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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Flecken zeugten davon, dass die Bewohner von Dijol nicht gerade zartfühlend mit dem Findelkind umgingen. Lamina nahm sich vor, in einer ruhigen Minute mit dem Kind allein zu sprechen, doch jetzt musste sie sich erst einmal anderen Dingen zuwenden.
    »Meine Männer haben mir von eurer schlimmen Lage berichtet. Nicht nur, dass ihr die Pacht nicht bezahlen konntet – sie erzählten mir, dass einen der Zustand der Höfe den Winter fürchten lässt. Ich habe in den Unterlagen des Grafen keinen Hinweis darauf gefunden, dass so etwas schon einmal vorgekommen wäre. Daher möchte ich erfahren, wie es zu dieser Not gekommen ist und wie wir die Situation gemeinsam verbessern können.«
    Taphos übernahm das Wort. »Ihr habt Recht, bisher haben wir zwar nicht üppig gelebt, litten aber auch keine Not. In diesem Jahr jedoch haben uns die Götter im Stich gelassen. Die Ernte fiel schlechter aus als sonst, dann starb die Hälfte unserer Kühe an einem unheimlichen Fieber. Doch das ist noch nicht alles. Als wir vor einem Monat eines Morgens zu den Weiden kamen, fehlten fast alle Schafe. Die Zäune waren an mehreren Stellen zerstört. Wir haben uns sofort auf die Suche nach den verirrten Tieren gemacht, die meisten aber waren wohl schon einem hungrigen Räuber zum Opfer gefallen.«
    »Ja, das war an dem Tag, als das große Schiff kam«, rief Ern, verstummte jedoch sofort, als sein Vater ihm einen wütenden Blick zuwarf und drohend die Faust ballte. Seradir und Lamina sahen sich fragend an. Sie glaubten beide nicht an die Geschichte, die die Leute von Dijol ihnen auftischten.
    »Dann ist es verständlich, dass ihr eure Pacht nicht entrichten konntet. Ihr wisst doch, dass der Graf tot ist und ich die Führung der Grafschaft übernommen habe? Mein größter Wunsch ist es, alle Menschen auf meinen Besitztümern gerecht zu behandeln. Es soll niemand hungern, und jeder soll bekommen, was er verdient.« Die Gräfin sah Taphos fest in die Augen, und für einige Augenblicke hielt er dem Blick stand. Er wunderte sich über die Härte und Reife im Blick der jungen Frau. Sie war nicht das Täubchen, das er erwartet hatte. Nein, sie würden kein leichtes Spiel mit ihr haben.
    Garlo griff nach seinem Löffel. »Wir sollten essen, bevor es kalt wird. Den Göttern sei Dank, dass wir heute eine warme Mahlzeit bekommen.«
    Sie aßen schweigend. Verstohlen beobachtete Lamina die ernsten Gesichter und versuchte zu ergründen, was in diesen Köpfen vor sich ging. Als die Stille immer unheimlicher wurde, begann Garlo Geschichten zu erzählen. Es waren alte Sagen aus der Umgebung, meist über schaurige Begegnungen. Als er fertig war, übernahm Clam das Wort. Seradir bemerkte, dass Rol immer unruhiger wurde und ständig zum Fenster sah. Sein Vater warf ihm einen warnenden Blick zu, doch das ungeduldige Scharren mit den Füßen verriet Rols Nervosität. Als Clam gerade an einer spannenden Stelle angekommen war, erhob sich Taphos lässig.
    »Wir sollten noch mal nach den Tieren sehen. Fallow, Rita und Rol, ihr kommt mit.«
    Rol sprang so schnell auf, dass sein Stuhl auf den Boden krachte. Seradir sah die Hand des Vaters zucken und den flehenden Blick des jungen Mannes. Clam erzählte weiter, während die anderen wortlos in der Nacht verschwanden. Als er geendet hatte, gähnte Garlo herzhaft.
    »Ich werde in der Scheune drüben auf der Wiese schlafen.« Seradir machte Anstalten aufzustehen, doch die erschrockenen Mienen ringsum hielt ihn davon ab.
    »Aber nein, Ihr könnt natürlich im Haus schlafen«, beeilte sich Garlo mit einem bemüht freundlichen Lächeln zu versichern.
    Seradir zog die Augenbrauen hoch. Es reizte ihn, das Spiel etwas weiterzutrEiben. »Nicht nötig. Wir Eiben sind es gewohnt, ohne Komfort auszukommen. Die gnädige Frau«, er machte eine ironische Verbeugung in Avias Richtung, »hat mir schon gestanden, dass in eurem Haus kein Platz für zwei Gäste ist.«
    Amüsiert beobachtete er, dass die Söhne ihrer Mutter einen wütenden Blick zuwarfen.
    »Nein, ich bestehe darauf, dass Ihr im Haus schlaft. Ihr könnt meine Kammer haben. Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, wir hätten etwas gegen Eiben.«
    »Dieser Gedanke wäre mir nie gekommen!«, sagte Seradir so unschuldig, dass Lamina ihr Lachen hinter der Hand verbergen musste. Der Elb nahm sich vor, in der Nacht sehr wachsam zu sein.
    »Avia, bring uns die heiße Milch, es ist schon spät.« Garlo erhob sich.
    Plötzlich war Aufbruchstimmung. Alle liefen durcheinander, doch die

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