Das Verhängnis der Jedi-Ritter 02 - Omen
waren bereits aufgemalt worden. Ihre Geschichte ging bis zur
Ankunft der Sith auf Kesh zurück. Jedes Mal, das der in den dunkelbraunen Nektar der S'rai-Pflanze getauchte Pinsel auf ihrer Haut hinterließ, hatte eine tiefe Bedeutung und war uralten Ritualen geschuldet. Vestara bewunderte das zarte Flechtwerk einer Dalsablume und ihre charakteristischen Dornen, die den Hals empor und über ihre Wange verliefen, um dann ein wenig die Stirn zu runzeln, als die Blätter mit der Narbe an ihrem Mund verschmolzen. Wann immer möglich, wies sie die Künstler an, ihre Narbe mit einem Muster zu verbergen. Zumindest konnte sie ihre Entstellung auf diese Weise auf ein Minimum reduzieren.
Sie ließ von ihrer Selbstkritik ab, indem sie sich zum tausendsten Mal fragte, warum man sie vor den Zirkel der Lords bestellt hatte. Als die Aufforderung sie und ihre Eltern gestern erreicht hatte, vorgetragen von niemand Geringerem als einem Sith-Meister in vollem formellen Gewand, hatte sie im ersten Moment geglaubt, es habe etwas mit ihrem Gesuch zu tun, zur Schülerin ernannt zu werden. Allerdings besagte die Vorladung, dass sie alleine vor dem Hohen Sitz in Tahv vorstellig werden solle. Wenn es um so etwas Traditionelles gegangen wäre, wie in die Würden einer Schülerin aufzusteigen, hätte man sie in den Sith-Tempel bestellt.
Ihr Vater, Gavar Khai. selbst ein Sith-Schwert, strahlte Überraschung und Verwirrung in die Macht aus. Lahka, ihre Mutter, war nicht im Geringsten machtsensitiv, doch selbst ihr entgingen die Anspannung und das Rätselhafte daran nicht. Sie sah besorgt von ihrem Mann zu ihrer Tochter, sagte jedoch nichts. Das war eine Sith-Angelegenheit und damit nichts, was sie etwas anging.
Vestaras Vater hatte sie in jener Nacht gründlich ausgefragt, seine Macht-Präsenz liebevoll, aber beunruhigt. Hatte sie irgendetwas gesagt, das jemanden von Bedeutung verärgert hatte? Hatte sie irgendeine der Regeln gebrochen, die Tyros zu befolgen geschworen hatten? Vielleicht ihr Training oder ihre Studien vernachlässigt?
Stumm vor Besorgnis hatte Vestara den Kopf geschüttelt. Sie hatte nichts davon getan.
Die Unterhaltung, die sie zwei Tage zuvor mit Schiff geführt hatte, erwähnte sie nicht.
Tatsächlich war das Thema des Raumschiffs überhaupt nicht zur Sprache gebracht worden, von niemandem. Unmittelbar nach der Ankunft von Schiff beim Tempel war der Sicherheitsdienst aufgestiegen und hatte verlangt, dass alle den Luftraum rings um den Bereich räumten. Sämtliches Training war ausgesetzt worden, und der Tempel wurde bis auf Weiteres geschlossen - bloß die, die dort lebten, durften bleiben. Zweifellos hatte der Zirkel der Lords über das sonderbare Gefährt debattiert und was es für sie bedeutete, doch gewöhnliche Sith hatten keine Ahnung, was gegenwärtig vorging. Alles war so geheimnisvoll wie Schiff selbst.
Vestara zitterte, selbst wenn die Luft, die durch den Raum zirkulierte, warm war. Sie streckte eine Hand aus, und ein Glas Wasser schwebte in ihre Finger. Sie nippte mit einem Strohhalm an der kühlen Flüssigkeit, um die Vor'shandi-Male so dicht an ihrem Mund nicht zu verunstalten, während Muura ihr Werk vollendete.
»Geschafft«, sagte sie lächelnd und suchte im Spiegel Vestaras Augen. »Ihr seilt hinreißend aus, Herrin!«
Vestara antwortete nicht. Sie drehte ihren Kopf in diese Richtung und in jene, dann stand sie auf. um das eng anliegende grüne Kleid zu betrachten, das an der Seite geschlitzt war, um ihre langen, schlanken Beine zu präsentieren. Ihre mit geschmeidigen Muskeln versehenen Arme wurden ebenfalls von Vor'shandi-Malen geziert, und an jedem Finger ihrer Hände steckte irgendeine Art von Ring. Die Male, die von Künstlern aufgemalt worden waren, die jahrelang so unter ihren Meistern studiert hatten, wie Vestara unter den ihren lernen würde, würden heute Abend beim Bad wieder abgewaschen werden, um ihre Haut makellos und unversehrt zu belassen. Die Schmuckstücke, die von ihren Ohren baumelten, hingen darüber, ohne dass ihre Ohrläppchen durchstochen waren.
Vestara war eine Angehörige des Stammes, und als solche würde sie nicht einmal im Traum daran denken, sich selbst absichtlich zu entstellen. Wieder glitt ihre Hand in die Höhe, um die Narbe an ihrem Mund zu berühren, bevor sie ihre Faust ballte und sie bewusst nach unten sinken ließ. Sie hatten alles getan, was ihnen möglich war, um die Narbe zu entfernen, und jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als sich einfach daran zu
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