Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
Vom Netzwerk:
den Göttern nur danken, dass du auf unserer Seite stehst!«
    Calvyn lächelte und verbeugte sich erneut.
    »Eure Majestät, nach der Schlacht von Mantor wurde ich zum Korporal befördert«, sagte er mit einem Grinsen. »Allerdings spielt mein Rang wahrscheinlich kaum noch eine Rolle, denn ich werde nicht so bald in Baron Keevans Heer zurückkehren können. Ich muss noch manches erledigen, deshalb bitte ich um Freistellung.«
    »Ach so?«, sagte der König überrascht. »Nun, eine Beurlaubung hast du dir mit Sicherheit verdient, egal was du vorhast. Großer Tarmin, dieser Tag ist ein Fest für die Hofsänger des Reichs! Ich kann es noch gar nicht fassen. Die Terachiten waren durch die mangelnde Versorgung schon ziemlich zermürbt, aber ohne dich hätten wir sie trotzdem nicht besiegen können. Sag mir, wie in Tarmin Namen hast du die fünf shandesischen Einheiten dazu gebracht, einen geschlagenen Monat nach Süden zu marschieren und gegen einen Volk zu kämpfen, mit dem sie nicht verfeindet sind?«

    »Das ist eine lange Geschichte, Eure Majestät. Ich kann sie, wenn Ihr wünscht, in groben Zügen umreißen, aber die Einzelheiten sind ein wenig vertrackt.«
    »Ich bitte darum. Ich vermute, unsere Soldaten kommen im Moment auch allein zurecht. Die Nomaden haben uns die meiste Arbeit ja abgenommen.«
    »Die Lage, in der sich die Shandeser befinden, haben sie Lord Vallaine zu verdanken, dem Anführer eines shandesischen Zaubererkreises, der sich Lord des Inneren Auges nennt. Er hatte die Vision, dass ein Thrandorier das shandesische Heer bei Mantor zum Sieg führen und die Macht über Thrandor erobern würde. Da andere Visionen Lord Vallaines schon eingetroffen waren, war er wie besessen davon. Er sah das Reich des Kaisers von Shandar im Niedergang und wollte es durch die Eroberung benachbarter Reiche wieder stark machen.«
    »Aber warum Thrandor?«, fragte der König. »Wir sind nicht verfeindet und haben die Auseinandersetzung mit den Shandesern stets gescheut.«
    »Vallaine war das völlig einerlei, Eure Majestät. Dass wir Scharmützeln aus dem Weg gingen, betrachtete er als Schwäche, und nach dem Einfall der Wüstennomaden hielt er den Zeitpunkt für günstig. Aber alle diese Erwägungen spielten wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle, denn es war die Vision, die ihn antrieb, die Vision, nach der das shandesische Heer Mantor einnahm. Sie bedeutete ihm alles.«
    »Aber dann war die Vision also doch falsch, und Vallaine war töricht, ihr zu folgen«, sagte Baron Anton abfällig. »Das beweist ja nur, dass diese Prophezeiungen nichts als Humbug sind.«
    Calvyn lachte.
    »Nun, Mylord, so ist es auch wieder nicht«, erklärte Calvyn.
»Seht Ihr, Vallaine hat Mantor nie gesehen und sein Wissen über die Stadt stammte aus zweiter Hand. Als ich gefangen genommen und den Lords des Inneren Auges vorgeführt wurde, erkannte er in mir den Thrandorier aus seiner Vision und entwickelte einen ausgeklügelten Plan, um mich für seine Zwecke einzuspannen. Vallaine ließ einen Hexenmeister einen mächtigen Dämon heraufbeschwören, der mir die Seele entreißen und damit mein Gedächtnis und meine Loyalität zu Thrandor auslöschen sollte. Dann machte er sich daran, mich gemäß dem Bild in seiner Vision zu formen und auszubilden. Zu seinem Pech hatte der Plan große Lücken, die er, da er sich so darauf versteift hatte, nicht wahrhaben wollte.«
    Calvyn schloss kurz die Augen und dachte an die ersten Tage nach seiner Begegnung mit dem Gorvath zurück.
    »Das Erste, was er nicht ahnte, war, dass mit dem Verlust meiner Seele mein Gedächtnis durchaus nicht getilgt war, zumindest nicht vollständig.«
    »Du meinst, er hat das wirklich gemacht? Er hat einen Dämon heraufbeschworen, der dir deine Seele entrissen hat?«, unterbrach der König entsetzt.
    »Oh ja, Eure Majestät, obwohl ich voller Dankbarkeit sagen darf, dass ich sie jetzt wiederhabe. Seelenlos war ich nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse. Aber ich greife voraus. Von Anfang an hatte ich Erinnerungen an meine Vergangenheit und täglich kamen mehr dazu. Daher wusste ich, dass Vallaine mir Lügen auftischte. Doch nach dem Verlust meiner Seele fühlte ich mich niemandem verpflichtet. Ich behielt deshalb mein Wissen für mich, denn ich sah, dass er mir zu einer Macht verhelfen wollte, die mich durchaus lockte. Still und heimlich verfolgte ich meine eigenen Ziele, stärkte meine Stellung und häufte möglichst viel Wissen an. Als Vallaine mir dann offenbarte, für

Weitere Kostenlose Bücher