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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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ließ und letztendlich dazu bewogen hatte, alleine in den Wald zu reiten, um sich wieder einem Drachen zu stellen. Damals hatten sie einen großen Grünen erlegt. Zwei Drittel seiner Männer hatte es das Leben gekostet, der Rest hatte zahlreiche Wunden davongetragen. Einzig Finrael hatte die Schlacht unverletzt überstanden.
    Nun, auch das würde diesmal anders sein. Finrael wollte sterben. Kein gewöhnlicher Mensch konnte alleine im Kampf gegen einen Drachen bestehen, auch wenn er noch so gut war. Finrael suchte den Tod. Eine seltsame Erleichterung hatte von ihm Besitz ergriffen. Er wendete sein Pferd und ritt zurück, hinein in den Wald, auf der Suche nach seinem Schicksal.
     
     
    Nach einer ganzen Weile – er wusste nicht, wie lange er geritten war – gelangte er an einen Fluss. Es war früher Nachmittag, und der Regen hatte wieder eingesetzt. Der Fluss war wie alle Gewässer im Land weit über die Ufer getreten und schuf eine unpassierbare Barriere. Finrael wusste nicht, in welcher Richtung die nächste Brücke lag und ob sie überhaupt noch stand, also ritt er willkürlich flussaufwärts, weiter und weiter.
    Er war längst wieder in Gedanken versunken, als ihn ein Geräusch aufschrecken ließ. Rufe, nein, Schreie. Hohe, helle, angsterfüllte Kinderschreie. Finrael zügelte sein Ross und blickte sich suchend um. Zwischen dem angeschwollenen Fluss und dem Waldrand zog sich ein breiter Streifen von hüfthohem, einzeln stehendem Gestrüpp, doch dort war nichts zu sehen. Die Schreie kamen aus dem Wald dahinter.
    Mit einem Mal hörte er noch mehr: Das charakteristische Fauchen einer Bestie. Es gab nur ein Wesen, dessen Gebrüll auf diese Entfernung zu hören war – ein Drache! Ohne nachzudenken, spornte Finrael sein Ross und preschte dem Wald entgegen.
    Der Lärm kam näher. Finrael drang in den Wald vor; die Bäume standen so weit auseinander, dass er ohne Mühe unter ihren weiten Kronen hindurch galoppieren konnte. Unvermittelt endete der Wald vor einem steilen Geröllhang, der vielleicht fünfzig Ellen nach unten führte und ein kreisrundes Tal einschloss, das aussah wie ein erloschener Vulkan. Finrael konnte sein Pferd gerade noch zügeln, sonst wären Ross und Reiter gemeinsam in die Tiefe gerutscht.
    Ein weiterer Schrei, ganz nah diesmal, ließ ihn zusammenfahren. Er sprang ab und rannte zum Rand der Klippe vor, und was er dort unten am Talboden sah, verschlug ihm den Atem.
    Vor einer großen Höhle, die direkt in den Hang hinein führte, waren im Halbkreis fünf Baumstämme in den Boden gerammt. An den mittleren dieser Baumstämme war ein junges Mädchen von nicht mehr als acht oder neun Jahren gebunden. Es stemmte sich zu Tode verängstigt gegen seine Fesseln, und das lange blonde Haar war von Schweiß und Tränen verklebt. Es trug ein weißes Kleid, das Symbol der Opferjungfrau, und seine Füße waren nackt.
    Aus der Höhle drang das Gebrüll des Drachen.
    Ohne nachzudenken, eilte Finrael halb rennend, halb rutschend den Hang hinab, trat Gerölllawinen los und wäre mehr als einmal fast von den zu Tal stürzenden Gesteinsbrocken mitgerissen worden.
    Wie durch ein Wunder gelang es ihm, sich auf den Beinen zu halten. Das Gewicht des Rings, das so lange auf ihm gelastet hatte, schien nicht mehr zu existieren, als Finrael das Schwert aus der Scheide riss und zu dem Mädchen stürzte. Mit einem Hieb durchtrennte er die Fesseln, die es an den Baumstamm banden, doch die Kleine war zu kraftlos, um sich auf den Beinen zu halten, und sank schluchzend zu Boden.
    Ein erneutes Brüllen, ganz dicht hinter ihm, ließ Finrael herumfahren. Er blickte in einen gewaltigen roten Schlund, eingerahmt von Hunderten von Zähnen, keine fünf Ellen entfernt: Der Drache war unbemerkt aus seinem Bau gekommen und musste nun voller Wut sehen, dass ein Mensch es wagte, ihm zu trotzen. Er spuckte in schierer Raserei, und Finrael wich dem Feuerschwall nur um Haaresbreite aus. Es war ein schwarzer Drache, der gefährlichste von allen, doch war er noch nicht ausgewachsen, sonst wären Finrael und das Mädchen bereits tot gewesen. Dieses Ungeheuer stand noch an der Grenze zum Erwachsensein, dem ungestümsten und jähzornigsten Alter, doch es war noch nicht so schlau und durchtrieben wie die erfahrenen Großen.
    Kampfesfieber flutete durch Finraels Adern, und jeder Gedanke an seinen eigenen Tod war verflogen. Er kannte nur noch ein Ziel: dieses kleine Menschenwesen vor der Bestie zu retten. Und falls er dafür mit dem Leben bezahlen musste,

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