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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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ihr ins Gedächtnis. »Das ist ziemlich beeindruckend.«
    »Einem sehr kleinen esoterischen Verlag«, gab sie zurück. »Ich hatte allerdings gute Beziehungen zu den exzentrischen Autoren, die wir verlegt haben. Ich begriff sofort, dass die meisten genau wie ich in einem Paralleluniversum lebten, und kam sehr gut mit ihnen aus. Die meisten waren Träumer; Menschen, die in den Welten der Bücher lebten, die sie schrieben, und die Realität langweilig oder sogar beängstigend fanden. Das habe ich verstanden, obwohl mein Paralleluniversum mir anscheinend aufgezwungen worden war und sie ihres selbst erfunden hatten. Ich war ein sehr einsames Kind, und Bücher waren meine Zuflucht. Ich betrachtete die Welt durch die Seiten von Kinderbüchern. Das ist großartig, wenn man neben einer Leidenschaft fürs Lesen ein vollständiges, ausgewogenes und normales Leben führt, aber nicht so gut, wenn es die einzige Welt ist, die man kennt. Deine Großeltern waren besonders nett zu mir, als ich ein kleines Mädchen war. Na, das weißt du ja alles. Sie haben mir erlaubt hierherzukommen, und wenn man darüber nachdenkt, ist das an sich schon ein Märchen. Und dann später, als Tom starb, hatte ich plötzlich eine eigene, schon fertige Familie. Auf gewisse Weise sehr seltsam, aber es passte alles zu meiner speziellen Lebensanschauung. Schließlich passieren in Büchern Wunder. Aschenputtel geht am Ende doch auf den Ball.«
    »Aus dem Grund verstehst du dich wohl auch so gut mit Matt. Ich meine, weil er Schriftsteller ist.«
    »Ja.« Lottie legte die Hände in den Schoß und sah aus dem Fenster. »Matt hat sich schon immer ein Paralleluniversum erfunden, und das habe ich erkannt; aber in seinem Fall ist es selbst geschaffen und nicht von anderen Leuten gemacht.«
    »Du meinst, weil er Autor ist?«
    »Ja.« Sie zögerte und runzelte die Stirn. »Ich glaube, es ist nicht nur das. Da ist noch etwas anderes in seinem Schreiben, das aus sehr alter Zeit stammt. Toms Tod, natürlich. Helens Rückzug ...« Sie schüttelte den Kopf. »Wie auch immer, jedenfalls war seine besondere Alternativwelt ein großartiger Erfolg.«
    »Ich frage mich, was er als Nächstes schreiben wird.«
    Lottie nahm ihre Strickarbeit erneut zur Hand und strich sie glatt. »Ich glaube, etwas ganz anderes als Epiphanie .«
    Nick zog die Augenbrauen hoch. »Keine Fortsetzung? Das erste Buch war ein so gewaltiger Erfolg, dass man ihn bestimmt ziemlich unter Druck setzt, ihn zu wiederholen.«
    »Da bin ich mir sicher. Aber Matt ist kein Autor, der nach einer festgelegten Formel arbeitet, und er wird es nicht einfach um des Geldes willen tun. Nein, ich glaube, etwas steht Matt bevor. Etwas Besonderes – und Neues.«
    Sie schaute immer noch aus dem Fenster, über die Geranien hinweg und in die wachsende Dunkelheit hinaus. Nick spürte, wie ein leiser Schauer über seine Haut lief, und blickte ebenfalls in den Garten hinaus. Hinter den Bäumen erkannte er das Dach des Sommerhauses.
    »Dad ist begeistert darüber, dass Matt das Sommerhaus kaufen will, oder?« Er war froh darüber, das Thema wechseln zu können. »Der gute alte Matt! Das ist eine prachtvolle Idee.«
    »Was wird Sara dazu sagen?« Sie drehte sich wieder um und sah ihn nervös an. »Sie wird nicht gerade erfreut sein.«
    Er zuckte die Achseln, und ein Anflug von schlechtem Gewissen schlich sich in seine Zufriedenheit. »Wenigstens bleibt es in der Familie«, murmelte er.
    Lottie lachte leise. »Ich glaube nicht, dass Sara Matt und Im als Familienmitglieder betrachtet.«
    »Ich aber schon«, gab er ärgerlich zurück. »Matt und Im sind ...« Er hielt inne. Er war drauf und dran gewesen zu sagen, dass sie für ihn wie Geschwister seien; nur, dass seine Gefühle für Im nicht im Mindesten brüderlich waren. Und jetzt wusste er nicht mehr, was er sagen sollte.
    »Und wie war es bei Im?«, fragte Lottie gerade und beugte den Kopf über ihre Arbeit.
    »Ihr geht es gut«, antwortete er zerstreut; dann fiel ihm plötzlich ein, dass er gar nicht erwähnt hatte, bei ihr vorbeigefahren zu sein, und warf Lottie einen Blick zu.
    »Sie ist vollkommen außer sich«, verbesserte Lottie ihn gelassen. »Wahrscheinlich ist es Matt schwergefallen, ihr zu sagen, dass er jetzt das Sommerhaus kauft; aber sie wird bald einsehen, dass es das Beste für alle ist. Im Moment ist sie sehr emotional.« Sie begann wieder zu stricken und blickte ihn nicht an. »Du wirst doch vorsichtig sein, oder, mein Schatz?«
    Er war verwirrt und verlegen und

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