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Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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der erfahreneren Männer und sprach damit aus, was wohl die meisten Soldaten beschäftigte.
    »Nein«, sagte Derra in einem Ton, der nahe legte, dass dies als Antwort genügen musste. »Wir sollten uns auf das Wesentliche konzentrieren. Zuerst einmal müssen wir so schnell wie möglich Mantor erreichen, aber wenn wir dort eintreffen, sollten wir zudem noch in der Lage sein, uns dem Feind entgegenzustellen. Müde kämpfen ist schwer. Müde, ausgedurstet und hungrig kämpfen ist unmöglich. Deshalb werden wir ab morgen jeden Abend eine halbe Stunde Schwertkampfübungen machen, bevor wir nach dem Tagesmarsch unser Lager aufschlagen. Jeweils zehn gegen zehn. Ich werde die Gruppen einteilen. Diese Übungen dienen einem doppelten Zweck: Erstens wird euch auf diese Art deutlich, wie hart es ist, kämpfen zu müssen, obwohl man erschöpft ist, und zweitens bleibt auf diese Weise euer Schwertarm trainiert. Hat jemand noch Fragen?«
    Niemand antwortete.
    »Gut. Dann legt euch schlafen. Wir brauchen jedes bisschen Erholung, das wir kriegen können.«
    Und so ging es weiter: Marschieren bei Tage, Schwertkampf in der Abenddämmerung, Lager aufschlagen, Lager abbauen, und dann das Ganze von vorn. Die Meilen und die Tage verstrichen, aber in scheinbar immer langsamerem Tempo. Die Stadt Mantor und die bevorstehende Schlacht rückten näher und die Anspannung innerhalb der Truppe wuchs stetig.
    Die Stunden zogen sich dahin, aber in Wirklichkeit rückte die Armee immer schneller vor. Calvyn merkte, dass sich der Zustand der Straßen erheblich besserte, je weiter sie gen Süden marschierten. Die großen Handelswege im Norden waren oft nur mit armseligem Kopfsteinpflaster
versehene Wege, die durch die großen Truppenbewegungen und heftigen Regenschauer stellenweise zu schlammigen Morastpfaden verkommen waren. Das hatte ihren langen Marsch grässlich erschwert. Zeitweise konnten sie sich kaum durch den knietiefen Matsch quälen. Doch nun waren die Straßen gut ausgebaut und breit genug, dass zwei Wagen bequem aneinander vorbeikamen. Allein ihre Nervosität und die ewig gleiche Hügellandschaft erweckten den Anschein, als würden sie sich nicht fortbewegen.
    Calvyn erfuhr ein wenig über Mantor, indem er Jenna und andere Soldaten befragte. Als er die Stadt schließlich erblickte, erwies sich seine Vorstellung von einer gewaltigen Hügelfestung und einer von mächtigen Mauern umschlossenen Stadt als weitgehend falsch. Tatsächlich waren die Mauern zwar stark, aber nicht unüberwindbar. Ein Großteil der Gebäude befand sich innerhalb der Festung, aber es gab auch viele Häuser, die außerhalb des Schutzwalls gebaut worden waren.
    Die Idee einer auf einem Hügel gelegenen Stadt war taktisch gesehen einleuchtend, besonders da die weite Biegung des Flusses der Stadt im Westen und Süden eine natürliche Grenze verlieh. Nur eine Steinbrücke war über den rasch dahinfließenden Fallow errichtet worden und auf ihrer Stadtseite stand ein befestigtes Tor. Sämtliche aus Süden und Westen kommende Handelswege waren von dieser Brücke abhängig. Neben den Fährboten war sie die einzige Möglichkeit, den Fluss zu überqueren – es sei denn, man folgte dem Fallow viele Meilen stromaufwärts bis ins Herz Thrandors. In dieser Richtung verlief der Fluss nordwestlich zum Fuß der Celadornberge und dann in Biegungen zurück nach Süden bis zur Quelle im Terachim-Gebirge, welches die südliche Grenze des Königreichs bildete. Doch die taktischen Vorzüge einer hochgelegenen Stadt hatten
irgendwann dem Druck von Handel, Gewerbe und vierzig Jahren friedvollen Wachstums Platz gemacht. Die Bevölkerung Mantors war dem begrenzenden Schutzwall entwachsen, und viele Privatleute und Gewerbetreibende hatten die Möglichkeit einer zukünftigen militärischen Bedrohung ignoriert. So war auf der Nordseite des Hügels nach und nach eine Art Vorstadt entstanden. Doch als Calvyn diese Auslagerungen der Stadt zu Gesicht bekam, lagen sie schon in Trümmern.

    König Malo stand auf den Stadtmauern im Nordwestteil von Mantor und blickte hinunter ins Tal, wo die Brücke über den Fallow die letzte Verteidigungslinie vor dem Schutzwall markierte, auf dem er sich eben jetzt befand. Es dämmerte bereits, und während sich das nächtliche Gewölbe in den Himmel schob, ertönte Donnergrollen aus dem südlich gelegenen Tal hinter ihm. Der König warf einen Blick über die rechte Schulter. In der Ferne erleuchtete ein Blitz den östlichen Himmel, und auf der Burgmauer erschien der

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