Das Verbrechen von Orcival
Monsieur Courtois immer für einen ehrenwerten Mann gehalten habe und mir Mademoiselle Laurence als ein vollendetes Geschöpf erschien, das ohne Mitgift zu heiraten man sich glücklich schätzen könnte.«
»Um so besser, mein lieber Hector, um so besser, denn an dieser Heirat hängt eine Bedingung, die zu erfüllen dir gelingen müÃte. Vor allem muÃt du Laurence gefallen. Ihr Monsieur bewundert sie, und er wird sie nur einem Mann geben, dessen bin ich gewiÃ, den sie erwählt hat.«
»Sei unbesorgt«, erwiderte Hector siegessicher, »sie wird mich lieben.«
Am nächsten Tag schon richtete er es so ein, daà er Monsieur Courtois begegnete, der ihn mit sich nahm, um ihm die soeben gekauften Fohlen zu zeigen, und ihn zu guter Letzt zum Essen einlud.
Für Laurence entfaltete der Comte all seine Verführungskünste, die, obwohl abgeschmackt und schal, noch so brillant und geschickt gehandhabt wurden, daà sie ein junges Mädchen beeindrucken muÃten. Bald lieà man im Hause Courtois auf den teuren Comte de Trémorel nichts kommen.
Es hatte noch nichts Offizielles gegeben, weder eine Erklärung oder gar Andeutung, aber dennoch rechnete Monsieur Courtois damit, daà Hector an einem der nächsten Tage um die Hand seiner Tochter bitten würde, und so freute er sich schon darauf, erwidern zu können: »ja«, weil er sich denken konnte, daà seine Tochter nicht »nein« sagen würde.
Auch Berthe ahnte nichts. Es war nach einer Soirée bei den Courtois, als ihr Sauvresy von dem Plan erzählte. Sie wurde bei den ersten Worten schreckensbleich. Ihre Erregung war so groÃ, da sie sich unweigerlich verraten haben würde, wenn es ihr nicht noch gelungen wäre, sich in ihr Ankleidezimmer zu flüchten.
Sauvresy saà ruhig auf einem der Sessel im Schlafzimmer und sprach über Details des Vorhabens.
»Unser Freund wird an die sechzigtausend Pfund Einnahmen haben«, sagte er. »Wir treiben etwas für ihn auf, das nicht weit von uns liegt, und dann können wir ihn und seine Frau jeden Tag sehen. Für unsere Herbstabende ist das eine angenehme Gesellschaft. Hector ist alles in allem ein braver Kerl, und Laurence, hast du mir hundertmal versichert, ist reizend.«
Berthe antwortete nicht. Der Schlag war so schrecklich, daà sie nicht klar denken konnte.
»Du sagst nichts?« meinte Sauvresy. »Billigst du meinen Plan nicht? Ich dachte, du wärst entzückt.«
Sollte sie noch länger schweigen, würde ihr Mann erscheinen, sie aufgelöst auf dem Stuhl sitzend vorfinden und alles ahnen! Sie bot all ihre Kräfte auf, und ohne sich dessen bewuÃt zu sein, was sie eigentlich sagte, antwortete sie: »Jaja..., eine vorzügliche Idee...«
»Wie du das sagst!« erwiderte Sauvresy und erhob die Stimme, damit ihn seine Frau im Nebenzimmer auch hörte. »Siehst du Schwierigkeiten?«
Genau, die suchte sie, aber sie fand keine vernünftigen Erklärungen, die stichhaltig gewesen wären.
»Ich fürchte ein biÃchen um die Zukunft von Laurence«, sagte sie schlieÃlich.
»Bah! Und weshalb?«
»Du hast mir selbst gesagt..., Monsieur Trémorel sei ein Verführer, ein Spieler, ein Tunichtgut...«
»Ein Grund mehr, um Vertrauen zu ihm zu haben. Seine verflossenen Dummheiten garantieren seine zukünftige Klugheit. Er hat eine Lektion erhalten, die er nie vergessen wird. Und er wird seine Frau lieben.«
»Woher willst du das wissen?«
»Zum Teufel! Er liebt sie ja schon.«
»Wer hat dir das gesagt?«
»Er selbst«
Und Sauvresy begann, Hectors Leidenschaft mit scherzhaften Worten zu bedenken.
»Du wirst es nicht glauben«, sagte er lachend, »aber er findet den biederen Courtois amüsant und witzig. Ah! Die Verliebten tragen seltsame Brillen! Er sitzt mit ihm jeden Tag zwei bis drei Stunden im Gemeindeamt. Aber was zum Teufel treibst du eigentlich in deinem Ankleidezimmer?«
Mit geradezu übermenschlicher Anstrengung war es Berthe gelungen, ihre Verstörtheit zu bezwingen; sie erschien mit fast lächelndem Gesicht im Türrahmen.
Sie wirkte äuÃerlich ruhig, aber in ihr tobten die schrecklichsten Ãngste, die eine Frau heimsuchen können. Am schlimmsten war, nicht zu Hector eilen und aus seinem Mund die Wahrheit erfahren zu können! Denn Sauvresy muÃte lügen, sie hintergehen. Warum? Sie wuÃte es nicht. Was
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