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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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es sein sehnlichster Wunsch sei, beide vereint zu sehen, da es allein zu ihrem Glück wäre und er sicher sein könne, die Erinnerung an ihn immer gewahrt zu wissen.«
    Â»Monsieur und Madame Sauvresy hatten keine Kinder?« fragte der Untersuchungsrichter.
    Â»Nein, Monsieur«, antwortete der Bürgermeister.
    Vater Plantat fuhr fort:
    Â»Der Schmerz des Comte und der jungen Witwe war schier unerträglich. Vor allem Monsieur de Trémorel schien völlig verzweifelt, er stand wie unter einem Schock. Die Comtesse schloß sich ein und war für niemanden mehr zu sprechen, nicht einmal mehr für die Damen Courtois.
    Als der Comte und Madame Berthe wieder zum Vorschein kamen, erkannte man sie kaum wieder, so hatten sie sich verändert. Besonders Monsieur Hector schien um Jahre gealtert. Würden sie den Schwur halten, den sie vor dem sterbenden Sauvresy abgelegt hatten, ein Schwur, von dem natürlich jeder Kenntnis hatte? Das fragte man sich im Ort mit zunehmendem Interesse.«
    Der Untersuchungsrichter gebot mit einer Kopfbewegung Plantats Worten Einhalt.
    Â»Herr Friedensrichter, wissen Sie, ob die Treffen im Hotel Belle Image aufgehört hatten?« fragte er.
    Â»Ich vermute ja.«
    Â»Und ich bin mir dessen fast sicher«, fiel Doktor Gendron ein. »Ich habe davon reden gehört – in Corbeil spricht sich ja alles in Windeseile herum –, daß es zwischen Monsieur de Trémorel und der hübschen Dame aus Paris eine lautstarke Auseinandersetzung gegeben haben soll. Darauf wurden beide nicht mehr im Belle Image gesehen.«
    Der Friedensrichter lächelte.
    Â»Melun ist schließlich nicht am Ende der Welt«, sagte er, »und in Melun gibt es auch Hotels. Mit einem guten Pferd ist man darüber hinaus schnell in Fontainebleau, in Versailles, sogar in Paris. Madame de Trémorel hatte allen Grund zur Eifersucht, im Stall standen erstklassige Pferde.«
    Vater Plantat äußerte eine ganz und gar unmaßgebliche Meinung. Wollte er Andeutungen machen? Der Untersuchungsrichter musterte ihn aufmerksam, aber er entdeckte nichts, was im Gesicht des Friedensrichters auf einen Verdacht hinauslief. Er erzählte diese Geschichte, wie er eine x-beliebige andere erzählt haben würde.
    Â»Ich bitte Sie fortzufahren«, sagte Monsieur Domini.
    Â»Na ja«, ergriff Vater Plantat wieder das Wort, »nichts ist ewig hier unten, nicht einmal der Schmerz; das kann ich besser als irgendein anderer sagen. Bald führten die Tränen der ersten Tage und die darauf folgende wilde Verzweiflung zu einer vernünftigen Trauer, dann zu einer sanften Niedergeschlagenheit. Und ein Jahr nach dem Tod Sauvresys heiratete Monsieur de Trémorel dessen Witwe...«
    Während dieses langen Berichtes hatte der Herr Bürgermeister immer wieder Bekundungen eines lebhaften Mißfallens geäußert. Zuletzt konnte er sich nicht mehr zurückhalten.
    Â»Aber ja, aber gewiß doch«, fuhr er auf, »das sind exakte Details, wie sie exakter nicht sein können, aber ich frage mich, ob sie uns einen Schritt der schwerwiegenden Frage näherbringen, die Mörder des Comte und der Comtesse zu finden.«
    Â»Diese Details waren mir unerläßlich«, entgegnete Monsieur Domini, »und ich halte sie für sehr wichtig. Diese Treffen in einem Hotel scheinen mir einiges zu bedeuten; man weiß nie, bis zu welchem Punkt die Eifersucht Frauen treiben kann...«
    Â»Er unterbrach sich plötzlich, zweifellos versuchte er einen zwingenden Zusammenhang zwischen der hübschen Dame aus Paris und den Mördern herzustellen.
    Â»Ich möchte nur noch wissen«, sagte Monsieur Domini, »wie die Neuvermählten lebten.«
    Monsieur Courtois hielt es nun für angebracht, Vater Plantat das Wort wieder zu entreißen.
    Â»Sie fragen, wie sie lebten«, antwortete er lebhaft, »nun, sie lebten in völliger Eintracht, niemand in meiner Gemeinde weiß das besser als ich, der ich ihr intimster Intimus war. Die Erinnerung an den armen Sauvresy war ein Band des Glückes zwischen ihnen, und wenn sie mich so gern hatten, so doch nur, weil ich so oft von ihm sprach. Niemals ein dunkles Wölkchen, niemals ein böses Wort. Hector – so nannte ich in aller Vertraulichkeit diesen unglücklichen und teuren Comte – Hector umgab seine Frau mit der rührenden Aufmerksamkeit eines Geliebten, mit der köstlichen Zuvorkommenheit, die sich Eheleute, ich

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