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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Unruhe stiftet? E-Mails weitergibt? In meinem Terminkalender rumschnüffelt?«
    »Das lass mal meine Sorge sein. Du bist der Kandidat. Das öffentliche Gesicht. Um alles andere kümmere ich mich.«
    Hartmann blieb stehen.
    »Ich hab mir ein Bein ausgerissen, um den Termin hier zu bekommen«, fuhr Rie Skovgaard fort. »Alle wichtigen Medien sind da. Versuch für sie zu lächeln, ja?«
    »Okay.«
    Aufs Spielfeld. Freundliche Begrüßungen mit festem Händedruck. Hartmann redete mit jedem einzeln, Iranern und Chinesen, Syrern und Irakern. Dänen inzwischen, die für sein Integrationsprogramm arbeiteten. Unbezahlte Vorbilder für die Gruppen, in denen sie lebten.
    Zwei Mannschaften. Eine, die noch Platz für ihn hatte. Hartmann schnürte seine Schuhe, warf einen Blick auf die gegnerische Mannschaft, sagte: »Ihr habt euch hoffentlich warm angezogen.«
    Zehn kostbare Minuten lang gab es nichts anderes mehr. Auf dem blankgebohnerten Boden hin und her rennen, den Ball werfen, passen. Körperliche Anstrengung. Keine Gedanken. Keine Strategien. Keine Pläne. Nicht einmal das Blitzlicht der Kameras störte ihn. Das Rathaus. Die Liberale Partei, Poul Bremer, Kirsten Eller – das alles gab es nicht mehr. Nicht einmal Rie Skovgaard.
    Eine Spielunterbrechung. Der Ball flog auf ihn zu. Hartmann stürmte vor, täuschte, sprang, warf. Sah den Ball langsam durch die Luft rotieren, auf den Korb zu, ins Netz. Jubel. Er stieß die Faust in die Luft. Pure Emotion. Kein Gedanke in seinem Kopf. Blitzlichtgewitter. Lächelnd drehte er sich um, klatschte den nächststehenden Spieler ab.
    Für immer festgehalten: zwei Männer, die sich erfreut angrinsen. Troels Hartmann im blauen Hemd, siegreich. Der Lehrer namens Rama, der seine Hand fasst.
    »Sie geht den Hotelflur hinunter und findet die Tür mit der richtigen Nummer. Will klopfen. Fragt sich, ob sie nicht einen Fehler macht. Hätte sie nicht kommen sollen? Es ist so anders mit ihm. So anders als alles zu Hause. Die Garage, in der sie als Kind gespielt hat, der Benzingeruch. Ihr Zimmer und alle ihre Sachen. Viel zu viele Sachen, weil sie nichts wegwerfen kann. Die Küche, in der sie stundenlang mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihren beiden Brüdern gesessen hat, in der sie Geburtstag gefeiert haben, Weihnachten, Ostern. Zu Hause wird sie immer ein kleines Mädchen sein. Aber jetzt … hier in dem Hotelflur … ist sie eine Frau. Sie klopft an. Er macht auf.«
    Lund las Nannas Geschichte in ihrem Büro, die Füße auf dem Schreibtisch. Meyer kam herein, mit Essen beladen.
    »Wehe, du hast keinen Hotdog für mich.«
    »Nein. Kebab.«
    »Was für einen?«
    Ein Achselzucken.
    »Na, mit Fleisch. Kebab eben, Lund.«
    Er stellte eine weiße Plastikbox auf ihren Schreibtisch, dazu ein paar Soßen.
    »Kein Name«, sagte sie. »Keine Beschreibung. Nur ein geheimnisvoller Mann, mit dem sie sich in verschiedenen Hotels trifft.«
    Sie öffneten die Boxen und begannen zu essen.
    »Ein Paar Stiefel, ein alter Aufsatz und der Klatsch im Lehrerkollegium, das ist alles, was wir haben.«
    »Es ist nicht bloß Klatsch.« Er zog sein Notizbuch aus der Tasche. »Ich hab mit der Rektorin gesprochen. Rama – oder Rahman Al Kemal – war vor ein paar Jahren in so eine Sache verwickelt. Ein Mädchen aus der Zwölften hat behauptet, er hätte sie begrapscht.«
    »Und?«
    »Sie hat die Anzeige zurückgezogen. Koch meint, sie war in ihn verknallt. Hat die Geschichte erfunden, als er nicht mitgespielt hat.«
    Lund kippte die ganze scharfe Soße über ihren Kebab und biss hinein. Meyer sah entsetzt zu.
    »Pass auf mit dem Zeug.«
    »Ich hab nichts am Magen. Warum sollte er uns von dem Aufsatz erzählen, wenn er’s war?«
    »Weil wir den Aufsatz früher oder später sowieso gefunden hätten. Wir müssen mit ihm reden. Er hat gesagt, er war zu Hause bei seiner Frau. Das können wir checken.«
    Lund blätterte in den Personalakten.
    »Die Sache müsste doch in seiner Personalakte vermerkt sein.«
    »Genau.«
    Sie wühlte in den Papieren.
    »Das kannst du dir sparen. Wir haben seine Akte nicht bekommen. Alle anderen haben uns Hartmanns Leute geschickt. Nur seine nicht.«
    Sie überlegte.
    »Wir hatten doch um alle Akten gebeten, oder?«, fragte Meyer.
    »Ja, natürlich.«
    Lund packte die Reste des Kebabs zusammen und nahm ihre Jacke.
    »Also?«
    Bevor sie Ramas Wohnblock in Østerbro betraten, rief sie zu Hause an, erreichte Mark. Stand auf dem Kopfsteinpflaster und sprach mit ihm. Meyer hörte zu, auch nicht eben

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