Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
»Konzentrier dich!«, zischte er. »Du handelst dir noch Ärger ein.«
Vestara wusste, dass das angesichts ihres fortwährenden Versagens, Schiff in der Macht zu lokalisieren, nur allzu wahrscheinlich war. Sie nickte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Felsen zu.
». sind gescheitert«, sagte Lady Rhea gerade. Obwohl ihr wütender Blick schwerlich auf Vestara allein gerichtet war, war sie ebenso wenig davon ausgenommen. »Packt eure Sachen zusammen! Wir treffen uns in zwei Stunden mit dem Shuttle.«
Die Neuigkeit traf Vestara wie ein physischer Hieb. Sie war diejenige, die die Suchmission nach Schiff geführt hatte, und wenn sie ohne das unberechenbare Schiff nach Kesh zurückkehrten, würde dieser Fehlschlag sie in ein ebenso schlechtes Licht rücken wie Lady Rhea. Allerdings war es Abeloths Stimme, nicht Vestaras, die das verblüffte Schweigen durchbrach. »Ohne Schiff?«
Lady Rheas Tonfall wurde sanfter - so, wie der von jedem, der mit Abeloth sprach. »Der Kreuzfahrer gehen Treibstoff und Vorräte aus. Wenn wir noch viel länger hierbleiben, werden wir überhaupt nicht mehr abreisen.«
Diese Erklärung schien Abeloth nur umso mehr zu beunruhigen. »Aber ihr könnt nicht ohne Schiff abreisen.« Sie wandte sich an die Mitglieder des Suchtrupps, als könnten eine Handvoll einfacher Schwerter eine Sith-Lady überstimmen. »Lord Vol wird von euch enttäuscht sein.«
Lady Rhea schien von ihrer Reaktion genauso überrascht zu sein wie Vestara. Einen Moment lang zeigte sich Verwirrung in ihren Augen, dann verhärtete sich ihre Miene, als sie schließlich wohl ihre Gedanken gesammelt hatte. »Hast du uns nicht erzählt, dass du hier seit dreißig Jahren von der Außenwelt abgeschnitten bist, Abeloth?«
Abeloth nickte. »Das ist richtig.«
»Dann würde man doch annehmen, dass du nur zu begierig darauf bist, in die Zivilisation zurückzukehren.«
»Und das bin ich auch.« Abeloth sah weiterhin den Rest des Suchtrupps an. »Aber ich denke dabei bloß an euch, meine Freunde. Euer Zirkel der Lords wird dieses Versagen nicht gern sehen.«
»Um die werde ich mich schon kümmern.« Lady Rhea schaute mit einem Blick stiller Abschätzung auf Abeloth herab, ehe sie fragte: »Du hast es dir doch nicht anders überlegt und willst immer noch mit uns nach Kesh zurückkehren, oder?«
»Absolut«, versicherte Abeloth. Lady Rheas
Gesichtsausdruck wurde merklich sanfter, als sich die Gestrandete umdrehte und sie wieder ansah. »Ich bin ebenso erpicht darauf, diesen Ort zu verlassen wie ihr.«
»Es freut mich, das zu hören.«
In Lady Rheas Lächeln lag nach wie vor etwas von seiner raubtiergleichen Schärfe, und Vestara konnte die Gedanken, die ihrer Meisterin durch den Kopf gingen, beinahe lesen: Abeloth würde ein angemessener Ausgleich für den Verlust von Schiff sein.
So verzaubert, wie sie von ihr waren, wusste jeder Sith des Suchtrupps, dass Abeloth keine gewöhnliche Frau war - wenn sie überhaupt eine Frau war. Manchmal hatte Vestara den Eindruck, als wäre Abeloth nichts weiter als ein Nimbus wirbelnder Machtenergie, der sich ihnen als Frau präsentierte, weil ihr sterblicher Verstand seine wahre Gestalt nicht erfassen konnte. Bei anderen Gelegenheiten indes schien Abeloth genau das zu sein, was zu sein sie vorgab: eine einsame Schiffbrüchige, die sich so verzweifelt nach Geselligkeit sehnte, dass sie sich weigerte, allein zu sein; eine Frau, die von ihrer langen Isolation so nah an den Rand des Wahnsinns getrieben worden war, dass sie zu halluzinieren glaubte, als Vestara und Ahri ihre Höhle betraten, um Xal zu retten.
Natürlich gab es bei beiden Möglichkeiten eine Menge Dinge, die keinen Sinn ergaben. Erstens: Abeloth hatte ihnen nie genau erklärt, wie sie Xal - einen Sith-Meister - in dem Kokon gefangen hatte. Sie behauptete, keine Ahnung zu haben, warum Vestara Schiff auf dem Felsgrat in der Nähe ihres Heims gespürt hatte, fand es jedoch vollkommen logisch, dass es Schiff gewesen war, der sie überhaupt erst zu ihr geführt hatte. Und als Vestara etwas über das Tentakelding wissen wollte, das sie an der Höhlendecke gesehen hatte, bestand Abeloths einzige Antwort in der Erklärung, dass sie von keinem Tier auf diesem Planeten etwas zu befürchten hatten.
Als Vestara über das alles nachgrübelte - und darauf wartete, dass der seltsame Willenswettstreit zwischen Abeloth und Lady Rhea eine Siegerin fand -, fühlte sie die Berührung einer vertrauten Präsenz.
Du hättest niemals hierherkommen
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