Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
wie für das Gute einsetzen. Du hast sicher die Geschichten über Derrigan Darkweaver gehört und wie er versuchte, dieses Land durch die dunklen Kräfte der Magie einzunehmen. Nicht alle diese Erzählungen sind erfunden. Nur die gesamte Bruderschaft der Magier konnte seine Pläne verhindern. Der letzte Kampf war derart grausam, dass es nicht überrascht, wenn die Saga vom Niedergang Derrigans von den meisten als reine Fantasie abgetan wird. Glaub mir, es ist alles andere als Fantasie. Kein Wunder, dass der König von Thrandor nach der Katastrophe mit Derrigan jegliche Magie verbat. Die Menschen misstrauen allem Übernatürlichen, und obwohl ich es nur ungern zugebe, haben sie wahrscheinlich guten Grund dazu. Ich will dir einen Rat geben, denn du wirst die Magie bald immer besser beherrschen: Achte stets darauf, deine Fähigkeiten geheim zu halten, sonst gerätst du in Schwierigkeiten.«
3
Die beiden Reisenden brachen ihr Lager kurz nach Morgengrauen ab. Das Beladen des Wagens war zu einer Kunst geworden, bei der beide genau wussten, wer was wohin packte, und dies in einer genau festgelegten Reihenfolge. Daher dauerte es nicht lange, bis sie wieder
unterwegs waren und den schönen Frühlingsmorgen genießen konnten.
Es war ein wundervoller Tag zum Reisen. Die Sonne schien und es war recht warm für die frühe Tageszeit. Die üppigen Frühlingsblüten an den Hecken erfüllten die Luft mit einem besonderen Duft. Calvyn nahm den schönen Anblick und die Gerüche der sanft ansteigenden Landschaft in sich auf und bemerkte, dass die Blüten an einigen Stellen bereits abstarben und den Anbruch des Sommers verkündeten.
Nicht lange, und die beiden kamen an den kleinen Wagen von Händlern vorbei, die ihre Waren zum Markt und zu den Häfen entlang der Küste brachten.
»Guten Morgen. Was gibt es Neues aus dem Süden, Freunde?«, rief ein vorbeiziehender Händler und brachte seinen Wagen zum Stehen.
»Nichts von Bedeutung. Wohin fahrt Ihr, guter Mann?«, erwiderte Perdimonn und ließ Sachte durch sanftes Ziehen an den Zügeln neben dem Händler halten.
»Nach Port Levan. Ich will diese Winterwolle abliefern.«
»Soweit wir gehört haben, sind die Wege dorthin frei von Gefahren. Lediglich von Überfällen auf kleinere Dörfer, die Reste von Demarrs Rebellen verüben, wurde uns berichtet, aber das alles ist weiter westlich von Eurer Route geschehen.«
Die Brauen des Händlers hoben sich. »Haben die Truppen des Königs dieses Ungeziefer immer noch nicht ausgerottet? Ich dachte, nachdem sie Demarr gefangen und in die Einöde verbannt haben, wären seine Anhänger zur Vernunft gekommen und hätten ihre müde Ausrede für eine Rebellion fallen gelassen. Wie lange ist das her? Zwei, zweieinhalb Jahre, seit sie Demarr verbannt haben?«
»Zweieinhalb«, warf Calvyn ein. Sein Gesicht zeigte keine
Regung, aber seine Stimme klang bitter. In seinem Hals hatte sich ein Klumpen gebildet, weil ungewollt Erinnerungen in ihm aufstiegen.
»Der König hätte diesen Hurensohn gleich aufhängen sollen. Vielleicht hätte das seine verdammten Rebellen abgeschreckt«, meinte der Händler wütend. »Ich weiß, er war ein Graf und behauptete, von königlichem Blut zu sein, aber ich glaube immer noch, der König hat zu viel Milde walten lassen, als er ihn verschonte.«
»Das hätte nur noch größere Unruhen hervorgerufen«, wandte Perdimonn mit einem leichten Kopfschütteln ein. »Als Märtyrer wäre Demarr sicher der Auslöser für einen Bürgerkrieg geworden. So aber hat er jenen Adligen, die alles andere als patriotisch gesinnt sind, keinen Vorwand geliefert, sich einzumischen. Ich glaube, der König hat eine weise Entscheidung getroffen, als er den Verräter verbannen ließ. Dank seiner Klugheit ist es nur eine Handvoll Abtrünniger, die für Unruhe sorgt, und keine ganze Armee.«
»Nun, da mögt Ihr recht haben, mein Freund. Aber es bleibt doch ungerecht, dass er nach all dem Unglück, das er über uns gebracht hat, auf freiem Fuß bleibt, selbst wenn er nur durch die Wüste Terachim streifen kann. Hoffentlich tut uns ein Terachit den Gefallen und bereitet ihm einen tödlichen Empfang.« Der Händler lachte höhnisch. »Aber danke für Eure Auskunft. Ihr werdet sehen, dass der Weg nach Norden für diese Jahreszeit in einem recht guten Zustand ist. Die Anwohner haben die Straße vor Kurzem instand gesetzt und wir sind ohne Zwischenfälle unterwegs gewesen. Gebt auf Euch acht und mögen all Eure Vorhaben von Glück gesegnet sein«,
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