich geschmorten Zwiebeln gerührt. Jetzt kühlte die Mischung auf einem Teller aus, während er Schweinefilet, Speck und Fasanenfleisch hackte und zu dem aufgeschlagenen Ei in der Rührschüssel gab. Bei der Arbeit pflegte er Gedichte zu rezitieren; alles, was ihn inspirierte. Heute war es die Jagd nach dem Schnatz .
    »Gekocht schmeckt er durchaus nicht übel – ja, besser
    Als Hammel und Austern und Igel
    (Zum Lagern verwendet man Elfenbein-Fässer,
    Aber auch Mahagoni-Tiegel).
    Man kocht ihn in Holzmehl und salzt ihn in Leim,
    Man verdickt ihn mit Schaben und Schnur;
    Doch von keinem zu viel, denn das oberste Ziel
    Ist: die Erhaltung der schönen Struktur .«
    »Du kochst also einen Jubjub«, meinte Matt. »Ich dachte, das wäre ein Fasan.«
    Milo gab die gehackten Kastanien dazu und warf ihm einen Seitenblick zu. »Als ob einer von euch den Unterschied schmecken würde.« Er drückte die Mischung in die Terrinenform und deckte sie mit Folie ab. »In diesem Haushalt sind meine Talente verschwendet. Lottie würde genauso gern gebackene Bohnen auf Toast essen wie meine Terrine, und du bist fast genauso schlimm. Das hier mache ich für Nick, wenn er am Wochenende kommt. Ich freue mich zu sagen, dass er gutes Essen zu schätzen weiß.«
    »Ich auch«, protestierte Matt. »Ich mache mir nur nicht die Mühe, wenn ich allein bin. Da ist es einfacher, sich etwas Fertiges vom Imbiss zu holen.«
    Milo schüttelte den Kopf und nahm den großen Bräter, der bis zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllt war, aus dem Backofen. »Hoffnungslos. Ihr seid einfach hoffnungslos.«
    Matt holte tief Luft. Plötzlich war er nervös. »Ich habe eine Idee, Milo, und wollte deswegen mal bei dir vorfühlen.«
    Milo stellte seine Terrine in das Wasserbad, schob das Ganze in den Ofen und warf einen Blick auf die Uhr. »Eineinhalb Stunden«, brummte er. »Und, was ist jetzt deine brillante Idee? Willst du einen Kochkurs machen?«
    »Ich möchte das Sommerhaus kaufen.« Matt richtete sich auf und wappnete sich instinktiv gegen eine Zurückweisung. »Wenn Im und Jules es nicht wollen, würde ich es gern nehmen. Falls das für dich in Ordnung ist.«
    Mit dem Topflappen in der Hand starrte Milo ihn stirnrunzelnd an. Er schüttelte leicht den Kopf, als wolle er seine Überraschung zerstreuen, und ließ die Mundwinkel hängen.
    »Wenn du schon beschlossen hast zu verkaufen«, fuhr Matt hastig fort, »warum dann nicht an mich? Dann bleibt es in der Familie. Ich hätte eine Bleibe außerhalb von London, wo ich arbeiten und meine Freunde empfangen könnte; Jules und Im könnten es als Wochenendhaus nutzen, und später könnte Lottie ...«
    Verlegen unterbrach er sich, weil er nicht über Milos Tod sprechen wollte. Aber Milo hatte ihn verstanden und nickte knapp, als wolle er sagen, dass sie nicht weiter darüber zu reden bräuchten.
    » Falls du dich entschlossen hast«, wiederholte Matt, weil er das nicht einfach voraussetzen und vorgeben wollte, er wisse nicht von Nicks Problem. Auf diese plötzliche Nervosität war er nicht gefasst. Er wünschte, er hätte nicht die Worte »in der Familie bleiben« gebraucht, als hätte Milo irgendwie versagt, weil er das Sommerhaus nicht halten konnte; als wäre er, Matt, eine Art Retter, der alle zusammenhielt und für Lottie sorgte. Er empfand eine enorme Liebe und Achtung für Milo, und er fühlte sich plötzlich äußerst unwohl. Er starrte den Älteren an, als könne er ihn so dazu bringen, ihn zu verstehen, aber Milo hatte sich abgewandt. Er hatte seine Küchenuhr in der Hand und drehte an den Knöpfen.
    »Verstehst du«, fuhr Matt, an Milos Rücken

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