Das Versprechen
Farmer wusste nicht mehr, was er weiter sagen sollte. Dann beobachtete er, wie Wolken aufzogen, wie der Himmel aufriss und das Wasser herabrauschte. Er erhob sich, denn nun war einiges an Arbeit zu tun. Siehst du<, sagte der heilige Mann, meine Worte haben sich erfüllt. Gott hat dir den Weg gewiesen. < - >Wir werden sehen<, sagte der Farmer. »Denn es ist schon sehr spät im Jahr.< Während er sich entfernte, um zu seinem Land zurückzukehren, rief der Prediger ihm etwas nach. >Sohn der Erde<, sagte er, >wenn die Ernte gut ausfällt, gedenke in deinem Überfluss auch der Kirche.< Der Farmer drehte sich um und tippte sich mit einem Finger an die Hutkrempe. >Der Herr wirkt wahrhaftig auf wunderbare und geheimnisvolle Weise<, sagte er zu dem anderen Mann. Und dann wandte er sich um und ließ das Auge und das Ohr Gottes hinter sich.«
Lou faltete den Brief zusammen und schaute Louisa erwartungsvoll an. Sie hoffte, das Richtige getan zu haben, indem sie Louisa den Brief vorlas. Lou fragte sich, ob der junge Jack Cardinal nicht bemerkt hatte, dass die Geschichte einen ganz persönlichen Schwenk machte, als das Thema einer scheiternden Ehe zur Sprache kam.
Louisa starrte ins Feuer. Sie schwieg minutenlang. »Das Leben hier oben war immer hart, vor allem für ein Kind«, sagte sie dann. »Und es ist hart für Mann und Frau, auch wenn ich niemals darunter gelitten habe. Wenn meine Ma und mein Pa sich je ein böses Wort gesagt haben, dann habe ich es nicht gehört. Und ich und mein Joshua haben uns verstanden bis zu seinem letzten Atemzug. Aber ich weiß, dass es für deinen Pa hier oben nicht so war. Jake und seine Frau, sie hatten oft Streit.«
»Wenn Dad dich gebeten hätte, zu uns zu kommen und bei uns zu leben«, fragte Lou, »hättest du es getan?«
Sie schaute Lou an. »Du fragst mich, weshalb ich diesen Ort niemals verlasse? Ich liebe dieses Land, Lou, denn es lässt mich nie im Stich. Wenn die Ernte schlecht ist, esse ich die Äpfel oder die wilden Erdbeeren, die es immer gibt, oder die Wurzeln, die man überall finden kann, wenn man weiß, wo man suchen muss. Auch wenn drei Meter Schnee liegen, komme ich zurecht. Ob Regen oder Hagel oder glühende Sommerhitze, die den Teer flüssig macht, ich komme zurecht. Ich finde Wasser an Stellen, wo es eigentlich keins geben dürfte, und ich komme zurecht. Ich und das Land. Ich und dieser Berg. Aber für Leute, die Licht haben, wenn sie nur auf einen kleinen Knopf drücken, oder die mit Menschen reden, die sie nicht einmal sehen können, hat das wahrscheinlich keine Bedeutung.« Sie hielt inne, holte tief Luft. »Aber für mich bedeutet es alles.« Sie blickte wieder ins Feuer. »Alles, was dein Pa gesagt hat, stimmt. Der Berg kann wundervoll sein. Er kann aber auch grausam sein.« Sie schaute Lou an und fügte leise hinzu: »Und der Berg ist mein Zuhause.«
Lou lehnte den Kopf an Louisas Brust. Die Frau strich sanft über das Haar des Mädchens, als sie dort saßen und sich am Feuer wärmten.
Und dann sagte Lou etwas, das sie niemals über die Lippen zu bringen geglaubt hätte. »Und jetzt ist er auch mein Zuhause.«
KAPITEL 34
Schneeflocken schwebten aus den grauen Wolkengebirgen herab. In der Nähe der Scheune erklang ein lautes Zischen, und dann entstand ein Fleck hellen Lichts, der stetig größer wurde.
Im Farmhaus wälzte Lou sich unruhig im Bett herum. Sie hatte einen schrecklichen Albtraum. Ihr und Oz’ Bett waren ins Wohnzimmer an den Kamin geschoben worden, und sie lagen zusammengerollt unter den Steppdecken, die Louisa im Laufe der vielen Jahre genäht hatte. In ihrem unruhigen Schlaf hörte Lou ein Geräusch, konnte aber nicht erkennen, was es war und woher es rührte. Sie öffnete die Augen, setzte sich ruckartig auf. An der Tür erklang ein Kratzen. Sofort war Lou hellwach. Sie öffnete die Tür, und Jeb stürmte herein, kläffte und sprang wild herum.
»Jeb, was ist los? Stimmt was nicht?«
Dann hörte sie die Schreie der Tiere.
Im Nachthemd rannte Lou hinaus. Jeb folgte ihr kläffend, und Lou sah endlich, was den Hund so erschreckt hatte: Die Scheune brannte lichterloh. Lou eilte zurück zum Haus, verkündete schreiend, was geschehen war, und lief dann zur Scheune.
Eugene erschien in der Haustür des Farmgebäudes, erblickte das Feuer und rannte los. Oz folgte ihm auf dem Fuße.
Als Lou das große Scheunentor aufriss, schlugen ihr Rauch und Flammen entgegen.
»Sue! Bran!«, rief sie, während der Qualm ihr in die Lunge drang. Sie konnte
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