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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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spüren, wie die Härchen auf ihren Armen sich von der Hitze aufrichteten.
    Eugene humpelte eilig an ihr vorbei, stürmte in die Scheune und kam gleich wieder heraus. Er würgte. Lou schaute auf den Wassertrog neben dem Pferch und entdeckte in unmittelbarer Nähe eine Decke, die über dem Zaun hing. Sie raffte die Decke zusammen und tauchte sie ins kalte Wasser.
    »Wirf dir das über, Eugene.«
    Eugene hüllte sich in die nasse Decke und versuchte ein zweites Mal, in die Scheune vorzudringen.
    Im Innern stürzte ein Balken herab und verfehlte Eugene knapp. Überall nur Feuer und Rauch. Eugene war mit dem Innern der Scheune ebenso vertraut wie mit allem anderen auf der Farm, doch er hätte ebenso gut blind sein können. Er schaffte es endlich bis zu Sue, die in ihrer Box verrückt spielte, riss die Tür auf und legte einen Strick um den Hals der völlig verstörten Stute.
    Sue im Schlepptau, taumelte Eugene aus der Scheune und warf Lou den Strick zu, die das Pferd unter Mithilfe von Louisa und Oz wegführte, während Eugene sofort wieder in der Scheune verschwand. Lou und Oz schleppten eimerweise Wasser aus dem Brunnenhaus herbei, doch Lou wusste, dass dieses Unternehmen in etwa so wirkungsvoll war, als würden sie versuchen, Schnee durch Anhauchen zum Schmelzen zu bringen. Eugene trieb die Maultiere und die Kühe bis auf eine aus dem Stall. Doch sie verloren alle Schweine, den gesamten Heuvorrat sowie den größten Teil ihres Werkzeugs und des Geschirrs. Die Schafe standen bereits auf der Winterweide, doch der Verlust war trotz alledem katastrophal.
    Louisa und Lou schauten von der Veranda hilflos zu, wie die Scheune, mittlerweile nur noch ein armseliges Gerippe aus Stützen und Verstrebungen, unaufhaltsam niederbrannte. Eugene stand am Pferch, in den er ihr Vieh getrieben hatte. Oz stand neben ihm, einen Eimer Wasser in der Hand, um dessen Inhalt auf jedes noch so kleine hochzüngelnde Flämmchen zu schütten.
    Dann stieß Eugene einen Warnruf aus. »Sie stürzt ein!«
    Er zerrte Oz in Sicherheit. Die Reste der Scheune brachen zusammen. Noch einmal leckten die Flammen hoch, und die Schneeflocken verdampften weiterhin ungehört in diesem Inferno.
    Louisa verfolgte das Schauspiel voll innerer Qual, als stünde sie selbst in den Flammen. Lou hielt ihre Hand fest und merkte, wie Louisas Finger zu zittern begannen und der vorher so unerschütterlich starke Druck ihrer Hand erschlaffte.
    »Louisa?«
    Ohne einen Laut sank die alte Frau auf den Bretterboden der Veranda.
    »Louisa!«
    Der verzweifelte Schrei des Mädchens hallte durch das öde, eisige Tal.
    Cotton, Lou und Oz standen neben dem Krankenhausbett, in dem Louisa lag. Es war eine verwegene Fahrt im alten Hudson den Berg hinunter gewesen, Eugene am Lenkrad, der wie ein Wilder rauf und runter schaltete, den Motor aufheulen ließ und schlingernd durch die Kurven jagte, bis die Reifen endlich auf dem rauen Schotterbelag unter der dünnen Schneedecke griffen. Zweimal wäre der Wagen beinahe über die Kante in den Abgrund gerutscht. Lou und Oz hatten sich an Louisa geklammert und gebetet, dass sie nicht starb. Sie hatten sie ins kleine Krankenhaus in Dickens gebracht, und dann war Lou losgerannt und hatte Cotton aus dem Bett getrommelt, während Eugene zur Farm zurückgefahren war, wo er sich um Amanda und die Tiere kümmern wollte.
    Travis Barnes untersuchte Louisa, und die Miene des Mannes drückte große Besorgnis aus. Das Krankenhaus war zugleich seine Wohnung, und der Anblick eines Esstisches und eines Kühlschranks von General Electric hatte Lou nicht unbedingt beruhigt.
    »Wie geht es ihr, Travis?«, fragte Cotton.
    Barnes schaute die Kinder an und zog dann Cotton zur Seite. »Sie hatte einen Schlaganfall«, sagte er mit leiser Stimme. »Wie es aussieht, ist ihre linke Seite teilweise gelähmt.«
    »Wird sie sich wieder erholen?« Die Frage kam von Lou, die alles gehört hatte.
    Travis zuckte bekümmert die Achseln. »Wir können nicht viel für sie tun. Die nächsten achtundvierzig Stunden sind kritisch. Wenn ich überzeugt wäre, dass sie eine solche Fahrt überstehen würde, hätte ich sie längst ins Hospital in Roanoke geschickt. Wir haben hier für solche Fälle nicht die richtigen Geräte. Aber ihr könnt jetzt alle nach Hause gehen. Ich melde mich, falls ihr Zustand sich ändert.«
    Lou schüttelte den Kopf. »Ich bleibe.« Und dann erklärte Oz das Gleiche.
    »Ich glaube, damit sind Sie überstimmt«, stellte Cotton ruhig fest.
    »Draußen steht eine

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