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Das Verschwiegene: Roman (German Edition)

Das Verschwiegene: Roman (German Edition)

Titel: Das Verschwiegene: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linn Ullmann
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herumwirbelte.
    Liv zog beim Lachen die Nase kraus. Sie war die Einzige in der Familie, die das tat. Und sie lachte noch mehr, als Alma sagte: »Was glänzt und glänzt und wird doch nie eine Prinzessin?«
    »Weiß ich nicht«, sagte sie eifrig. »Sag schon!«
    »Nix da«, sagte Alma. »Find’s selber raus.«
    Im Sommer arbeiteten Siri und Jon die ganze Zeit, vor allem Siri. Siri wusste genau, wie viel Arbeit auf sie zukam, und auf Jon kann ich ja nicht zählen (sagte sie leise, aber gerade so laut, dass alle es hörten), darum hatte sie darauf bestanden, jemanden mitzunehmen, der auf die Kinder aufpasste. Und so war Mille nach Mailund gekommen. Sie brauchten zwar niemanden, der sich um Alma kümmerte, aber sie brauchten jemanden für Liv, die gerade vier geworden war. Alma konnte auf sich selbst aufpassen. Alma konnte auch auf andere aufpassen. Manchmal passte sie auf Liv auf (aber nicht sehr lange am Stück), und manchmal passte sie auf einen kleinen Jungen auf, der Simen hieß und am Ende der Straße wohnte, aber das kam, wie gesagt, nur ab und zu vor und auch nie lange am Stück, und in dem Sommer war Simen so groß geworden, dass er keinen Babysitter mehr brauchte.
    Alma hatte schon am Tag nach ihrer Ankunft in Mailund bei Simen geklingelt. Simens Mutter hatte die Tür geöffnet. Sie trug ein kleines Diamantkreuz um den Hals und wirkte sehr ernst, wie immer. Einmal erzählte Simen, seine Mutter nenne ihn kleine Singdrossel, wie in dem Kinderlied. Sie verstand nicht ganz, warum. Simen sah überhaupt nicht wie eine Singdrossel aus, eher wie eine Krähe, aber nicht wie eine Singdrossel, und auch seine Mutter sah nicht wie eine Singdrossel aus.
    »Hallo«, sagte Alma und kam gleich zur Sache. »Ich kann gern im Sommer auf Simen aufpassen.«
    Aber Simens Mutter schüttelte den Kopf, bevor Alma den Satz zu Ende gesprochen hatte. Alma überlegte, warum sie das tat. Fand Simens Mutter sie komisch? Manchmal stand der schwarze Wirbel an ihrem Kopf senkrecht ab, und dann sah sie sehr komisch aus. Oder war etwas mit ihrer Stimme? Hatte ihre Stimme schrill geklungen? Hatte sie etwas Dummes gesagt? Hätte sie vorab ein bisschen plaudern sollen, bevor sie zur Sache kam, hätte sie zum Beispiel sagen sollen: Es ist lange her, seit wir uns zuletzt gesehen haben, fast ein ganzes Jahr, geht es Ihnen gut? Oder etwas in der Art?
    Simens Mutter stand hinter der Tür, die sie am liebsten so schnell wie möglich wieder geschlossen hätte.
    »Nein, Alma, Simen ist jetzt so groß, dass wir niemanden mehr für ihn brauchen«, sagte sie. »Er ist jetzt neun, weißt du. Ihr seid fast gleich alt.«
    Alma sah zu Boden und strich die Haare zurück.
    »Sind wir nicht«, sagte sie, »ich bin schon fast dreizehn.«
    »Trotzdem«, sagte die Mutter, »Simen spielt jetzt mit seinen Kameraden und braucht keinen Babysitter mehr. Aber vielen Dank für das Angebot. Wir sprechen uns sicher noch.«
    Alma sah Simens Mutter direkt ins Gesicht.
    »Tun wir das?«, fragte sie.
    Simens Mutter wollte die Tür gerade schließen, machte sie aber noch einmal auf.
    »Ob wir was tun, Alma?«
    »Uns sprechen!«, sagte Alma. »Tun wir das? Oder war das einfach so dahergesagt?«
    Simens Mutter lachte leise. Es war das erste Mal, dass Alma sie lachen sah. Sie hatte ein schönes Lachen. Sie sahen sich an.
    »Vielleicht beides«, sagte Simens Mutter. »Ich bin ganz sicher, dass wir uns sprechen werden, wir sind ja so etwas wie Nachbarn, jedenfalls im Sommer, und da sehen wir uns ständig. Aber es war auch einfach nur so dahergesagt. Okay?«
    Letzten Sommer hatte Alma zweihundert Kronen bekommen, wenn sie vier Stunden auf Simen aufpasste. Die erste Stunde hatten Alma und Simen bei Alma in Mailund verbracht, und Simen hatte es Spaß gemacht, die riesige Treppe vom Keller bis zum Dachboden hinaufzurennen, in dem Jon saß und schrieb. Simen war noch nie in so einem großen Haus gewesen, sagte er, mit so einer langen breiten Treppe. Schließlich kam Jenny aus ihrem Zimmer (das im ersten Stock lag und eigentlich aus zwei großen Zimmern mit Bad bestand) und sagte, Alma und Simen sollten jetzt im Wald spazieren gehen oder etwas anderes machen, sie ertrage das Getrampel auf der Treppe nicht mehr. Es gehe ihr auf die Nerven.
    Siri war auf dem Weg zur Arbeit, und das bedeutete, dass Jon bald mit Schreiben aufhören musste, um Liv zu hüten. So hatten sie sich im Sommer vor Mille arrangiert. Sie hatten den Tag untereinander aufgeteilt. Bevor Siri losfuhr, packte sie einen

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