Das Vermaechtnis

schlangenleibige Typhon bedrohten die Götter erneut und stellten sie zum Kampf.
    Die mit Verstand ausgestatteten Götter konnten jedoch die wilden und primitiven Urkräfte aus ihrer Welt verbannen. Nun nahmen die Götter, mit Zeus teilten zwölfe die Macht auf dem Olymp , ihren Sitz im Götterhimmel ein. Dort saßen sie und nährten sich an Nektar und Ambrosia, dem Geheimnis ihrer Unsterblichkeit.
    Zeus wurde als Herrscher über alle Götter gewählt. Von den Kyklopen erhielt er als Dank für ihre Befreiung den Blitz, seinem Symbol der Herrschaft und Ausdruck seiner übernatürlichen Macht. Zeus war von nun an der Vater der Götter und der Menschen, das denkende Feuer, das alles durchdringt, der Wettergott und der Schicksalsgott. Einige seiner Söhne und Töchter kennen wir schon und andere werden wir noch kennenlernen. Doch, wie schon erwähnt, wir beschränken uns heute auf eine Auswahl. 
    So preisen wir auch Apollon , Sohn des Zeus , den Gott der schönen Künste, der Dichtung, des Gesangs, der Musik und der bildenden Künste, Gott der Heilung, Gott der Weissagung, des Lichts, des Frühlings, der Mäßigung und der Reinheit. Man erkennt ihn sofort an seinem Pfeil und Bogen und seiner Kithara , einem edlen Saiteninstrument. Apollon ist das Sinnbild für Stärke und Vernunft, für Schönheit und Jugend. Ihm ist das Orakel in Delphi geweiht.
    Doch halt, so schön und kraftvoll dieser edle Gott ist, so erinnere ich mich doch auch daran, dass gerade dieser Ort der altgeweihte Ort der Erdmutter Gaia war, an dem bereits ihre Priesterinnen weissagten. Hier herrschte einst der Kult der Gaia , der Erde, und ebenso der Themis , ihrer Tochter, der Göttin der Ordnung, der Gerechtigkeit und der Philosophie, auch wenn die meisten Philosophen von den Göttern Abstand nehmen, nach außen jedenfalls… Sogar für die Herdgöttin Hestia brannte hier ein ewiges Feuer. Wie kam nun Apollon an diesen Ort?
    Er musste dafür eine Prüfung bestehen. Die Erdmutter schickte den starken weiblichen Lindwurm Python , der in einer Höhle nahe dem Heiligtum hauste. Apollon tötete das Ungeheuer mit seinem goldenen Pfeil und erlangte somit die Rechte über diesen Ort. Doch er beließ es bei dem ursprünglichen Ritus der Erdgöttin, dass nur Frauen zu Orakelpriesterinnen von Delphi geweiht werden durften. Diese nannte er Pythia , in Erinnerung an die Göttin in der Gestalt der Riesenschlange. Schlangen stehen seit jeher als Symbol für Gaia , die Erde.
    Wir preisen Herakles , den meistverehrten Helden, der zum Gott unter den Heroen wurde und mit dem ewigen Leben unter den Göttern des Olymp belohnt wurde. Er war der Sohn des Zeus mit einer Sterblichen. Das bestimmte sein Schicksal, denn Hera war eifersüchtig und verfolgte ihn seitdem. Die Sterbliche hatte Angst vor Heras Rache und setzte Herakles heimlich aus. Athene fand ihn und gab ihn Hera , die ihn nicht erkannte und aus Mitleid säugte. Mit der göttlichen Milch aber erlangte er seine Unsterblichkeit. Herakles heiratete und hatte drei Kinder, doch er erschlug sie, da Hera ihn mit Wahnsinn geschlagen hatte. Er war bekümmert ob dieser Tat und erfragte Rat beim Orakel von Delphi . Die Pythia sagte ihm:
    ‚Entsühnung für deine schreckliche Mordtat erlangst du nur, wenn du dich zwölf Jahre in den Dienst des Eurystheus stellst und die von ihm geforderten Taten erfüllst.’
    Also tat er, denn er wollte seine Schuld abbüßen. Eurystheus , der König von Argos und Mykene , stellte ihm zwölf schwierige Aufgaben, die alle fast unlösbar schienen. Doch Herakles meisterte sie alle, alle zwölf Arbeiten:
    Das Erlegen des Nemëischen Löwen – das Fell des Löwen machte ihn nahezu unverwundbar.
    Das Töten der neunköpfigen Schlange Hydra – in ihr Gift tauchte er seine Pfeile, die seitdem unheilbare, tödliche Wunden schlagen.
    Das Einfangen der Kerynitischen Hirschkuh.
    Das Einfangen des Erymanthischen Ebers.
    Das Ausmisten der Rinderställe des Augias.
    Das Ausrotten der Stymphalischen Vögel.
    Das Einfangen des Kretischen Stiers.
    Das Zähmen der menschenfressenden Rosse des Diomedes.
    Das Herbeischaffen des Wehrgehänges der Amazonenkönigin Hippolyte.
    Der Raub der Rinderherde des Riesen Geryon.
    Das Pflücken der goldenen Äpfel der Hesperiden und
    Das Heraufbringen des Wachhundes der Unterwelt Kerberos an die Oberwelt.
    Und mit jeder gelösten unlösbaren Aufgabe brachte er Gutes. Ihn selbst brachte es nur zur nächsten fast unlösbaren Aufgabe. Sein Dasein war noch mit vielen weiteren