Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
mit einem Grashalm an der Nase. »Was ist denn mit dir schon wieder los?«
»Anders als du mache ich mir ernsthafte Gedanken. Die Verfolger gehen mir nicht aus dem Kopf. Ich möchte vermeiden, dass wir sie weiter im Rücken haben, denn mit guten Pferden holen sie uns sicher bald ein. Schließlich haben wir zwei Packpferde dabei, und unser Pflegling hält uns mit seinen Flausen ständig auf.«
Rolana sah den Zwerg aufmerksam an. »Und? Hast du eine Idee?«
»Siehst du das Felsental, das dort nach Osten führt? Ich habe mir gedacht, Cay, Ibis und ich reiten das Tal rauf und hinterlassen dabei so viele Spuren wie möglich. Wenn wir den Felsgrund erreicht haben, drehen wir um und reiten in unseren Spuren zurück. Währenddessen nehmt ihr die Packpferde und reitet im Fluß weiter nach Norden. Im Wasser könnt ihr nicht mal für die Nase eines Wolfs Spuren hinterlassen! Tja, und dann können wir nur hoffen, dass ihnen unser Verschwinden lange Kopfzerbrechen bereitet und wir sie ein für alle Mal los sind.«
Als Rolana etwas erwidern wollte, schrie Cay plötzlich: »Ich hab einen, ich hab einen!«
Erschrocken wandten sie sich um. Cay stand barfuß mit hochgekrempelten Hosen im Wasser und versuchte, etwas silbrig Glitzerndes festzuhalten, das ihm immer wieder durch die Finger zu schlüpfen drohte. Mit Schwung warf er den Fisch an Land.
»Wir besprechen hier gerade, wie wir unseren Verfolgern entkommen! Und du hast nichts Besseres zu tun, als Fische zu fangen?« Thunins Gesicht färbte sich rot.
»Ich hab doch zugehört!« Cay stakste zum Ufer und warf sich ins Gras. »Was spricht dagegen, wenn ich nebenher noch was fürs Mittagessen besorge?«
Ibis kicherte. »Ich würde eher sagen: für Covalins Frühstück!«
»He, lass das!« Doch bevor Cay den Drachen erreichen konnte, kaute der schon genüsslich, und nur noch der Fischkopf lag im Gras. Cay sah Covalin strafend an, doch der kümmerte sich nicht um den Kämpfer, sondern schluckte auch noch den Fischkopf herunter und tappte dann zu Thunin. Ungeduldig stieß er dem Zwerg den dicken Kopf in die Seite.
Erzähl mir, was ihr machen wollt! Ich will auch mitspielen. »Wir legen Spuren, um den Feind abzulenken, aber jetzt stör uns nicht.«
Ich will auch Spuren legen! Vor Begeisterung quietschend sprang Covalin mit allen vier Klauenfüßen in die nasse Erde am Ufer, dass der Schlamm nach allen Seiten spritzte.
»Lass das, du unnützes Tier!«
»So schlecht finde ich die Idee gar nicht«, unterbrach ihn Rolana. »Ihr nehmt Covalin mit. Bevor ihr umdreht, soll er noch ein Stück weiter ins Tal fliegen und dort ein paar Abdrücke verteilen. Auf dem Luftweg kann er euch leicht wieder einholen.«
»Meinst du, er versteht das, ohne wieder Blödsinn zu machen?«
»Aber klar!«, mischte sich Ibis ein, um ihren Liebling in Schutz zu nehmen. »Ich erkläre ihm alles genau, während Cay und ich unterwegs sind!«
Thunins Kopf ruckte herum. »Cay und du? Was willst du damit sagen?«
»Ich denke, wir wollen die anderen schnell wieder einholen? Sieh dich doch an, Thunin, du und dein Pferd ihr passt zusammen wie ... wie ...«
Thunin bohrte der Elbe den Zeigefinger in die Brust. »Du willst also sagen, dass ich nicht mitkommen soll, weil ich nicht gut genug reiten kann?«
»Ibis hat Recht«, kam Cays ruhige Stimme aus dem Hintergrund. »Du kannst wirklich nicht besonders gut reiten.«
»Das ist ja die Höhe! Rolana, sag du etwas dazu.«
»Na ja, der Plan ist wirklich gut, aber meinst du nicht auch, dass es besser wäre, wenn nur Cay, Ibis und Covalin ...?«
Wütend drehte Thunin sich um und stampfte zu seinem Pferd. Er wollte sich in den Sattel schwingen, doch das Tier hatte andere Pläne und wich zur Seite. Der Zwerg brauchte fünf Versuche, bis er endlich im Sattel saß. Mit hochrotem Gesicht funkelte er jeden böse an.
»Also los!« Ibis sprang in den Sattel. »Komm, Covalin, wir gehen Spuren legen.« Mit wehenden Haaren sprengte sie davon. Cay folgte ihr. Trotz seiner Körpergröße und seines Gewichts war er ein geschickter Reiter. Covalin rannte hechelnd neben Ibis’ Pferd her. Immer wieder zeigte sie ihm eine feuchte Stelle, an der er mit Freuden ein paar Spuren hinterließ. Der Boden wurde immer felsiger, und bereits nach zwei Stunden ließen die Hufe keine Abdrücke mehr zurück. Ein dürrer Busch klammerte sich mit letztem Überlebenswillen zwischen zwei Felsblöcke. Im Vorbeireiten beugte sich Ibis herab und knickte ein paar Äste.
»Ich glaube, wir können
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