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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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umrundete Freyja dabei. »Selbstverständlich wäre eine einfache Spielmannstochter es nicht wert, an meiner Seite zu sein. Doch du bist weit mehr als das. Du trägst gräfliches Blut in dir!«
    Freyja verstand kein Wort. Es fiel ihr schwer, überhaupt zu atmen. Der Knebel saß zu eng und war viel zu groß. Ihre Kiefer schmerzten bereits, weil sie so weit aufgeschoben wurden.
    »Da staunst du, was? Aber es ist wahr. Dein Vater ist der Bastard des Grafen von Stotel und du somit eine Enkelin desselben. Das ist auch der Grund gewesen, warum man dich vor acht Jahren entführt hat. Mein Herr, Graf Gerhard II., hat damals eine Menge Geld von deinem Verwandten bekommen, um die Fehde zu finanzieren. Zum Ausgleich sollte er dich, deine Brüder und deinen Vater töten. Leider bist du die einzige Unglückliche in deiner Familie, die jener Rache anheimgefallen ist. Und statt dich zu töten, hat man dich in Buxtehude heranreifen lassen, damit du den Verlust des Stotelers eines Tages durch eine kluge Verbindung schmälerst, doch du musstest ja unbedingt von da fortlaufen.« Bei diesen Worten packte Marquardus Freyjas Kinn und drückte ihre Wangen mit Daumen und Zeigefinger fest zusammen. Er schaute ihr in die Augen und zwang auch sie dazu. »Zum Glück haben wir dich wieder erwischt. Denn wärest du verschollen geblieben, hätte das meinen Herrn viel Geld gekostet, das er dem Stoteler hätte zurückzahlen müssen. Doch Graf Gerhard ist überaus gewitzt, musst du wissen. Denn nachdem Vater Everard …«, jetzt zwang er ihr Gesicht in Richtung des Geistlichen, »… von deiner Lehrmutter Heseke einen Brief mit Nachricht über dein Verschwinden erhalten hatte, schickte mein Herr ihn nach Stotel. Eigentlich wollte der Graf dich mit einem Oldenburger vermählen, doch zum Glück hat Johannes I., so heißt dein Verwandter, kürzlich auf die Bitte Graf Gerhards in unsere Ehe eingewilligt. Somit gibt es fortan eine Verbindung zwischen ihnen beiden durch mich.« Jetzt erst ließ Marquardus sie los. Er ging einen Schritt zurück, breitete die Arme aus und sagte: »Und so stehen wir heute hier. Im Angesicht Gottes werden wir gleich vermählt werden. Also lege dein feierlichstes Gesicht auf, meine schöne Jungfrau.«
    Der Gefolgsmann Graf Johanns hatte sie nun erreicht. Ohne eine Erklärung forderte er Walther, Johannes und die Frauen auf: »Schnell! Kommt sofort mit.«
    Beim Grafen angekommen, folgten ihre Blicke dem ruckenden Kinn des Schauenburgers. Gleichzeitig wandten die vier ihre Köpfe um, richteten die Augen auf das steinerne Gebäude mit seinem schmucken Treppengiebel, neben dem sie standen. Es war das frühere Haus der Sippe von Holdenstede.
    Dort, wo die rundbogige Einfahrt durch die Tormauer direkt in den Innenhof führte, blieben ihre Blicke schließlich haften. Ein fuchsfarbenes Pferd war hier angebunden. Es wirkte irgendwie verloren. Ansonsten schien nichts auffällig zu sein.
    »Mein Herr, was meint ih…«, begann Walther.
    »Wartet!«, unterbrach ihn der Schauenburger, der, hoch oben zu Pferd sitzend meinte, etwas entdeckt zu haben, sich aber nicht sicher war, ob er richtig schlussfolgerte. Wie gebannt starrte er auf den Fuchs, der eben noch mit dem Hinterteil zu ihnen gestanden hatte und sich jetzt langsam umdrehte. Huf für Huf wechselte er seine Position; soweit es der Strick an seinem Zaumzeug zuließ. Dann endlich schaute das Pferd sie an.
    Margareta fuhr erschrocken zusammen.
    Runa war einer Ohnmacht nahe. All die Träume von Feuer und Pferden schienen hier zusammenzulaufen und an diesem Tag und an jenem Punkt der Stadt zu enden. Feuer hatte sie entzweit, Pferde sollten sie wieder zusammenführen.
    »Freyja!«, hauchte Walther nur.
    Johannes hörte den Namen seiner Nichte. Er konnte nicht verstehen, wie der Fuchs mit Freyja in Verbindung stand, doch etwas anderes verstand er sofort. Das Mädchen sollte zu den Besitzungen Graf Gerhards gebracht werden – jenes Haus gehörte auch dazu!
    Das Pferd begann zu wiehern, dann stampfte es mit dem Huf auf und schüttelte dabei seine Mähne, die in viele kleine Zöpfe geflochten war!
    »Das Mädchen ist da drin. Holt es raus, und macht keine Gefangenen!«, befahl der Fürst an seine Männer gerichtet.
    Dann ging alles sehr schnell. Johanns Wachen ließen sich durch nichts aufhalten. Gemeinsam brachen sie die Tür auf und stürmten in das Kaufmannshaus.
    Hinter den Mannen des Grafen stürmte Johannes mit Walther und Runa die ihnen allen so wohlbekannte Treppe hinauf. Lautes

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