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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Schlüsse. Gabriele wäre niemals zu einem Verbrechen fähig. Sie hält lieber noch tausendmal die andere Wange hin, bevor sie zurückschlägt. Ich an ihrer Stelle wäre schon längst ausgetickt und hätte meinem Bruder nachts, wenn er schläft, die Eier abgeschnitten. Ehrlich. Oder ich hätte ihn sogar umgebracht.«
    »Aber das haben Sie nicht, oder?«
    »Quatsch, ich hab doch keinen Grund. Soll er mit seinem Geld glücklich werden … Aber so was wie Glück kennt der gar nicht, es sei denn, man definiert Glück über das Leid der andern. Ich denke, er ist nur dann glücklich und zufrieden, wenn er mal wieder jemandem eins reingewürgt hat.«
    »So übel?«
    »Ich sag doch, meine Sicht ist eine sehr subjektive. Kann auch sein, dass ich übertreibe. Und vergessen Sie einfach das mit dem Sadisten, es gibt Schlimmere als ihn.«
    »Haben Sie denn nie daran gedacht, Ihrer Schwägerin zu helfen?«
    Wolfram Lura lachte gallig auf. »Wie denn? Sagen Sie mir, was ich hätte tun können? Wo hätte ich Gabriele hinbringen sollen? Da ist ja auch noch Markus. Schauen Sie sich doch maldiese Bude an, hier wäre kein Platz für die beiden gewesen. Geld hat sie keines, und Verwandte und Freunde auch nicht. Ich habe ihr zwar einige Male meine Hilfe angeboten, als ich noch richtig gute Kontakte hatte, aber sie hat es kategorisch abgelehnt, mich da mit reinzuziehen. Sie ist eine unglaublich feine Frau. Mein Gott, was hätte aus der werden können! Wissen Sie, als ich sie damals kennen lernte und das Glück hatte, mich einmal mit ihr unter vier Augen unterhalten zu können, habe ich ihr von der Heirat abgeraten. Ehrlich. Ich habe sofort gemerkt, dass sie viel zu schade für Rolf ist. Sie war aber blind und wollte nicht auf mich hören. Na ja, und außerdem, hätte ich ihr geholfen, Rolf und unsere Mutter hätten sofort mich dahinter vermutet. Nee, nee, keine Chance. Gabriele muss da ganz allein durch, so Leid es mir für sie tut. Auch um Markus, für den das alles ein riesiger seelischer Albtraum sein muss.«
    Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und gedreht, die Tür ging auf und wurde gleich wieder zugekickt, und eine junge, sehr sportlich wirkende Frau mit kurzen blonden Haaren kam herein. Sie legte einige Manuskripte auf den Schreibtisch, stellte ihre Tasche neben den Sessel und gab Wolfram Lura einen kurzen Kuss.
    »Andrea, das sind Herr Hellmer und Frau Durant von der Kripo. Sie sind wegen Rolf hier.«
    »Ah ja«, sagte sie mit warmer Stimme und nahm Platz. »Ich hab’s vorhin von Wolfram gehört. Schlimm.«
    »Ach komm, ich hab den Kommissaren schon gesagt, was für ein Arschloch Rolf ist …«
    »Hast du wieder getrunken?«, fragte sie vorwurfsvoll.
    »Blödsinn, ich hab nicht getrunken, oder hör ich mich etwa so an?«
    »Immerhin ist er dein Bruder …«
    »Ich scheiß auf ihn, und das weißt du auch.«
    »Und wenn er tot ist?«, fragte sie und schien keine Notiz mehr von Durant und Hellmer zu nehmen.
    »Na und? Wenn das wirklich so sein sollte, dann ist das ganz allein seine eigene gottverdammte Schuld. Ich würde ihm jedenfalls keine Träne nachweinen.«
    »Du bist unfair …«
    »Ha, unfair! Dass ich nicht lache! Du hast ihn nie kennen gelernt, du weißt nicht mal im Ansatz, was für ein Arschloch er ist. Frag Gabriele, die kann dir was erzählen. Und ich auch.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so gemein sein soll«, erwiderte sie zweifelnd.
    »Er ist es.«
    »Verzeihen Sie«, mischte sich jetzt Durant ein, »aber eine Frage noch – kennen Sie persönlich Feinde Ihres Bruders?«
    Wolfram Lura überlegte einen Moment und schüttelte den Kopf. »Nein, weil ich nicht weiß, mit wem er verkehrt. Aber dass er Feinde hat, könnte ich mir schon vorstellen. Ehrlich gesagt, es wäre ein Wunder, wenn er keine hätte. Ein Rolf Lura fühlt sich erst wohl, wenn er den Atem seines Feindes im Nacken spürt. Schön ausgedrückt, was? Nein, Scherz beiseite, Rolf würde eine offene Feindschaft nie ertragen. Er ist hinterhältig und gemein. Zu einem offenen Kampf würde er es nie kommen lassen. Er hat viele, die ihn beneiden, weil er es wunderbar versteht, sich bei ihnen einzuschleimen. Das ist sein ganzes Erfolgsrezept. Er bekommt alles, was er will, weil er eine Art hat, die auf andere anziehend wirkt. Nennen Sie es von mir aus charismatisch. Und er hat natürlich bei der Umstrukturierung des Autohauses ein goldenes Näschen und ein ebenso goldenes Händchen bewiesen. Ansonsten ist mein Bruder ein gottverdammtes

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