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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Irrer.
    Julianne konnte sich nicht mehr beherrschen und bekam angesichts des allgemeinen Wahnsinns einen Lachanfall.
    Die Frau mit dem Gewehr schüttelte den Kopf. »Ich hasse diese Scheiß-Stadt.«

50
    New York
    »Runter, runter, runter!«, schrie Wilson und ging hinter der zersplitterten, pockennarbigen Tür in Deckung, die in den öffentlichen Lesesaal der Bibliothek führte.
    »Ich bin unten, Wilson«, brüllte Milosz zurück. »Und ich werde hier unten bleiben, bis diese dämlichen Arschgeigen und Kopftuchfuzzis sich zu Tode gelangweilt haben oder nach Hause gegangen sind. Das macht einfach keinen Spaß mehr.«
    Leuchtspurgeschosse flogen aus dem weitläufigen Lesesaal in den Katalogbereich, wo die Rangers und die Milizangehörigen eingeschlossen waren. Das stetige Feuer mähte jeden nieder, der dumm genug war, seinen Kopf zu weit vorzustrecken. Milosz hielt sich so weit wie möglich aus der Schusslinie. Das Feuer kam von einer Barrikade, die aus Dutzenden von umgeworfenen Lesepulten und einem langgestreckten Tresen aus dunklem Holz bestand, der den riesigen hohen Raum vom Eingangsbereich abtrennte. Der Lärm des Gewehrfeuers war so laut, dass man sich in die Ohren brüllen musste, um überhaupt gehört zu werden.
    »Worthy hat’s erwischt«, rief Gardener und zerrte den Milizionär zurück hinter die Deckung der alten Katalogschränke. Worthy hatte den Kopf und die graue Masse, die sich darin befunden hatte, verloren, als er versuchte, eine Granate in den Lesesaal zu schleudern. Die Granate war einige Meter entfernt explodiert und hatte zwei weitere Männer der New Yorker Miliz erwischt, die nun brüllten
vor Schmerz, während ein Sanitäter sich bemühte, sie ruhigzustellen.
    »Ich hab hier einen lebensgefährlich Verletzten«, rief er.
    »Nimm dir ein paar Deppen von der Miliz und schafft ihn raus«, schrie Wilson. »Fred, wir müssen ein paar Landminen besorgen. Und einen Eimer. Einen schönen großen Eimer. Gardener, kannst du uns so was organisieren?«
    »Heilige Scheiße«, schrie sie zurück. »Läuft das hier auf sexuelle Diskriminierung hinaus? Soll ich dann auch noch barfuß und schwanger zurückkommen?«
    »Nein, verdammt, hol mir einfach bloß einen Eimer, okay?«
    Milosz robbte nach vorn, mit zusammengekniffenem Hintern und gesenktem Kopf. Hunderte von Kugeln zischten um ihn herum durch die Luft. »Hast du einen Plan, Wilson?«
    »Ich hab immer einen Plan, Fred.« Milosz schob den Karabiner über den zerfetzten Schrank, hinter dem er in Deckung gegangen war, und gab drei Schüsse ab. Einige Angehörige ihrer hastig zusammengestellten Truppe versuchten von mehreren verschiedenen Seiten in den Lesesaal zu gelangen, aber an welchen anderen Stellen das wirklich passierte, war Milosz schleierhaft. Er warf eine weitere kostbare Granate in den Saal, die mit einem lauten Dröhnen explodierte und das Gewehrfeuer, das ihnen von dort entgegenschlug, für einen kurzen Moment zum Verstummen brachte. Verkohlte und brennende Seiten von wer weiß wie vielen bedeutenden literarischen Werken segelten um sie herum zu Boden.
    Milosz schüttelte den Kopf.
    Das war nicht in Ordnung. Man zerstörte keine Bibliotheken. Bücherhallen waren heilige Orte, das hatte ihm sein Vater beigebracht, heilige Orte, wo man leise sein musste und in aller Ruhe etwas lernte. Schreie und Gewehrfeuer und Granatexplosionen gehörten nicht hierher,
auch kein gottverdammter Eimer, dessen Nutzen ihm sein Master Sergeant offenbar nicht erklären wollte.
    Hinter und über ihm hämmerten automatische Waffen, aber er konnte nicht genau ausmachen, von wo die Schüsse kamen.
    »Verdammt …«
    »Ein Gefallener!«, schrie jemand.
    »Blöde, nichtsnutzige Miliz«, murmelte Wilson und benutzte seinen 203-Granatwerfer, um eine weitere 40mm-Granate in den Lesesaal zu befördern. Die Explosion verursachte einen weiteren Schneesturm von zerfetztem, rauchendem Papier, das durch die Luft flog, aber diesmal wurde das Dauerfeuer von drinnen nicht beeinträchtigt.
    Gardeners Schuhe quietschten und rutschten über den Marmorboden, als sie mit zwei Metalleimern und einem Putzlappen zurückkam.
    »Verdammt nochmal, wir brauchen doch keinen Putzlappen!«, brüllte Wilson über den Lärm hinweg.
    »Tut mir leid«, schrie Gardener zurück. »Hab ich nicht mitbekommen. Fred, gib mir doch mal deine Mine.«
    Milosz zog den olivbraunen Patronengurt ab, an dem zwei M18A1-Antipersonenminen hingen. Er gab eine Salve auf die Tür ab, um sich Feuerschutz zu geben, und

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